Geschichte Schülerlexikon
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Kaiser, höchster weltlicher Herrschertitel, entstanden aus dem Namen Cäsar, dem Beinamen der Kaisers des antiken Römischen Reichs . Während das antike Kaisertum im Weströmischen Reich im Jahr 476 erlosch, bestand es im Oströmischen Reich (Byzantinischen Reich) bis 1453 fort. Kaiser im Mittelalter Im Westen schuf Karl der Große 800 in Rivalität zum byzantinischen Kaisertum als Erneuerung des weströmischen das abendländische Kaisertum (lateinisch „renovatio imperii“). Eine Neuerung war bis ins Spätmittelalter das seit 823 bestehende Krönungsrecht des Papstes, verbunden mit dem Krönungsort Rom...
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Kalif, Nachfolger oder Stellvertreter des Propheten Mohammed . Ursprünglich war es der Titel des obersten Herrschers über das gesamte islamische Reich. Die Herrschaft wurde daher auch Kalifat genannt. Nach dem Zerfall der politischen Einheit nannten sich einige Herrscher von unabhängigen islamischen Teilstaaten ebenfalls Kalifen. Im Unterschied dazu ist ein Emir ein Befehlshaber oder Fürst. Ihr Herrschaftsgebiet wird Emirat genannt.
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Kalter Krieg, allgemein die politische Konfrontation von Staaten ohne Waffengewalt. Unterhalb der direkten Kriegsschwelle werden in der Auseinandersetzung diplomatische, wirtschaftliche und propagandistische Maßnahmen getroffen. Der Begriff charakterisierte nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs die Spannungen zwischen den USA und der UdSSR über die Gestaltung der Nachkriegspolitik, insbesondere gegenüber Deutschland und Osteuropa. Diese Spannungen hielten etwa bis 1955 an und wurden dann trotz andauernder Gegensätze zwischen den beiden Machtblöcken in Ost und West, die sich durch die...
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Kapitalismus, das Wirtschaftssystem besonders im Zeitalter der industriellen Revolution und der anschließenden Industrialisierung . Kennzeichen und Phasen Die Beziehungen der Menschen, Organisationen und Institutionen wurden wesentlich von den Interessen derjenigen bestimmt, die über das Kapital verfügen: Dieses Privateigentum an den Produktionsmitteln umfasste dabei sowohl das frei verfügbare Geldvermögen als auch das in Grundstücken, Gebäuden, Maschinen, Werkzeugen und anderen Betriebsmitteln investierte Kapital. Die Verfügungsgewalt über die Produktionsmittel schloss auch das Weisungsrecht...
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Kapp-Lüttwitz-Putsch , der Versuch rechte Feinde der Weimarer Republik um den Politiker Wolfgang Kapp (*1858, †1922) und dem Armeegenreal Walther Freiherr von Lüttwitz (*1859, †1942), die Reichsregierung zu stürzen. Dieser Putschversuch ist Teil von Gefährdungen der Republik von rechts und links in den Krisenjahren von 1920 bis 1923, die nicht nur durch harte innenpolitische Auseinandersetzungen geprägt waren, sondern auch durch die schwierige wirtschaftliche Lage mit hoher Inflation, was 1923 zur Währungsreform führte. Putschversuche von rechts Rechtsradikale Freikorps versuchten am 13.3.1920...
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Karl der Große, König des Fränkischen Reichs und ab 800 erster Kaiser seit der Antike (*747, †814). Karl stammte aus dem fränkischen Geschlecht der Karolinger und war der älteste Sohn König Pippins III., des Jüngeren (*714/15, †768). Im Alter von 22 Jahren trat er zusammen mit seinem Bruder Karlmann I. (*751; †771) die Nachfolge seines Vaters an. 771 herrschte er nach dem Tod seines Bruders allein über das Fränkische Reich. Kaiserkrönung Nach den Jahren des Krieges war die Kaiserkrönung im Jahr 800 ein Höhepunkt in seinem Leben. Sie hatte weitreichende Folgen; denn damit wurde ein Kaisertum in...
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Karl V., spanischer König (als Karl I von 1516 bis 1556) und Kaiser des Deutschen Reiches von 1519 bis 1556. Er lebte von 1500 bis 1558 und stammte aus der Dynastie der Habsburger . Kaiserwahl 1519 wurde der erst 19-jährige spanische König Karl I. als Karl V. unter Einsatz enormer, durch die Fugger bereitgestellten Geldmittel in Frankfurt am Main zum römisch-deutschen Kaiser gewählt. Einer seiner Gegenkandidaten war König Franz I. (*1494, †1547, König von Frankreich seit 1515). Kriege gegen Frankreich und Reformation Die militärischen Auseinandersetzungen zwischen diesen beiden in insgesamt...
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Karlsbader Beschlüsse, Verpflichtung aller Mitgliedsstaaten des Deutschen Bundes vom September 1819, gegen Demagogen und Revolutionäre vorzugehen. Verfolgungen und Pressezensur In der Folge wurden studentische Zusammenschlüsse (Burschenschaften) verboten, alle politischen Schriften zensiert, Kritiker der Fürstenherrschaft als „Demagogen“ (Volksverhetzer) verfolgt. Die Polizei überwachte die Universitäten, die Presse wurde zensiert, unliebsame Professoren verloren ihr Amt. Am 23.3.1819 hatte ein Burschenschaftler den Schriftsteller August von Kotzebue (*1761, †1819), der die Studenten zuvor...
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Karolinger, das nach Karl dem Großen benannte fränkische Hochadelsgeschlecht. Der Aufstieg der Karolinger hatte den drohenden Zerfall des Reichs der Merowinger verhindert. 768 übernahm Karl der Große, Sohn von Pippin III., dem Jüngeren (*714/15, †768), die Herrschaft im Fränkischen Reich . Die Karolinger herrschten mit päpstlicher Unterstützung. Im Gegenzug schützten sie den Papst . Die Herrschaft Karls des Großen Von 768 bis zu seinem Tod 814 dehnte Karl, der den Beinamen „der Große“ schon zu Lebzeiten erhielt, als Alleinherrscher das Frankenreich über alle germanischen Stämme aus. Damit war...
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Karthago, ab dem 7. Jahrhundert v. Chr. eine große See- und Handelsmacht im westlichen Mittelmeer an der nordafrikanischen Küste. Gründungslegende Ebenso wie Rom besaß Karthago eine Gründungslegende. Als traditionelles Datum für die Stadtgründung wird das Jahr 814 v. Chr. genannt. Nach der Überlieferung verdankte Karthago ihre Gründung der Königstochter Dido. Sie stammte aus Tyros, einer der wichtigsten phönizischen Städte an der Küste des heutigen Libanon. Die Phönizier sorgten damals für den Vertrieb von Waren rund um das Mittelmeer. Als Dido an der nordafrikanischen Küste landete, wurde sie...
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Katholische Liga, 1609 gebildeter Zusammenschluss der meisten katholischen Fürsten mit Ausnahme des Hauses Österreich und Salzburg der Habsburger als Gegenbündnis zur Protestantischen Union unter Führung von Herzog Maximilian I. von Bayern (*1573, †1651, bayerischer Herzog seit 1597, Kurfürst seit 1623). Die Liga kämpfte im Dreißigjährigen Krieg gegen die Protestantische Union . Sie unterstützte Kaiser Ferdinand II. (*1578, †1637, katholischer König von Böhmen seit 1617, König von Ungarn seit 1618, römisch-deutscher Kaiser seit 1619) bei der Niederschlagung des Böhmischen Aufstands und war zu...
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Keilschrift, um 3200 v. Chr. von den Sumerern entwickelte Schrift. Sie ist benannt nach dem keilförmigen Abdruck eines Griffels auf Tontafeln und war im Sumererreich Voraussetzung für Staat und Verwaltung sowie für die Wissenschaft.
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Ketzer, alle diejenigen ihrer Mitglieder der katholischen Kirche, die von den als bindend formulierten Glaubenswahrheiten abwichen und entgegen der offiziellen Lehrmeinung eigene Lehren aufstellten. Seitdem das Christentum 380/381 im Römischen Reich Staatsreligion geworden war, wurden Ketzer verfolgt. Gleichbedeutend mit Ketzer ist der Begriff Häretiker. Die Albigenser In Südfrankreich sammelte sich eine Gruppe, die sich die Katharer (griechisch „die Reinen“) nannten. Sie strebten eine neue Form der Frömmigkeit durch Armut und Laienpriestertum an. Nach dem Mittelpunkt dieser religiösen...
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Kinderarbeit, die Erwerbsarbeit von Kindern. Kinder mussten in der Zeit der industriellen Revolution und der Industrialisierung im 19. Jahrhundert häufig zur Sicherung der Existenz der Familien beitragen. Kinder verrichteten in den Fabriken gegen Hungerlöhne Handlangerdienste, arbeiteten an Maschinen oder unter unmenschlichen Bedingungen in Bergwerken. Die Stollen waren oft sehr niedrig, und sie konnten darin nur kriechend arbeiten. Erst als sich die Meldungen über Unglücksfälle und körperliche Schädigungen häuften, griff der Staat ein. Ab 1839 durften in Preußen Kinder unter 10 Jahren nicht...
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Kirchenbann, der Ausschluss aus der Gemeinschaft der Kirche und das wichtigste Mittel des Papstes im Machtkampf gegen den deutschen König, z.B. im Investiturstreit oder der Auseinandersetzung mit Friedrich II. Der Gebannte konnte nicht die Sakramente der Kirche empfangen (z.B. das Abendmahl). Da viele Menschen im Mittelalter sehr gläubig waren, war dies eine sehr harte Strafe.
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Kirchenstaat, das politische Herrschaftsgebiet des Papstes , das 756 durch die Pippinische Schenkung entstand und nach wechselvoller Geschichte 1870 nach einer Volksabstimmung dem Königreich Italien angegliedert wurde (Risorgimento). In den Lateranverträgen von 1929 erkannte die italienische Regierung die staatliche Souveränität des Vatikans als Sitz des Papstes an. Die Vatikanstadt in Rom gilt seither als Nachfolgeterritorium des Kirchenstaats.
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Kloster, besondere Gebäudeanlage, meist an besonderen Orten für das Zusammenleben von Glaubensbrüdern (Mönchen) oder Glaubensschwestern (Nonnen) zur Ausübung ihrer von ihrem Glauben geprägten Lebensweise. Der Begriff Kloster stammt vom Lateinischen „claustrum“ = verschlossener Ort. Die Glaubensgemeinschaften heißen Orden . Erste Klöster Der Ägypter Pachomius und der kleinasiatische Bischof Basilius schufen im 4. Jahrhundert Regeln zur Ordnung des Gemeinschaftslebens der Mönche. Benedikt von Nursia (*um 480, †547) gründete 529 am Monte Cassino in Latium das erste Kloster in Europa. Er verfasste...
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Koalitionskriege, die Kriege der verbündeten europäischen Monarchien gegen das Frankreich der Französischen Revolution und zur Zeit Napoleon Bonapartes von 1792 bis 1814. Verschiedene Koalitionen gegen Frankreich Im 1. Koalitionskrieg von 1792 bis 1797 kämpfte Frankreich gegen Österreich und Preußen, im 2. Koalitionskrieg von 1799 bis 1802 gegen Österreich, Russland, Portugal und England. Diese beiden Koalitionskriege werden auch Revolutionskriege genannt. Auch als Napoleonische Kriege werden die kriegerischen Auseinandersetzungen zu Zeiten der Herrschaft Napoleons bezeichnet (1799 bis 1814)...
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Kolonialismus, die Errichtung von Handelsstützpunkten und Siedlungen ab dem Ende des 15. Jahrhunderts, dem Zeitalter der geografischen Entdeckungen , durch Großmächte wie die Seemächte England, Spanien, Portugal und die Niederlande, später auch Frankreich. Als Höhepunkt gilt das Zeitalter des Imperialismus . Dabei ging es um die Beherrschung fremder, vorgeblich kulturell unterlegener Länder, die durch ein militärisch überlegenes „Mutterland“ zu Kolonien gemacht wurden. In einem Wettlauf konkurrierten die europäischen Kolonialmächte vor allem um die Aufteilung Afrikas („Wettlauf um Afrika“)...
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Kolonialmächte, die europäischen Großmächte Großbritannien, Frankreich, Russland und das Deutsche Kaiserreich sowie Japan und die USA, die im 19. Jahrhundert in Konkurrenz zueinander in Afrika und Asien neue Kolonialreiche gründeten und eine neue Form des Kolonialismus und der Kolonialpolitik schufen. Kleinere Kolonialmächte waren z. B. die Niederlande, Belgien und Italien. Großbritannien war die stärkste Kolonialmacht und bildete das „British Empire“ ( Empire ): Großbritannien besaß Kolonien in Afrika, zahlreiche Inseln in aller Welt, außerdem Kanada, Australien, Neuseeland und „Britisch...
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Kolonialpolitik, die Schaffung von Kolonien im Rahmen des Kolonialismus und Imperialismus sowie die Ausübung der Kolonialherrschaft in diesen Gebieten durch die Kolonialmächte . Die Kolonialmächte waren den Kolonien gegenüber militärisch überlegen, die dort lebenden Menschen den Kolonialherren ausgeliefert. Die Entkolonialisierung begann erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Die einheimischen Bewohner der Kolonien wurden brutal unterworfen und wirtschaftlich ausgebeutet: willkürlicher Einsatz einheimischer Arbeitskräfte, Prügelstrafe bis hin zur Verstümmelung bei nicht erbrachten Leistungen...
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Kolonien, im Unterschied zum Imperialismus und Kolonialismus im 19. und 20. Jahrhundert sowie zu den spanischen Kolonien in Lateinamerika nach den geografischen Entdeckungen sowie ähnlich den Kolonien im antiken Griechenland seit Ende des 16. Jahrhunderts neu geschaffene Siedlungen zur Erschließung Nordamerikas. Insbesondere bei den englischen Kolonien handelte es sich im Unterschied zu den spanischen Kolonien in Amerika zunächst um Siedlungskolonien und nicht um Beherrschungs- oder Eroberungskolonien. Der englische König oder die englische Regierung schickten private Kaufmannsgesellschaften...
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Kolonien, von ausgewanderten Griechen vom 8. bis 6. Jahrhundert v. Chr. im Mittelmeerraum und rund ums Schwarze Meer gegründete Siedlungen. Sie entwickelten sich zumeist an ursprünglichen Handelspunkten zu wirtschaftlich und politisch unabhängigen Tochterstädten der griechischen Stadtstaaten bzw. Poleis (Mutterstädte). Durch diese Kolonisation verbreitete sich die griechische Kultur und Sprache weit über das Mutterland hinaus. Die Kolonien trugen zum Aufschwung von Handel und Wirtschaft in Griechenland bei. Noch heute bestehen Großstädte aus dieser Zeit: Neapel (von Kyme aus begründet, um 700...
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Kolonisation (griechische Antike), die Auswanderung griechischer Siedler in den östlichen Mittelmeerraum und rund ums Schwarze Meer und die Gründung von Tochterstädten ( Kolonien ) zu den griechischen Stadtstaaten (Mutterstädte). Sparta nahm an der Kolonisation nicht teil. Die Gründe für diese Wanderungen sind vielfältig. So waren es häufig politische Streitigkeiten oder auch die Suche nach neuen Handelsplätzen. In den meisten Fällen aber ließen Missernten, Hungersnöte, Armut und Überbevölkerung für einen Teil der Bevölkerung keine andere Wahl, als eine neue Heimat zu suchen.
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Kolping, Adolf, katholischer Priester und Sozialreformer. Kolping, der von 1813 bis 1865 lebte, gehörte zu den wenigen Personen aus kirchlichen Kreisen, die frühzeitig das Elend der Arbeiter sahen. Sozialreformer Zunächst Schuhmacher, wurde er später Priester und gründete 1846 den Katholischen Gesellenverein. Er kämpfte dafür, dass in Städten für alleinstehende Arbeiter eigene Aufenthalts- und Wohnheime eingerichtet wurden. Bis 1865 entstanden in ganz Deutschland 420 Vereine mit rund 60.000 Mitgliedern. Kolping wurde damit Begründer des nach ihm benannten Werks (Kolpingwerk), der als...
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Kommunismus, auf den französischen Schriftsteller und utopischen Sozialisten Étienne Cabet (*1788, †1856) um 1840 geprägter Begriff für den von radikalen politischen Bewegungen seit der Französischen Revolution angestrebten Zustand einer herrschaftsfreien klassenlosen Gesellschaft. Durch gemeinschaftliche Verwaltung der Güter und durch die Aufhebung des Privateigentums, zumindest an den Produktionsmitteln, sollen alle Mitglieder der kommunistischen Gesellschaft gleichgestellt sein. 1847 wurde der Bund der Kommunisten gegründet, dem Karl Marx und Friedrich Engels (*1820, †1895) mit dem...
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Kommunistisches Manifest, eine 1847/48 entstandene Flugschrift, die als grundlegendes Dokument des Marxismus gilt. Verfasser waren Karl Marx und Friedrich Engels (*1820, †1895). Wichtige Thesen des „Kommunistischen Manifests“ sind: Die Geschichte der Menschen sei die Geschichte von Klassenkämpfen. Der Klassenkampf des Kapitalismus sei der Kampf zwischen Arbeiterklasse (Proletariat) und Besitzbürgertum (Bourgeoisie). Die Arbeiter aller Industrieländer würden mehr und mehr verarmen, was zu einer weltweiten proletarische Revolution führen würde. Die proletarische Revolution würde eine klassenlose...
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Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, Abkürzung KSZE, in Helsinki 1973 eröffnete Konferenz von 33 europäische Staaten der USA und Kanada, die stark zur Entspannungspolitik in Europa und zwischen den Militärbündnissen NATO und Warschauer Pakt beitrug. DIE KSZE tagte bis 1975 in Genf und endete am 1.8.1975 mit der Unterzeichnung der selbstverpflichtenden Schlussakte von Helsinki . Die Schlussakte von Helsinki Die Schlussakte behandelte in drei »Körben« die Prinzipien der zwischenstaatlichen Beziehungen (Korb I), die Zusammenarbeit unter anderem in Wirtschaft, Wissenschaft und...
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Konfession, ursprünglich die Zusammenfassung von Glaubensgrundsätzen. Im weiteren Sinne versteht man darunter das religiöse Bekenntnis eines Einzelnen oder einer religiösen Gemeinschaft. Beim Reichstag zu Augsburg 1530 hatte Karl V. die Lutheraner aufgefordert, ihre theologischen Grundsätze darzulegen. Für sie formulierte der Humanist Philipp Melanchthon (*1497, †1560), ein Mitstreiter Luthers , ein ausgleichsbereites Schriftstück, das jedoch die Gegensätze zu den Katholiken nicht überbrücken konnte (Augsburger Konfession).
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König, nach dem Kaiser der Träger höchster staatlicher Gewalt oder der höchste Repräsentant in der Monarchie. Das Königtum gab es zu allen Zeiten (z.B. im antiken Sparta und im vorrepublikanischen Rom). Königtum im Mittelalter Das mittelalterliche Königtum bei den Germanen entstand in der Zeit der Völkerwanderung , als sich die Führungsrolle der Heerführer verfestigte. Zunächst wurde der König von einer adligen Führungsschicht gewählt (im Deutschen Reich bis in die Neuzeit), auch wenn die Wahl oft nur eine Bestätigung der Nachfolge in der jeweiligen Königsfamilie war. Nach germanischen...
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Königsherrschaft (Mittelalter), auf dem Treueverhältnis der Vasallen zu ihrem König beruhende Königsherrschaft. Nach dem Tod des Königs trat im Deutschen Reich nicht wie beim römischen Kaiser automatisch der älteste Sohn die Nachfolge an, sondern die Herzöge und Vasallen wählten ihn aus, kürten den König. Sie waren sich bei der Königswahl jedoch nicht immer einig und dann entschied der Stärkere, wem die Königswürde zustand. Oder die Sache blieb wie im Interregnum unentschieden. Der König, so ist es von Otto I. überliefert, wurde von den Herzögen zum König erhoben, indem sie ihm huldigten. Die...
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Königswahl, die Wahl des deutschen Königs im Mittelalter, zunächst durch Herzöge , nach den Regelungen in der Goldenen Bulle von 1356 durch die Kurfürsten als Wahlgremium. Da Deutschland im Gegensatz zu England oder Frankreich eine Wahlmonarchie war, musste ein Wahlverfahren gefunden werden, das von den Kronvasallen allgemein akzeptiert wurde.
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Konservativismus, eine geistig-politische Grundrichtung, die überlieferter Institutionen und Wertvorstellungen erhalten will, was deren Anpassung an veränderte Verhältnisse einschließen kann. Restauration Zentral für den Konservativismus im frühen 19. Jahrhundert waren die Unantastbarkeit der erblichen Monarchie von Gottes Gnaden, die durch keine geschriebene Verfassung eingeengt werden sollte, die historisch gewachsenen Vorrechte des Adels sowie die Verbindlichkeit der christlichen Moraltheologie für den Staat. Insofern bestimmte der Konservativismus auch die Zeit der Restauration nach dem...
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Konstantin der Große, auch als Konstantin I. bezeichneter römischer Kaiser (306-337), seit 334 Alleinherrscher. Konstantin, sein eigentlicher Name war Flavius Valerius Constantinus , lebte von 270/288 bis 337 und war der Sohn des Constantius Chlorus, der 293 zum Caesar ernannt wurde. Aufstieg zum Kaiser Als sein Vater starb, wurde er 306 von seinen Truppen zum römischen Kaiser ausgerufen. Sein Aufstieg ist mit dem Verfall der Tetrarchie verbunden. Der talentierte Feldherr schlug in einer Entscheidungsschlacht an der Milvischen Brücke bei Rom seinen Mitkonkurrenten Maxentius, der die Hauptstadt...
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Konstantinische Wende, die Entwicklung des Christentums im Römischen Reich zur Staatsreligion, beginnend mit dem Toleranzedikt von Mailand (313). K onstantin der Große , Kaiser des Westens, und Licinius (*um 250, †325), seit 308 Kaiser des Ostens, verkündeten unter Anerkennung des Christentums Religionsfreiheit. Danach ließ Konstantin in Rom die erste christliche Basilika errichten (Laterankirche). Nach ihrem Vorbild entstanden zahlreiche Kirchenbauten. Silvester I . (†335, Papst seit 314) wurde Bischof von Rom und nach katholischer Tradition Papst. Das Christentum gewann weiter an Bedeutung...
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Konstitutionelle Monarchie, die Verbindung der Herrschaft eines Monarchen (Fürst, König, Kaiser) in einer Monarchie mit dem Mitsprachrecht eines Parlaments . In den englischen Revolutionen in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts verlor der König mit seiner Alleinherrschaft ohne Einfluss des Adels an Macht. Mitglieder des Adels, später auch Vertreter der Grafschaften und Städte setzten sich mit ihren Forderungen nach Mitbestimmung und Sicherung von Rechten sowie mit der gesetzlichen Kontrolle des Königtums durch. Grundlegendes Prinzip des Konstitutionalismus ist die Lehre von der...
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Kontinentalsperre, die Wirtschaftsblockade Napoleons gegen England von 1806 bis 1811 nach der Niederlage der französischen Flotte bei der Seeschlacht bei Trafalgar (1805). Um England durch diesen Wirtschaftskrieg niederzuringen, besetzte die französische Armee Portugal, Spanien, Dalmatien, Holland sowie Nordwestdeutschland. Auch Russland schloss sich zunächst der Wirtschaftsblockade an. Das Ausscheiden Russland aus der Kontinentalsperre 1810 veranlasste Napoleon 1812 zum Angriff auf Russland ( Russlandfeldzug ).
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Konzil, Versammlung der höchsten kirchlichen Würdenträger des Christentums . Diese kommen zu Beratungen zusammen, um über wichtige kirchliche Angelegenheiten zu diskutieren und Regelungen zu beschließen. Das erste Konzil fand 325 in Nicäa unter Vorsitz des römischen Kaisers statt. Dort setzte sich die Lehre von der Gottgleichheit Jesu Christi gegen die Lehre der Arianer von der Gottähnlichkeit durch. Das Konstanzer Konzil von 1414 bis 1418 sollte das Abendländische Schisma beenden. In der Neuzeit sind die beiden Vatikanischen Konzile zu nennen.
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Konzil von Trient, Tridentinum, 1542 von Papst Paul III. (*1468, †1549, Papst seit 1534) einberufenes Konzil, das von 1545 bis 1563 in Trient (Italien) mit dem Ziel einer Kirchenreform tagte. Konflikt mit den evangelischen Fürsten Die ebenfalls eingeladenen evangelischen Reichsfürsten nahmen nicht teil, da ihre Forderungen, den Papst von der Leitung des Konzils auszuschließen und die Bibel zur einzigen Grundlage der Verhandlungen zu machen, abgelehnt wurden. Deshalb entschloss sich Kaiser Karl V. zum militärischen Einschreiten und besiegte den Schmalkaldischen Bund . Innerkirchliche Reform und...
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Koran, die Heilige Schrift des Islam. Der Koran enthält die Offenbarungen des Propheten Mohammed , die zu seinen Lebzeiten oder bald nach seinem Tod in 114 Abschnitten (Suren) aufgeschrieben wurden. Der Koran ist das religiöse und weltliche Gesetzbuch und enthält die „Fünf Säulen des Islam“. Neben dem Bekenntnis zu Gott (arabisch: Allah) und seinem Propheten Mohammed sind es das fünfmalige Gebet, die Zahlung einer Almosensteuer, das Fasten im heiligen Monat Ramadan und eine Pilgerfahrt zur Kaaba in Mekka mindestens einmal im Leben (Hadsch). Der Koran wurde später durch mündlich überlieferte...
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Koreakrieg, der Krieg auf der koreanischen Halbinsel von 1950 bis 1953, der auch als Stellvertreterkrieg in Zeiten des Kalten Kriegs bezeichnet werden kann. Korea war von 1910 bis 1945 eine Kolonie Japans, wurde nach der Niederlage Japans im Zweiten Weltkrieg gemäß einer Absprache der Siegermächte USA und UdSSR in zwei Besatzungszonen nördlich und südlich des 38. Breitengrades aufgeteilt. Damit waren 1948 nördlich und südlich dieser geografischen Linie (Demarkationslinie) zwei koreanische Staaten entstanden. Der Kriegsverlauf Am 25.6.1950 überschritten die von der Sowjetunion und China...
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Kraft durch Freude, Abkürzung KdF, 1933 gegründete Organisation der Deutschen Arbeitsfront zur (staatlich gelenkten) Urlaubs- und Freizeitgestaltung aller Bevölkerungsschichten. Die KdF, offiziell »NS-Gemeinschaft Kraft durch Freude« sollte die Arbeiterschaft in die Volksgemeinschaft integrieren. Um die Arbeiterschaft für den Nationalsozialismus zu gewinnen, wurde als eines der wichtigsten Projekte der KdF-Wagen entwickelt. Er sollte mit einem Preis von 990 Reichsmark ein für Arbeiter erschwinglicher Kraftwagen sein. Als sein Hauptentwickler gilt Ferdinand Porsche (*1875, †1951). Zur...
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Kreisauer Kreis, Teil des bürgerlich-konservativen Widerstands gegen den Nationalsozialismus, benannt nach dem Gut Kreisau der Familie von Moltke in Niederschlesien. Diese Widerstandsgruppe unter anderem um Helmuth James Graf von Moltke (*1907, †1945)und Peter Graf Yorck von Wartenburg (*1904, †1944) entstand 1942 und entwickelte Pläne für die Zeit nach der nationalsozialistischen Herrschaft. Der Kreisauer Kreis hielt Kontakt zum militärischen Widerstand um die Attentäter des Zwanzigsten Juli und zu SPD-Politikern wie Julius Leber (*1891, †1945). Viele seiner Mitglieder wie auch von Moltke...
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Kreuzfahrerstaaten, Herrschaftsgebiete, die aus den Kreuzzügen hervorgegangen waren. Die ersten Kreuzfahrer errichteten zwischen 1098 und 1109 an der Küste des Vorderen Orients folgende vier Herrschaften: die Grafschaft Edessa, das Fürstentum Antochia, das Königreich Jerusalem und die Grafschaft Tripolis. In ihnen gründeten sich eigene Herrschaftsdynastien, die ihre Macht mit dem Lehnswesen absicherten. Die Kreuzfahrerstaaten waren von einer außergewöhnlichen ethnischen und konfessionellen Vielfalt geprägt. Dies bestimmte auch die interkulturellen Kontakte und Konflikte.
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Kreuzzüge, Kriege des christlichen Abendlands gegen islamische Staaten im Nahen Osten. Zwischen 1095 und 1270 fanden sieben Kreuzzüge und angeblich ein Kinderkreuzzug statt. Gründe Gründe waren Religiosität, Abenteuer-und Beutelust sowie der versprochener Sündenerlass ( Ablasshandel ). Offizieller Auslöser war die Eroberung des Heiligen Grabs Jesu Christi in Jerusalem durch die moslemischen Seldschuken. Die Seldschuken , ein türkisches Reitervolk, hatten seit dem 7. Jahrhundert Palästina und damit auch Jerusalem erobert und unterbrachen im 11. Jahrhundert zudem die Wege der Pilger zu den...
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Kriegsvorbereitung, Hauptziel der nationalsozialistischen Wirtschaftspolitik neben der Erlangung wirtschaftlicher Autarkie. Die gesamte Wirtschaft wurde der Kriegsvorbereitung unterworfen und hatte dabei vordergründig auch eine verbesserte wirtschaftliche Lage und einen Rückgang der Arbeitslosigkeit zur Folge. Der Eroberungskrieg im Osten sollte den durch die Staatsverschuldung bedingten Staatsbankrott abwenden. Die Wirtschaftspolitik im Innern stand in Beziehung zur Doppelstrategie in der Außenpolitik. Dort gab es Friedensbekundungen mit dem Münchener Abkommen und dem Hitler-Stalin-Pakt...
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Kronvasall, der Lehnsmann im mittelalterlichen Lehnswesen , der sein Lehen direkt vom König erhielt und im System der Grundherrschaft zum Grundherrn wurde. Kronvasallen waren die geistlichen Fürsten (Bischöfe) und die weltlichen Fürsten (Herzöge und Grafen). Kronvasallen spielten auch bei der Königswahl eine besondere Rolle.
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Krupp, Alfred, deutscher Unternehmer und Stahlfabrikant. Sozialer Unternehmer Krupp verdiente viel Geld in der Rüstungsindustrie. Er ließ Arbeiterwohnheime in Fabriknähe bauen, Pensions- und Betriebskrankenkassen einrichten und zahlte vergleichsweise höhere Löhne. Insoweit war er ein Unternehmer, der sich mit den Folgen der sozialen Frage befasste und Verbesserungen in seinen Unternehmen umsetzte. Gegner der Sozialdemokratie Gleichzeitig ließ er aber nie einen Zweifel daran, dass er der Herr im Hause sei. Von seinen Arbeitern erwartete er, dass sie sich nicht an Unruhen beteiligten, sondern...
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Kubakrise, die Konfrontation der USA und der UdSSR aufgrund der Errichtung sowjetischer Raketenbasen auf Kuba 1962. Die Kubakrise wird als Höhepunkt und Wendepunkt des Kalten Kriegs betrachtet. Die Eskalation eines Konflikts Die Sowjetunion errichtete 1962 Raketenbasen auf Kuba, von denen später mit Atombomben bestückte Raketen weite Teile der USA hätten erreichen können. 1959 hatte Fidel Castro (*1927, Revolutionsführer und Ministerpräsident von 1959 bis 2008) auf Kuba die Macht übernommen und sich politisch der Sowjetunion angenähert. Diese gewann damit einen politischen und militärischen...
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Kulturkampf , Bezeichnung für die von Reichskanzler Otto von Bismarck im Reichstag zwischen 1871 und 1878 durchgesetzte Gesetze, die sich gegen die katholische Kirche in Deutschland richteten Motive und Maßnahmen Bismarck suchte den Einfluss der katholischen Kirche auf staatliche Angelegenheiten zu unterbinden. So durften z.B. Pfarrer fortan keine politischen Aussagen im Amt mehr machen. Dieser Kanzelparagraf sah Gefängnisstrafen für Geistliche vor, die sich politisch kritisch äußerten. Der Kirche wurde die geistliche Aufsicht über die Schulen entzogen und die Zivilehe wurde 1875 als allein...
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Kurfürsten, zunächst die sieben, später die neun ranghöchsten Fürsten im mittelalterlichen Deutschen Reich , die seit dem 13. Jahrhundert das alleinige Recht hatten, den deutschen König zu wählen ( Königswahl ). Sie waren gleichzeitig Inhaber der Erzämter , der höchsten Ämter am Königshof. Dem Kurkollegium gehörten drei geistliche Kurfürsten, die Erzbischöfe von Mainz (gleichzeitig auch Reichserzkanzler für Deutschland), Köln (Reichserzkanzler für Italien) und Trier (Reichserzkanzler für Burgund), sowie vier weltliche Kurfürsten, der König von Böhmen (gleichzeitig Erzmundschenk, Mundschenk ist...