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Kapitalismus, das Wirtschaftssystem besonders im Zeitalter der industriellen Revolution und der anschließenden Industrialisierung.

Kennzeichen und Phasen

Die Beziehungen der Menschen, Organisationen und Institutionen wurden wesentlich von den Interessen derjenigen bestimmt, die über das Kapital verfügen: Dieses Privateigentum an den Produktionsmitteln umfasste dabei sowohl das frei verfügbare Geldvermögen als auch das in Grundstücken, Gebäuden, Maschinen, Werkzeugen und anderen Betriebsmitteln investierte Kapital. Die Verfügungsgewalt über die Produktionsmittel schloss auch das Weisungsrecht gegenüber den Beschäftigten ein. Die Arbeiterklasse war weitgehend besitzlos und von den verhältnismäßig wenigen Kapitalbesitzern (Kapitalisten) wirtschaftlich abhängig.
Oft wird der Kapitalismus unterschieden in eine Phase des Frühkapitalismus vom ausgehende 16. Jahrhundert bis zum Beginn des 18. Jahrhundert vor der industriellen Revolution, des Hochkapitalismus in der Zeit der industriellen Revolution und der Industrialisierung im 19. Jahrhundert bis zum Ende des Ersten Weltkriegs sowie des Spätkapitalismus in der Zeit seit dem Ersten Weltkrieg bis heute.

Theoretische Grundlagen

Die kapitalistische Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung ist zudem bestimmt durch das Streben nach größtmöglichem Gewinn aus wirtschaftlicher Tätigkeit (Gewinnmaximierung) und die weitgehende Steuerung der Wirtschaft nicht durch den Staat wie im Merkantilismus, sondern über den Markt (Marktwirtschaft). 
Verfolgt wurde die Idee der klassischen Nationalökonomie und des Wirtschaftsliberalismus. So soll nach dem schottischen Ökonomen und Philosophen Adam Smith (*1723, †1790) der eigennützige und auf seinen Vorteil bedachte Mensch mit seinem wirtschaftlichen Handeln auch dem Wohl aller dienen. Der Eigennutz wäre die Haupttriebfeder wirtschaftlichen Handeln. Am besten wäre eine Wirtschaft über freie Märkte organisiert. Wie durch eine unsichtbare Hand würde sich die Wirtschaft über Angebot und Nachfrage auf Märkten selbst steuern und zur bestmöglichen Versorgung des Einzelnen genauso führen wie zur bestmöglichen Güterversorgung aller. 
Die extreme Form des Wirtschaftsliberalismus, bei der sich der Staat überhaupt nicht in das Wirtschaftsgeschehen eingreift, wurde in der Zeit der industriellen Revolution umgesetzt und in Anlehnung an die Industriestadt Manchester in England auch als Manchesterliberalismus oder Manchestertum bezeichnet. Kapitalismus wie Manchestertum wurden besonders von Vertretern des Sozialismus wie Karl Marx heftig kritisiert.

Entwicklung

Oft wird Kapitalismus mit Marktwirtschaft gleichgesetzt. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts wurden allerdings die Wirtschaftsordnungen der Industriestaaten vermehrt durch Sozial-und Wirtschaftsgesetze den veränderten Bedingungen und Machtverhältnissen angepasst. Der Staat griff immer mehr lenkend in das Marktgeschehen ein, um soziale Fehlentwicklungen wie die soziale Frage und wettbewerbliche Fehlentwicklungen wie die zunehmende Konzentration von Unternehmen und Vermögen zu bekämpfen. Ein Beispiel ist die Sozialgesetzgebung unter Otto von Bismarck im Deutschen Kaiserreich. Auch spielten die Organisationen der Arbeiterbewegung mit Gewerkschaften eine zunehmend wichtigere Rolle.

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