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Welche Arten von Hauptsätzen im Konjunktiv gibt es im Lateinischen?

Dem Konjunktiv begegnest du oft in Nebensätzen, aber er kann auch in lateinischen Hauptsätzen vorkommen. Der Konjunktiv in Hauptsätzen in Latein hat immer eine bestimmte Sinnrichtung, zum Beispiel, dass der Satzinhalt möglich, gewünscht oder nicht wirklich ist. Wenn du im Hauptsatz also auf einen lateinischen Konjunktiv triffst, musst du das Verb im Konjunktiv genau untersuchen. Person, Numerus und Tempus liefern wichtige Hinweise. Es kann sich bei dem Satz dann nämlich um einen Hortativ, einen Optativ, einen Jussiv, einen Potentialis, einen Deliberativ, einen Prohibitiv oder einen Irrealis handeln. Das hört sich komplizierter an, als es eigentlich ist.

In diesem Lernweg findest du eine Übersicht über die Konjunktive in Hauptsätzen und dazu leicht verständliche Erklärungen und Übungen. Mit den Klassenarbeiten zu den Satzarten kannst du dich gut auf Übungen zum Konjunktiv in Hauptsätzen oder allgemein auf deine nächste Prüfung vorbereiten.

Wie du Arten von Hauptsätzen im Konjunktiv unterscheidest

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Cartoon-Moderator von Michael Roos, iStock.com/EvBuh

Arten von Hauptsätzen im Konjunktiv unterscheiden

Was du wissen musst

  • Was bedeutet ein Konjunktiv Präsens im Hauptsatz?

    Steht im lateinischen Hauptsatz ein Konjunktiv Präsens, kann das eine Aufforderung, einen Wunsch, eine Überlegung oder eine Möglichkeit ausdrücken:

    • Hortativ: Einen Hortativ erkennst du immer daran, dass er in der 1. Pers. Plural steht. Er drückt eine Aufforderung aus. Bsp.: Canamus! – Lasst uns singen! Oftmals ist das Satzzeichen beim Hortativ ein Ausrufezeichen.
    • Jussiv: Ein Jussiv drückt einen Befehl aus, der an eine 3. Person (Singular oder Plural) gerichtet ist, z. B. Luscinia canat, cornix taceat. – Die Nachtigall soll singen, die Krähe soll schweigen.
    • Optativ: Der Optativ, der mit dem Konjunktiv Präsens gebildet wird, drückt einen erfüllbaren Wunsch der Gegenwart aus: (Utinam) remedia prosint! – Hoffentlich nützen die Medikamente! Den Optativ erkennst du meist am Ausrufezeichen.
    • Deliberativ: Bei einem Deliberativ überlegt (deliberare – überlegen) man, was man tun soll: Quid discam? – Was soll ich lernen? Ob ein Deliberativ vorliegt, erkennst du am Fragezeichen.
    • Potentialis der Gegenwart: Der Potentialis drückt eine Möglichkeit aus. Du übersetzt ihn mit könnte/dürfte oder wohl: Remedia adiuvent. – Die Medikamente könnten / dürften helfen / helfen wohl.

    Um den Konjunktiv Präsens zu erkennen, ist es wichtig, dass du die Formenbildung sicher beherrschst. 

  • Wie übersetzt man im Hauptsatz einen Konjunktiv Imperfekt?

    In konjunktivischen Hauptsätzen in Latein steht oft der Konjunktiv Imperfekt. Er enthält zwei Aussageweisen:

    • Ein Irrealis der Gegenwart drückt eine Unmöglichkeit aus. Er findet sich vor allem in Konditionalsätzen, z. B. Si nox esset, sol videri non posset. – Wenn es Nacht wäre, könnte man die Sonne nicht sehen. Man kann in Gedanken ergänzen: Aber es ist jetzt gerade nicht Nacht, und daher kann man die Sonne sehen.
    • Ein Optativ enthält einen unerfüllbaren Wunsch der Gegenwart. Dem Optativ bist du schon beim Konjunktiv Präsens begegnet. Steht jedoch der Konjunktiv Imperfekt, handelt es sich um einen Wunsch, der jetzt gerade nicht erfüllbar ist. Ein solcher Optativ der Gegenwart enthält immer utinam: Utinam hodie mea dies natalis esset! – Oh, wenn doch heute mein Geburtstag wäre!
  • Welche Funktion hat ein Konjunktiv Perfekt im Hauptsatz?

    Der Konjunktiv Perfekt kann in drei Bedeutungen auftreten und ist eng mit dem Konjunktiv Präsens verbunden:

    • Potentialis der Gegenwart: Obwohl er mit dem Konjunktiv Perfekt gebildet ist, bezieht er sich wie der Potentialis mit Konjunktiv Präsens auf die Gegenwart. Du übersetzt ihn mit könnte/dürfte oder wohl: Remedia adiuverint. – Die Medikamente könnten / dürften helfen / helfen wohl.
    • Optativ: Der Optativ mit dem Konjunktiv Perfekt drückt einen erfüllbaren Wunsch für die Vergangenheit aus. Bsp.: Utinam ne magistra quaestionem paraverit! – Hoffentlich hat die Lehrerin keine Abfrage vorbereitet!
    • Prohibitiv: Der Prohibitiv ist ein verneinter Befehl, also ein Verbot. Vor dem Konjunktiv steht immer ne: Ne fefelleris! – Betrüge nicht! Ein Prohibitiv wird immer als Gegenwart übersetzt. Das Verbot kann sich an die 2. Pers. Singular oder Plural richten.
      Wenn du mehr Erklärungen zu Befehlen und Verboten in Latein haben willst, übe weiter im Lernweg Befehle.
  • Wie übersetzt man im Hauptsatz einen Konjunktiv Plusquamperfekt?

    Steht ein Konjunktiv Plusquamperfekt im Hauptsatz in Latein, hast du zwei Möglichkeiten, ihn zu übersetzen.

    • Optativ: Es handelt sich mit dem Konjunktiv Plusquamperfekt um einen unerfüllbaren Wunsch in der Vergangenheit, z. B. Utinam diligentius didicissem! – Oh, wenn ich doch sorgfältiger gelernt hätte!
    • Irrealis der Vergangenheit: Ein Irrealis der Vergangenheit drückt aus, dass etwas früher nicht eingetreten ist, also unwirklich ist: Si diligentius didicissem, magistra me non vituperavisset. – Wenn ich sorgfältiger gelernt hätte, hätte die Lehrerin nicht geschimpft. Aber ich habe nicht sorgfältiger gelernt, und deswegen hat die Lehrerin getadelt.
      Wie der Irrealis der Gegenwart kommt auch der Irrealis der Vergangenheit vor allem als Konditionalsatz vor. Wenn du mehr zum Irrealis wissen willst, findest du im Lernweg Konditionalsätze alles, um zu üben.