Kaiser, höchster weltlicher Herrschertitel, entstanden aus dem Namen Cäsar, dem Beinamen der Kaisers des antiken Römischen Reichs. Während das antike Kaisertum im Weströmischen Reich im Jahr 476 erlosch, bestand es im Oströmischen Reich (Byzantinischen Reich) bis 1453 fort.
Kaiser im Mittelalter
Im Westen schuf Karl der Große 800 in Rivalität zum byzantinischen Kaisertum als Erneuerung des weströmischen das abendländische Kaisertum (lateinisch „renovatio imperii“). Eine Neuerung war bis ins Spätmittelalter das seit 823 bestehende Krönungsrecht des Papstes, verbunden mit dem Krönungsort Rom. Mit der Kaiserkrönung Ottos I. 962 wurden das Kaisertum und die Reichsidee Karls des Großen auf das Deutsche Reich übertragen (lateinisch „translatio imperii“). Das römisch-deutsche Kaisertum war an den gewählten deutschen König gebunden.
Kaisertum und Papsttum
Das Selbstverständnis und die Bedeutung des Kaisertums waren bis zum Ende des Hochmittelalters vor allem geprägt durch seine Verbindung mit dem Papsttum. Der Kaiser war Schutzherr der Kirche und hatte einen universalen Führungsanspruch im Abendland. Diese Einheit von weltlicher und geistlicher Macht zerbrach im Investiturstreit, doch dauerte die machtpolitische Auseinandersetzung zwischen Kaiser und Papst um die Vorrangstellung in Europa bis ins 14. Jahrhundert an.
Parallel dazu wurde der päpstliche Anspruch auf die Bestätigung des römischen Königs und auf die Kaiserkrönung zurückgewiesen und die deutsche Königswahl 1356 durch die Goldene Bulle festgelegt. Die Trennung der beiden Mächte Kaisertum und Papsttum zeigte sich auch nach außen. 1530 wurde Karl V. (*1500, †1558, als KarlI. Königvon Spanien 1516–56, deutscher König 1519–56 und römisch-deutscher Kaiser 1519–56) als letzter Kaiser vom Papst nicht in Rom, sondern in Bologna offiziell gekrönt. Bereits 1508 hatte Maximilian I. (*1459, †1519, König seit 1486, römisch-deutscher Kaiser seit 1508) ohne Kaiserkrönung den Titel „Erwählter Römischer Kaiser“ angenommen. Damit schwand der Universalitätsanspruch des römisch-deutschen Kaisers.
Das Ende des römisch-deutschen Kaisertums
Die westeuropäischen Monarchien stellten bereits seit dem 13. Jahrhundert den Anspruch auf völkerrechtliche Gleichstellung ihrer Herrscher mit dem römisch-deutschen Kaiser entgegen. Die dennoch fortdauernde Geltung des römischen Kaisertums in seiner obersten Rangstellung zeigt das Streben vor allem der französischen Könige vom Spätmittelalter bis zu Napoleon I. Noch vor Ende des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation 1806 schuf Napoleon 1804 ein erbliches Kaisertum der Franzosen. Der letzte römisch-deutsche Kaiser Franz II. Joseph Karl (*1768, †1835, letzter römisch-deutscher Kaiser seit 1792, als Franz I. Kaiser von Österreich) begründete 1804 im Gegenzug das österreichische Kaisertum.