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Was sind Gerundium und Gerundiv in Latein?

Im Lateinischen gibt es Gerundium und Gerundivum (Gerundiv), die sogenannten nd-Formen. Diese nd-Formen sind deklinierbare Formen, die aber von einem Verb stammen. Wegen ihrer unterschiedlichen Funktionen und Bedeutungen ist es wichtig, Gerundium und Gerundivum unterscheiden und richtig übersetzen zu können.

Hier im Lernweg findest du Erklärungen und Übungen zu Gerundium und Gerundivum. Die interaktiven Übungen zu den nd-Formen sind abwechslungsreich gestaltet, sodass Gerundium und Gerundivum bald schon kein Problem für dich sein werden. Wenn du dich bereits sicher im Thema fühlst, kannst du dein Können in der Klassenarbeit nd-Formen testen.

Was ist das Gerundium?

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Michael Roos, Clip "Chor" zur Verfügung gestellt von monkeybusinessimages via Getty Images, Foto "Opa" zur Verfügung gestellt von Ljupco via Getty Images, Clip "Schriftrolle" zur Verfügung gestellt von gl0ck via Getty Images

Gerundium

Was ist das Gerundivum?

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iStock.com/MerggyR, iStock.com/Topvectors, iStock.com/bluebearry

Gerundivum

Wie du das Gerundium erkennst und übersetzt

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Gerundium erkennen und übersetzen

Wie du Gerundium und Gerundivum unterscheidest

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Gerundium und Gerundivum unterscheiden

nd-Formen

Was du wissen musst

  • Wie kann man ein Gerundium erkennen?

    Das Gerundium ist ein deklinierter Infinitiv, vergleichbar mit dem gerund im Englischen oder dem substantivierten Infinitiv im Deutschen: Reading is fun. Lesen macht Spaß. Im Deutschen kannst du diesen Infinitiv in verschiedene Fälle setzen, aber nur in der Einzahl: das Lesen, des Lesens, dem Lesen. Genauso kann ein Gerundium in Latein die Neutrum-Singular-Endungen der o-Deklination haben: -i, -o oder -um. Das Gerundium wird gebildet aus dem Präsensstamm eines Verbs, an den das Kennzeichen -nd- tritt. Dahinter wird eine Endung aus der o-Deklination im Singular angefügt, also z. B. lege-nd-o. 
    Als Nominativ wird der normale Infinitiv benutzt, wie du ihn im Wortschatz lernst (z. B. legere). Am häufigsten begegnen dir Gerundien im Genitiv und Ablativ sowie im Akkusativ. Der Dativ eines Gerundiums ist sehr selten.

  • Wie übersetzt man ein Gerundium?

    Da das Gerundium ein substantivierter Infinitiv ist, übersetzt du das Gerundium im Deutschen oft mit Artikel vor dem Infinitiv, z. B. Cantare multos delectat. Das Singen erfreut viele. Du kannst ein Gerundium auch mit Artikel + Infinitiv oder „zu“: Studium cantandi magnum est. Der Eifer zu singen ist groß (wörtlich: des Singens).

    Der Genitiv des Gerundiums kommt oft nach speziellen Substantiven vor, etwa spes, ars oder tempus oder nach Adjektiven wie cupidus: tempus legendi (Zeit zu lesen).
    Ein Gerundium im Akkusativ steht meist mit der Präposition ad. Das übersetzt du dann mit zu/zur/zum: ad legendum (zum Lesen).
    Ein alleinstehendes Gerundium im Ablativ übersetzt man mit durch; mit der Präposition in übersetzt man bei/beim: legendo (durch Lesen) oder in legendo (beim Lesen).

    Ein Gerundium kann auch durch Objekte oder Adverbien erweitert werden, z. B.:
    Studium carmina cantandi magnum est. Der Eifer, Lieder zu singen, ist groß.
    Studium belle cantandi magnum est. Der Eifer, schön zu singen, ist groß.

  • Wie kann man ein Gerundivum erkennen?

    Das Gerundivum in Latein ist ein Verbaladjektiv. Das bedeutet, dass es von einem Verb gebildet wird, sich aber wie ein Adjektiv verhält. Das Gerundivum sieht dem Gerundium zum Verwechseln ähnlich, denn es setzt sich ebenfalls aus Präsensstamm und -nd- zusammen. Weil das Gerundiv aber ein Adjektiv ist, kann es – im Gegensatz zum Gerundium – alle drei Genera (Maskulin, Feminin, Neutrum), alle Kasus und Singular und Plural bilden. Dafür werden die Endungen der Adjektive der a- und o-Deklination genutzt, z. B. scribendus, -a, -um. Ein Gerundiv benötigt also immer ein Bezugswort, mit dem es KNG-kongruent ist (epistula scribenda, epistulae scribendae etc.).

  • Wie übersetzt man ein Gerundivum?

    Das lateinische Gerundivum hat eine passivische Aussage. Es gibt also an, was getan werden muss oder nicht getan werden darf. Das Gerundiv wurde von den Römern auf zwei Arten genutzt:

    • attributiv neben einem Bezugswort benutzt, bietet sich meist die Übersetzung mit Infinitiv an: tempus epistulae scribendae – Zeit, einen Brief zu schreiben (wörtlich: Zeit eines zu schreibenden Briefes)
    • prädikativ mit esse benutzt, drückt das Gerundiv eine passive Notwendigkeit aus. In der Übersetzung muss man müssen / nicht dürfen zur passiven Formulierung hinzufügen:
      Epistula scribenda est. – Der Brief muss geschrieben werden.
      Iniuriae scribendae non sunt. – Beleidigungen dürfen nicht geschrieben werden.
      Steht ein Gerundiv im Neutrum Singular ohne Bezugswort, nennt man das unpersönlich. Im Deutschen übersetzt man das mit man: Scribendum est. – Man muss schreiben. (wörtlich: Es ist ein zu schreibendes. / Es muss geschrieben werden.)
  • Wie unterscheidet man Gerundium und Gerundivum?

    Das Gerundium hat nur drei mögliche Endungen (-i, -o, -um). Wenn eine nd-Form mit einer Endung auf -i, -o, -um im Text steht, halte nach einem Bezugswort Ausschau:

    • Gibt es ein Nomen, mit dem die nd-Form in Kasus, Numerus und Genus übereinstimmt, liegt ein Gerundivum vor.
    • Gibt es kein Bezugswort, hast du es mit einem Gerundium zu tun.

    Alle anderen Endungen der a- und o-Deklination an einer nd-Form zeigen an, dass es sich um ein Gerundivum handeln muss, so z. B. bei facienda oder laudandis.

  • Was ist der Dativus auctoris?

    Im Zusammenhang mit dem prädikativen Gerundivum begegnet dir der sogenannte Dativus auctoris. Dahinter verbirgt sich ein Dativ, der angibt, von wem etwas getan werden mussEpistula magistro scribenda est. Der Brief muss vom Lehrer geschrieben werden. Du kannst das auch aktiv übersetzen: Der Lehrer muss den Brief schreiben. Dieser Dativus auctoris begegnet dir bei Übungen zum Gerundivum sehr oft.