Direkt zum Inhalt

Was ist eine Ballade?

Wenn du Ballade hörst, denkst du an einen schnulzigen Song? Nicht ganz! Im Deutschunterricht begegnet dir die Ballade als eine lyrische Textform und erzählt in Versen eine dramatische Geschichte.

Aus der ursprünglichen Volksballade (mündlich überlieferte Tanzlieder der unteren Volksschichten) entwickelte sich im Laufe der Zeit die Kunstballade, wobei das Jahr 1797 als Balladenjahr gilt: Mit der volkstümlichen Form der Ballade wollten Goethe und Schiller ihr idealistisches Kunstverständnis volkstümlich vermitteln.

In der Ideenballade wird das Individuelle zur überzeitlichen „idealischen Allgemeinheit“ (Schiller) und zu einer „reinen Form“ (Goethe) geführt. Gekennzeichnet ist diese durch eine Verbindung von epischem Bericht, lyrischer Stimmung und dramatischer Handlung. Beispiel sind u. a.: „Der Zauberlehrling“ (Goethe), „Die Bürgschaft“ (Schiller).

In diesem Lernweg erfährst du, welche die typischen Merkmale einer Ballade sind, wie du diese Textsorte analysierst und warum Balladen im Deutschunterricht thematisiert werden. Nachdem du dir das theoretische Wissen zum Thema angeeignet hast, kannst du dieses in unseren interaktiven Übungen sowie den Klassenarbeiten anwenden und testen.

Was du beim Untersuchen einer Ballade beachten musst

Video wird geladen...
iStock.com/gabort71, iStock.com/siminitzki

Eine Ballade untersuchen

Wie du den Aufbau einer Ballade beschreibst

Video wird geladen...

Aufbau einer Ballade beschreiben

Wie du die Merkmale einer Ballade beschreibst

Video wird geladen...

Merkmale einer Ballade beschreiben

Wie du die Reimform einer Ballade bestimmst

Video wird geladen...

Reimform einer Ballade bestimmen

Wie du das Metrum einer Ballade bestimmst

Video wird geladen...

Metrum einer Ballade bestimmen

Wie du die sprachlichen Gestaltungsmittel eines Gedichtes untersuchst

Schritt-für-Schritt-Anleitung

Aufgabe

Lies das Gedicht „Die eine Klage" von Karoline von Günderrode. 
Analysiere die sprachliche Gestaltung.


Schritt 1: Untersuche Satzbau und Versbau

Der Autor eines Gedichts präsentiert seine Aussagen in Sätzen und Verszeilen. Untersuche das Verhältnis von Satzbau und Versbau und analysiere, welche Wirkung dadurch erzeugt wird.
 

Verszeilen und Sätze

  • Zeilenstil: Die Verszeilen stimmen mit dem Satzbau überein. Es entsteht ein gleichmäßiger Eindruck. Der Zeilenstil ist der Normalfall und muss nicht erläutert werden.
  • Zeilensprung (Enjambement): Die Versgrenze zerschneidet eine Sinneinheit, indem sie zusammengehörende Satzteile trennt, z. B. Adjektiv und Substantiv oder Substantiv und nachfolgendes Prädikat. Hierdurch gerät der Lesefluss ins Stocken und die Wörter am Versende sowie am Versanfang werden hervorgehoben. Diese Wirkung wird gesteigert, wenn das Enjambement zwischen Strophen erfolgt (Strophensprung).
  • Hakenstil: Die meisten oder alle Verszeilen einer Strophe enden mit einem Zeilensprung. Der gesamte Satzbau wird durch die Versgrenzen gestört. Dies macht einen unruhigen und disharmonischen Eindruck.

Achte auf ungewöhnliche Satzstellungen. Sie heben häufig bedeutende Wörter oder Aussagen hervor oder erzeugen Stimmungen.
 

Ungewöhnliche Satzstellungen

  • Inversion: Umkehrung der geläufigen Wortstellung im Satz (Der Blumen betörender Duft)
  • Ellipse
  • Prolepse: Unterbrechung und Wiederaufnahme des Satzes mit einem Pronomen (Die Blumen, sie duften)

Untersuche den Text auf Stilmittel der Wiederholung. Sie verdeutlichen die innere Gliederung eines Gedichts, heben wesentliche Aussagen hervor, verstärken die Bildhaftigkeit, wecken Erwartungen oder brechen diese bewusst. Liste die Stilmittel nicht nur auf, sondern untersuche immer, inwiefern sie die Aussage unterstützen.
 

Stilmittel der Wiederholung

  • Chiasmus: Satzglieder werden spiegelbildlich angeordnet (Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns / Vor uns liegen die Mühen der Ebenen, Bertolt Brecht).
  • Häufung: Wörter, Satzteile oder Sätze, die Gleiches aussagen, werden aneinandergereiht.
  • Klimax
  • Leitmotiv: Textwiederholung, die sich durch das ganze Gedicht zieht.
  • Parallelismus: Satzglieder werden in aufeinanderfolgenden Sätzen in der gleichen Reihenfolge angeordnet.
  • Pleonasmus: unnötige Doppelung (weißer Schimmel)
  • Synonym
  • Tautologie: Bezeichnung eines Begriffs durch gleichbedeutende Wörter (immer und ewig)
  • Textwiederholung: Wiederholung von Einzelwörtern oder Wortgruppen

Schritt 2: Analysiere die Wortwahl

Die Sprache von Gedichten weicht oft von der Normalsprache ab und verwendet ungewöhnliche Wörter oder eine ungewöhnliche Kombination von Wörtern. Das können besonders gehobene oder veraltete Ausdrücke sein, bildhafte Umschreibungen oder eine expressive und emotionale Sprache. Untersuche die Wortwahl des Gedichts und beachte dabei folgende Aspekte:

  • inhaltliche Aspekte, d. h. bestimmte Bedeutungsfelder und ihre Beziehung zueinander
  • formale Aspekte, d. h. das Vorkommen von Substantiven, Adjektiven und Verben: Tauchen an bestimmten Stellen auffällig häufig Substantive, Adjektive oder Verben auf? Sind sie in ihrer herkömmlichen Bedeutung verwendet oder sind sie verfremdet? Gibt es neue Wortbildungen?
  • Wahl der Stilebene, z. B. Umgangssprache, Dialekt, feierlicher Tonfall, dichterisch überhöhte Sprache, Fachsprache
  • Schlüsselwörter
  • Stimmungen, die durch die Wortwahl erzielt werden, z. B. düster, heiter, aggressiv
  • Bewegungen, die durch Verben hervorgerufen werden, z. B. Dynamik, Aktivität, Starrheit
  • Qualität der Adjektive, z. B. wertende oder beschreibende/neutrale Adjektive

Achte bei der Analyse der Wortwahl auch auf die assoziativen Verknüpfungen sinntragender Wörter. Viele Wörter sind zusätzlich zum klar definierten begrifflichen Inhalt (= Denotat) noch mit einem darüber hinausgehenden Vorstellungsgehalt (= Konnotat) verbunden (z. B. das Wort „Rose“ mit der Vorstellung „Schönheit“ und „Liebe“). Welche der mehreren möglichen Vorstellungen aktiviert wird, legt der Textzusammenhang fest (vgl. die Farbe „Rot“ in einem Liebesgedicht bzw. in einem politischen Gedicht).

Schritt 3: Bestimme die Sprachbilder

Sprachliche Bilder machen literarische Texte vieldeutig. Sie bringen etwas anderes zum Ausdruck als das, was sie normalerweise bezeichnen. Notiere oder unterstreiche die Sprachbilder in dem Gedicht. Achte besonders auf Sinnbilder wie Allegorien und Symbole. Sie dienen der Verbildlichung abstrakter Ideen und Begriffe. Schaue immer dann genauer hin, wenn Ausdrücke auf der wörtlichen Ebene keinen Sinn ergeben. Kläre die abweichende Bedeutung der Wörter im Textzusammenhang und deute sie im Bezug zu dessen Aussage. Achte auf Hinweise des Autors, wie bestimmte Sprachbilder zu verstehen sind. Häufig wird das Gemeinte im Titel genannt, manchmal am Anfang oder am Ende des Textes erläutert.

Sprachbilder

  • Metapher
  • Vergleich: Zwei Gegenstände oder Bereiche werden miteinander verbunden, um etwas ihnen Gemeinsames auszudrücken (ein Mann wie ein Baum).
  • Chiffre (absolute Metapher): stark verschlüsselte, rätselhafte Bilder ohne erkennbaren Bezug zur Wirklichkeit. Sie entstehen, wenn der Dichter einem oder mehreren Wörtern willkürlich einen neuen Sinn gibt; sie können nur aus dem Textzusammenhang erschlossen werden (blaues Klavier, Else Lasker-Schüler).
  • Personifikation
  • Synästhesie: Koppelung von Eindrücken wesensverschiedener Sinne (süße Düfte).

Lösung

  • Enjambements (V. 1/2 in der ersten und dritten Strophe)
  • Inversionen (erste Strophe V. 3, zweite Strophe V. 2, dritte Strophe V. 2 und 6)
  • Anapher (erste Strophe „wer“; zweite Strophe „Eins“)
  • Polysyndeton (vierte Strophe „und“)
  • Chiasmus (erste Strophe V. 4 und 5: „geliebt“ – „verlohren“ / „lassen muss“ – „erkohren“)
  • Ellipse (erste Strophe V. 4 und 5, „hat“ wird ausgelassen)
  • Ausruf (dritte Strophe, V. 3; „O!“)
  • Wortfeld Schmerz: „Wunden“, „Schmerz“, „des Daseins Pein“
  • Wortfeld Trennung: „verlohren“, „schwinden“
  • Wortfeld Liebe: „Herz“, „Eins in Zwei“, „Zweiheit“, „liebgewinnen“
  • Metaphern („Herz“ – der/die Geliebte; „Wunden“ – der tiefe Schmerz; „Denken und Empfinden“ – Verstand und Gefühl; „Suchen und Finden“ – Erfüllung; „Wort und Sinn und Blick“ – Sprache, Gefühl und optische Wahrnehmung; „Nehmen und Geben“ – Ergänzung des einen durch den anderen)
  • Personifikation („der Liebe ewig Sehnen“)

Sprachliche Mittel in Gedichten bestimmen

Wie du den Zusammenhang von Aufbau und Inhalt einer Ballade beschreibst

Video wird geladen...

Zusammenhang von Aufbau und Inhalt einer Ballade beschreiben

Ballade

Was du wissen musst

  • Wie erkennt man die Merkmale einer Ballade?

    Die Ballade ist eine besondere Form des Gedichts, weil sie Merkmale verschiedener Gattungen in sich vereint:

    Dabei hat die Ballade die epischen Merkmale des allwissenden oder Ich-Erzählers. Außerdem sind weitere Merkmale die erfundene Geschichte, welche in der Vergangenheit – genauer gesagt im Präteritum – spielt. Hier gibt es eine oder mehrere Hauptfiguren.

    Auch lyrische Merkmale sind oft in der Ballade zu finden. Gegliedert ist der Text häufig in Strophen und Verse. Wie du das Metrum und die Reimform einer Ballade bestimmst, kannst du dir in den passenden Videos ansehen.

    Die Sprache ist bildlich gestaltet und mit Andeutungen gespickt, weshalb Metaphern keine Seltenheit sind. Der gängige Satzbau wird – wie so oft in der Lyrik – gesprengt, und es kommt zu ungewöhnlichen Satzkonstruktionen.

    Dramatische Merkmale in der Ballade können sein, dass es keinen Erzähler gibt, sondern dass sich die Figuren stattdessen direkt in einem Dialog miteinander unterhalten. Die Aufteilung erfolgt hierbei in Akte und Szenen.

  • Wie ist der Aufbau einer Analyse einer Ballade?

    Bei der Analyse einer Ballade gehst du am besten schrittweise und von einer Gattung zur nächsten vor. Hier ist es sinnvoll, mit Markierungen in verschiedenen Farben zu arbeiten: Wähle drei Farben für Epik, Lyrik und Dramatik aus. Zum Beispiel kannst du als Erstes den Text nach epischen Merkmalen untersuchen. Suche dabei nach der Erzählerstimme und überprüfe das Tempus.

    Als Nächstes kannst du dich den lyrischen Merkmalen widmen. Reime, ein ungewöhnlicher Satzbau und Ausrufe fallen darunter.

    Fällt dir eine bildhafte Sprache, also viele Vergleiche und Metaphern auf, so ist das ebenfalls eine lyrische Eigenschaft. Im Gegensatz zu langen Erklärungen wie in der Epik, kommen hier eher Andeutungen vor.

    In einer dritten Farbe kannst du die Merkmale der Dramatik kenntlich machen, wie zum Beispiel die Aufteilung in Akte und Szenen oder die Auflösung am Ende.

    Zum Schluss musst du deine Markierungen und Notizen nur noch in eine schriftliche Form bringen. Denke dabei daran, dass du die verschiedenen Merkmale immer mit Textstellen belegst. Denn mit konkreten Beispielen kann man sich immer alles besser vorstellen.

  • Warum werden Balladen in Deutsch thematisiert?

    Die Ballade ist eine hervorragende Textgattung, um dein Wissen über die verschiedenen Gattungen an einem Text zu zeigen. So wird es dir später auch leichter fallen, die einzelnen Textarten zu analysieren, denn auch dort verstecken sich oft Merkmale eines anderen Textgenres: Demnach haben Gedichte oft narrative Elemente oder Romane poetische Züge.

    Auch im Alltag begegnet dir das oft, denn fast nie ist etwas rein, sondern sehr oft eine Mischform oder mit Einflüssen aus einem anderen Bereich. So ist es auch, wenn es um Textsorten geht. Beim Lesen der Zeitung kannst du einmal darauf achten, ob dir literarische Elemente – wie beispielsweise poetische oder dramaturgische – auffallen. Auch wenn wir sprechen, benutzen wir oft lyrische Elemente, wie Metaphern à la einen „Bärenhunger haben“. Fallen dir noch andere Beispiele in deinem alltäglichen Leben auf?