Geschichte Schülerlexikon
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Gandhi, Mahatma, indischer Rechtsanwalt, Widerstandskämpfer, Pazifist und Publizist, der von 1869 bis 1948 lebte. Die herausragende Bedeutung Gandhis liegt neben seiner Rolle als indischer Freiheitskämpfer in der Wahl seiner Methoden: passiver Widerstand, ziviler Ungehorsam, Gewaltlosigkeit. Gandhi studierte Rechtswissenschaften in London, praktizierte zehn Jahre als Anwalt der indischen Minderheit in Südafrika und begann 1915 nach seiner Rückkehr nach Indien seine Politik des gewaltlosen Widerstands gegen die Kolonialherrschaft der Kolonialmacht Großbritannien im Zeitalter des Imperialismus...
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Gegenreformation, Gegenmaßnahmen der katholischen Kirche ab 1519 nach den Erfolgen der Reformation mit dem Ziel, protestantische Gebiete zu „rekatholisieren“. Um eine weitere Ausbreitung der Reformation zu verhindern, berief die katholische Kirche 1542 das Konzil von Trient ein. Dort formulierte sie umstrittene Glaubenssätze neu und beseitigte Missstände im Ablass- und Ämterwesen. Als sich die evangelischen Reichsfürsten weigerten, am Konzil teilzunehmen, entschloss sich Kaiser Karl V. zum militärischen Einschreiten. Er hatte in Worms geschworen, die Einheit der Kirche zu erhalten und gegen...
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Generalstände, die Versammlung der drei Stände zu Zeiten des Absolutismus in Frankreich. Die französische Ständegesellschaft Die französische Gesellschaft war seit dem Mittelalter in drei Stände aufgeteilt. Der Klerus (Geistliche) bildete den ersten Stand, der Adel den zweiten Stand sowie Bürger (reiche Kaufleute, Professoren, Rechtsanwälte, Ärzte, Händler, Handwerker, Tagelöhner, Knechte) und Bauern den dritten Stand. Der erste und der zweite Stand besaßen Privilegien. Sie waren weitgehend von Steuern befreit. Auf dem dritten Stand lastete fast die gesamte Steuerlast. Die meisten Menschen...
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Geografische Entdeckungen, die Entdeckung und anschließende Kolonialisierung bisher unbekannter Gebiete außerhalb Europas in der frühen Neuzeit, die durch die Entwicklung neuer Schiffstypen, wie Karavelle und Galeone, und neuer Navigationsgeräte, wie Quadrant und Jakobsstab, ermöglicht wurden. Die wichtigsten Entdeckungsreisen 1441 erreichte der portugiesische Seefahrer Nuno Tristão (†1446) Mauretanien. Erstmals wurden schwarze Sklaven nach Europa gebracht. 1487/1488 umschiffte der portugiesische Seefahrer Bartolomeu Diaz (*1450, †1500) als erster die Südspitze Afrikas und entdeckte auf der...
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Germanen, eine Völkergruppe mit eigener Sprache und Kultur, die sich ab dem 6. Jahrhundert v. Chr. zwischen Elbe und Oder herausbildete und ständig ausbreitete. Nachrichten über die Germanen verdanken wir Caesar , der in einer Schrift („De Bello Gallico“) über sie berichtete, und dem römischen Geschichtsschreiber Tacitus (*um 58 n. Chr., †um 120). Weitere Informationsquellen sind Inschriften, bildliche Darstellungen sowie Ausgrabungsergebnisse. Römisches Reich und Germanien Am Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. stießen die Germanen zum ersten Mal mit den Römern zusammen, als die Kimbern und...
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Gestapo, Abkürzung für Geheime Staatspolizei, die nach Umstrukturierung der politischen Polizeiorgane der Weimarer Republik entstandene politische Polizei des nationalsozialistischen Regimes. Aufbau und Aufgabe Bereits 1933 begannen Hermann Göring (*1893, †1946, preußischer Ministerpräsident von 1933 bis 1945 und späterer Generalfeldmarschall und Oberbefehlshaber der Luftwaffe von 1935 bis 1945) in Preußen sowie Heinrich Himmler (*1900, †1945, Reichsführer SS seit 1929 und Chef der Polizei seit 1936) und Reinhard Heydrich (*1904, †1942, Chef des Sicherheitsdienstes seit 1932 und des...
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Getto (Nationalsozialismus): Im NS-Staat und während des Zweiten Weltkriegs wurden in den besetzten Ostgebieten in verschiedenen Großstädten die Juden erneut gezwungen, in Gettos zu leben, teilweise zu menschenunwürdigen Bedingungen. Dort wurden sie zur Zwangsarbeit verpflichtet und von dort in die Konzentrationslager oder Vernichtungslager abtransportiert. Besonders bekannt wurde das Warschauer Getto .
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Getto, Judengettos, Judengassen, separate, durch Mauern und Tore abgeschlossenen Stadtviertel, in denen das Leben der Juden sehr eingeschränkt war und strengen Auflagen unterworfen wurde. Das älteste Getto entstand 1462 in Frankfurt am Main.
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Gewaltenteilung, die Aufteilung staatlicher Gewalt. Nach den Vorstellungen des englischen Philosophen John Locke (*1632, †1704) sollte die Staatsgewalt zweigeteilt werden, um Machtmissbrauch zu vermeiden. Der französische Staatstheoretiker Charles de Montesquieu (*1689, †1755) unterschied drei Arten von Staatsgewalten: die gesetzgebende Gewalt, die ausführende Gewalt und die richterliche Gewalt. Im Absolutismus hatte der Herrscher alle drei Gewalten in seiner Hand vereinigt. Zu den Forderungen der Aufklärung gehörte, dass die Gewalten auf verschiedene Schultern verteilt werden sollten. Die...
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Gewerbefreiheit, das Recht, im Rahmen gesetzlicher Bestimmungen ein Gewerbe selbstständig zu betreiben. Mit der Einräumung von Gewerbefreiheit etwa gegen das beschränkende Zunftswesen wurde die freie unternehmerische Betätigung gefördert. Die Gewerbefreiheit gilt damit auch als wichtige Triebfeder für die wirtschaftliche Entwicklung im Zeitalter der industriellen Revolution . Im Deutschen Kaiserreich wurde 1869 eine Gewerbeordnung verabschiedet, die den staatlichen Rahmen für die Gewerbefreiheit schuf.
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Gewerkschaften, freiwillige Organisationen von Arbeitnehmern zur Vertretung ihrer sozialen und wirtschaftlichen Interessen. Die Bezeichnung Gewerkschaft leitet sich von den Gewerken her, den Bergwerksgenossenschaften des Mittelalters. Entwicklung im 19. Jahrhundert Mit dem Aufkommen des industriellen Fabriksystems im Zeitalter der industriellen Revolution und Industrialisierung sowie einer zahlenmäßig starken Arbeiterklasse setzte im 19. Jahrhundert eine Entwicklung ein, die über Arbeitervereine und Berufsfachverbände zur modernen Industriegewerkschaft führte. Die Tätigkeit der Gewerkschaften...
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Gilde, Vereinigung von Handwerken, Kaufleuten und Bürgern einer Stadt . Sie bot ihren Mitgliedern Rechtsschutz und Fürsorge, diente aber auch religiösen und geselligen Zwecken. Gilden bestanden seit dem 8. Jahrhundert und waren genossenschaftlich organisiert. Eine überwiegend religiös ausgerichtete Gilde wurde später zur Bruderschaft, eine mehr handwerkliche ausgerichtete Gilde zur Zunft . Die Kaufmannsgilden dienten der Förderung und dem Schutz des Handels. Das Recht der Gilden trug zur Bildung des späteren Stadtrechts bei. Seit dem 15./16.Jahrhundert verloren die Gilden an Bedeutung.
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Girondisten, politische Gruppierung der Französischen Revolution , die im Nationalkonvent in Opposition zu den Jakobinern stand, auch wenn sie zusammen den König gestürzt hatten. Der Name leitet sich von der Herkunft ihrer Führer aus der Landschaft Gironde bei Bordeaux ab. Die Girondisten vertraten das besitzende Bürgertum der Kaufleute und Unternehmer und bestanden auf dem Eigentumsrecht und der Wirtschaftsfreiheit. Ihr Führer war der Publizist Jacques-Pierre Brissot (*1754, †1793). Die Girondisten wurden 1793/1794 von den Jakobinern entmachtet. Ihre Anführer wurden verhaftet, hingerichtet...
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Gleichschaltung, die Aufhebung des politischen und gesellschaftlichen Pluralismus während der Phase der Machtergreifung . Sämtliche Organisationen, Vereine und Institutionen wurden von der NSDAP kontrolliert und der Ideologie des Nationalsozialismus untergeordnet („gleichgeschaltet“). Bei der „Gleichschaltung“ der Länder mussten diese ihre Hoheitsrechte auf das Reich übertragen. Ebenso wurden wichtige Organisationen sowie Rundfunk und Presse „gleichgeschaltet“. Sie wurden ihrer Eigenständigkeit beraubt und nach dem Führerprinzip ausgerichtet. Überzeugte Nationalsozialisten übernahmen...
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Globalisierung, die weltweit zunehmende Verflechtung aller Bereiche des menschlichen Zusammenlebens wie Wirtschaft, Energieversorgung, Politik, Kultur, Umwelt und Kommunikation. Global bedeutet auf die ganze Welt bezogen. Globalisierung ist nicht nur eine Frage der Weltwirtschaft . Entwicklung und Kennzeichen Seit wann das Phänomen „Globalisierung“ existiert, ist umstritten. Unterschiedliche Ansätze beschreiben Globalisierung einmal als Phänomen der jüngeren Zeitgeschichte, das nach dem Zweiten Weltkrieg entstand und sich in den letzten Jahren rasant entwickelte. Globalisierung als...
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Goldene Bulle, Urkunde über die Königswahl im Deutschen Reich . Deutschland war im Gegensatz zu England oder Frankreich eine Wahlmonarchie. Im Jahr 1356 regelte Kaiser Karl IV. , eigentlich Wenzel (*1316, †1378, König seit 1346, König von Böhmen seit 1347, römisch-deutscher Kaiser seit 1355, König von Burgund seit 1365) erstmals in einer Urkunde die Königswahl. Die Goldene Bulle ist nach der goldenen Siegelkapsel (lat. Bulla = Kapsel), die die Urkunde enthält, benannt. Zuständig für die Wahl war das Kurkollegium der Kurfürsten , dem die drei Erzbischöfe von Mainz, Trier und Köln, der König von...
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Goldene Zwanziger, Bezeichnung für den wirtschaftlichen und vor allem kulturellen Aufschwung in den Jahren 1923/24 bis 1928. Nach schwierigen Anfangsjahren prägten wirtschaftliche Erholung und gesellschaftliche Stabilität die Weimarer Republik . Wirtschaftlicher und kultureller Aufschwung Die neue Währung nach der Währungsreform von 1923 und Kredite aus den USA bewirkten einen wirtschaftlichen Aufschwung. Die Arbeitslosigkeit ging zurück. Außerdem gab es vor allem in den Städten einen kulturellen Aufschwung mit hohen kulturellen Leistungen in den Bereichen Literatur, Malerei, Musik und Film...
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Goten , ostgermanischer Volksstamm, der sich zu Zeiten der Völkerwanderung im 3. Jahrhundert auf dem Gebiet des Römischen Reiches in Südosteuropa ausbreitete. Ende des 3. Jahrhunderts entstanden die Reiche der Ostgoten und der Westgoten. Westgotisches Reich Die Westgoten unter ihrem Heerführer Alarich (*um 370, †410) eroberten und plünderten 410 Rom. Sie zogen danach nach Spanien ab, wo sie 418 das Westgotische Reich begründen. Dieses Reich hatte seine größte Ausdehnung Mitte des 6. Jahrhunderts, als es die Südhälfte des heutigen Frankreich sowie das heutige Spanien und Portugal umfasste. Da...
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Gracchen, Bezeichnung der Brüder Tiberius Sempronius Gracchus (*163/162 v. Chr., † 133 v. Chr.) und Gaius Sempronius Gracchus (*154/153 v. Chr., †121 v. Chr.), die im 2. Jahrhundert v. Chr. versuchten, im Römischen Reich Land- und Sozialreformen durchzuführen. Sie zählten zu den Popularen , die die römische Republik reformieren wollten, und im Gegensatz zu den Optimaten standen. Beide Gruppen bekriegten sich auch durch Proskription . Auf Initiative des Volkstribunen Tiberius Sempronius Gracchus wurde 133 v. Chr. in Rom gegen den massiven Widerstand des Senats und der Großgrundbesitzer eine...
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Graf, im Frühmittelalter königlicher Amtsträger in einem bestimmten Gebiet (Grafschaft) zur Durchsetzung königlicher Gewalt. Wichtig für die weitere Entwicklung der Grafen von Amtsinhabern zu Landesherren waren die Umwandlung des Amts in ein Lehen in der Ständegesellschaft und das sich seit Ende des 9. Jahrhundert durchsetzende Prinzip der Erblichkeit dieser Lehen ( Lehenswesen ). Die Grafen gehörten zunächst dem hohen Adel an. Ein Teil von ihnen, dem es gelang, eine reichsunmittelbare Herrschaft auszubilden, zählte auch nach dem Spätmittelalter noch zu den Reichsfürsten, dem...
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Griechische Antike, historische Epoche im östlichen Mittelmeerraum. Im 2. Jahrtausend v. Chr. drangen von Norden her kriegerische Volksstämme ins heutige Griechenland ein (Dorische Wanderung). Um 1600 bis 1200 v. Chr. wird die Mykenische Epoche datiert (Überlieferung der ältesten bekannten Form der griechischen Sprache. Um 1200 v. Chr. erobern Griechen Troja. Bis 1050 v. Chr. hatten griechische Völker den Süden der Balkanhalbinsel, die Inselwelt der Ägäis und die Westküste Kleinasiens (heute: Türkei) besiedelt. Es entstanden zahlreiche voneinander getrennte Gemeinschaften. Später bildeten sich...
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Griechische Götter: Die Griechen stellten sich ihre Götter mit menschlicher Gestalt und menschlichen Gefühlen (Liebe, Hass, Neid, Eifersucht) vor. Sie lebten auf dem Olymp , dem höchsten, meist von Wolken umgebenen Berg Griechenlands, und waren unsterblich. Die Götterwelt Göttervater Zeus schleuderte Blitze auf die Erde oder ließ Stürme entstehen, wenn er wütend war. Seine Frau Hera ist zugleich seine Schwester. Sie achtet auf das Verhalten der Ehepartner zueinander und ist die Beschützerin der Frauen. Athene ist die Tochter des Zeus. Sie hilft den Helden, die ihr durch Klugheit sympathisch...
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Griechische Kultur. Griechenland hat mit der Entwicklung der Urform einer Demokratie nicht nur großen Einfluss auf die Staats- und Gesellschaftsordnungen in Europa gehabt, sondern auch mit Errungenschaften in Architektur, bildender Kunst, Philosophie, Mathematik oder Geschichtsschreibung. Philosophie Die griechischen Philosophen rückten den Menschen in den Mittelpunkt ihrer Betrachtungen und versuchten die Entstehung der Welt und die Ursachen der Naturerscheinungen mit der Vernunft und nicht länger mit dem Willen der Götter zu erklären. Die Lehrsätze des Philosophen Sokrates (*470, †399 v. Chr...
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Große Depression, die 1873 einsetzende Verlangsamung des wirtschaftlichen Wachstums in den europäischen Industriestaaten, die erst 1895/96 durch die bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs anhaltende Aufschwungsphase beendet wurde. Kennzeichen Kennzeichen waren Stagnation, ein Stillstand der Wirtschaftsentwicklung mit verringerter Investitionsneigung der Unternehmer, sinkenden Aktienkurse, rückläufiger Güternachfrage, Preisverfall und Schrumpfung in einzelnen Industriebereichen durch verstärkten Konkurrenzdruck. Im Deutschen Kaiserreich wirkte sich der Einbruch bei der wirtschaftlichen...
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Grundgesetz, Abkürzung GG, die vom Parlamentarischen Rat erarbeitete und am 8.5.1949 verabschiedete Verfassung der Bundesrepublik Deutschland. Nach Annahme durch die Länderparlamente (mit Ausnahme Bayerns) wurde das Grundgesetz am 23.5.1949 verkündet und trat am 24.5.1949 in Kraft. Wesentliche Inhalte Die Mütter und Väter des Grundgesetzes formulierten eine Verfassung aus der bewussten Abkehr von der Diktatur des Nationalsozialismus und aus dem Bestreben, die Fehler der Weimarer Reichsverfassung zu vermeiden. Dazu gehört die Garantie der Grundrechte in Artikel 1 bis 19, die die Gesetzgebung...
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Grundherrschaft, das Herrschaftsprinzip im Mittelalter , das sich im Lehnswesen niederschlug. Grundherr konnte ein Mitglied des Adels oder ein Kloster sein. Der größte Grundherr war aber der König. Durch Schenkungen und Stiftungen kamen Bischofskirchen, Klöster und Pfarrkirchen zu teilweise sehr großem Grundbesitz. Die Grundherren versprachen, den Bauern Schutz zu gewähren. Unfreien Bauern und ihren Familien, Hörige genannt, überließen sie einen Hof zur Nutzung. Dafür waren die Bauern zu Gegenleistungen verpflichtet, den Frondiensten . Daneben hatten sie regelmäßig Abgaben zu leisten. Dies...
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Guillotine, vom französischen Arzt Joseph Ignace Guillotin (*1738, †1814) entwickelte Maschine zur schnelleren und schmerzloseren Vollstreckung der Todesstrafe durch Enthauptung. Dieses Fallbeil wurde während der Französischen Revolution 1792 eingeführt und stand meist auf einem Schafott, einem erhöhten Gerüst, auf dem die öffentlichen Hinrichtungen vorgenommen wurden.
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Gutenberg, Johannes (*1397/1400, †1468), Erfinder des Buchdrucks. Bei einer Befragung von Wissenschaftlern im Jahr 2000 wurde der Mainzer Handwerker, der eigentlich Johannes Gensfleisch hieß, zum „Man of the Millenium“ gewählt. Seine Erfindung bestand darin, die Formen aller Buchstaben des Alphabets einzeln aus Metall zu gießen (Drucken mit beweglichen Lettern) und sie zu Wörtern und Seiten zusammenzusetzen. Diese Erfindung sollte die Welt grundlegend verändern, denn Wissen konnte nun schneller weitergegeben werden. Öffentliche Kritik an Missständen in Kirche und Staat konnte durch...