Umgang mit Texten – die beliebtesten Themen
Welche Schwierigkeiten gibt es beim Umgang mit lateinischen Texten?
Der Schwerpunkt des Lateinunterrichts beruht auf Texten. Das bringt Herausforderungen mit sich, die man von anderen Fremdsprachen nicht gewohnt ist:
- komplexe Grammatik: Im Lateinunterricht verbringt man viel Zeit mit Grammatikarbeit. Das Lateinische Grammatiksystem umfasst nämlich viele Formen. Eine der wichtigsten lateinischen Regeln ist z. B. die Kongruenz. Aber das Gute ist: Durch das Lernen der lateinischen Grammatik werden dir auch einige Begriffe und Kategorien im Deutschen und anderen Sprachen leichter fallen.
- Übersetzung: Es gibt lateinische Konstruktionen, die man im Deutschen nur schwer wörtlich wiedergeben kann. Der Satz Cum amico amphoram portantem ludo. enthält zum Beispiel ein Partizip (portantem – tragend). Die wörtliche Übersetzung klingt schwer verständlich: Ich spiele mit meinem einen Krug tragenden Freund. Eine freiere Übersetzung trifft eher den Sinn: Ich spiele mit meinem Freund, der einen Krug trägt. Die Kunst beim Übersetzen besteht also darin, das richtige Maß zwischen einer genauen und einer freieren Übersetzung zu finden.
- Aussprache: Spätestens, wenn man lateinische Dichtung liest, ist die Aussprache wichtig. Aber auch schon früher im Lateinunterricht hilft es dir, zu wissen, was kurz und lang gesprochen wird: nämlich in Klassenarbeiten. Wie genau? Das erfährst du auf der Übersichtsseite Lesen.
- Textarbeit: Es reicht im Lateinunterricht nicht, einen Text nur zu übersetzen, man muss auch verstehen, worum es geht. In Phasen der Textarbeit geht es darum, sich bewusst inhaltlich mit dem Stoff auseinanderzusetzen und seine sprachlichen Besonderheiten zu untersuchen. Erst wenn man Texte sprachlich analysiert, weiß man, warum ein Text auf eine bestimmte Weise wirkt.
Welche Texte liest man in Latein?
Man beginnt im Lateinunterricht meist mit dem Lesen der Texte im Schulbuch. Dies sind in der Regel keine wirklich antiken Texte, sondern sie wurden von Schulbuchautoren geschrieben, damit sie in ihrer Schwierigkeit aufeinander aufbauen. Pro Text gibt es ein paar neue Grammatikthemen. Diese Lektionstexte handeln meist vom Leben im antiken Rom und erzählen von historischen und mythologischen Ereignissen, die mit dem römischen Reich in Verbindung stehen.
Häufig folgt nach der Arbeit mit dem Schulbuch eine sogenannte Übergangslektüre. Dabei handelt es sich um Auszüge aus „leichteren“ Texten antiker Autoren (z. B. Caesars Bericht über den gallischen Krieg De bello Gallico) oder mittelalterlichen Texte (z. B. die Geschichte von Ionathas aus den Gesta Romanorum), oft mit zusätzlichen Angaben zu Grammatik und Vokabeln.
Danach folgt meist erst die Phase der Originallektüre, in der Ausschnitte oder Ganzschriften aus antiken Werken gelesen werden. Oft werden Werke Cicero gelesen, der berühmteste Redner der Antike. Auf dem Programm steht dann eine Mischung aus Dichtung und Prosa. Darunter können unter anderem folgende Werke sein:
- Senecas Briefe an Lucilius
- die Metamorphosen von Ovid
- Aeneis von Vergil
- Ciceros Reden vor Gericht
Wann fängt man an, Originaltexte zu übersetzen?
Wann man anfängt Originaltexte zu lesen, ist von verschiedenen Faktoren abhängig: u. a. auf welche Schule man geht und wann man angefangen hat, Latein zu lernen. Manche Klassen bleiben nicht einmal zwei Jahre bei den Schulbuchtexten, bevor sie Originallektüren lesen. Meist wird etwa drei Jahre lang mit dem Schulbuch gearbeitet. Spätestens in der Oberstufe beginnt man mit der Lektüre von Originaltexten antiker Autoren.
Was bringt der Umgang mit Texten in Latein?
Die Art und Weise, wie der Lateinunterricht mit Texten umgeht, scheint manchmal umständlich und kompliziert. Sie bietet aber auch Vorteile: Das Sprachsystem wird intensiv untersucht. So trainiert man die Fähigkeit, Sprache sorgfältig zu betrachten – Wissen, das einem in der Muttersprache, aber auch in anderen Fremdsprachen hilft.
Spätestens bei der Originallektüre, wenn man durch Worte in die Welt der Römer gelangt, wirkt die Vergangenheit auf einmal gar nicht mehr so fern. Obwohl die Zeit der Römer sich von unserer heutigen Zeit unterscheidet, merkt man schnell: Die Römer waren auch nur Menschen wie wir. Sie haben geliebt, sich gefürchtet, sich über Recht und Unrecht den Kopf zerbrochen und über die Zeit vor ihrer Zeit nachgedacht – genau wie wir es heute im Lateinunterricht tun.