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Was ist Formenlehre in Latein?

Latein gehört zu den flektierenden Sprachen. Das bedeutet, dass lateinische Wörter in unterschiedliche Formen gebracht werden, um dem Leser im Satz die richtige Bedeutung zu übermitteln. Die Wörter, die verändert werden, tun dies nach festgelegten Mustern. All diese Muster zusammen nennt man Formenlehre. Wenn man die Formen einmal kennt, kann man alle lateinischen Wörter verstehen und übersetzen.

Auf dieser Seite erhältst du einen Überblick über die verschiedenen Formen im Lateinischen. In unseren Lernwegen kannst du dich dann gezielt zu den Formen einer Wortart informieren und mit interaktiven Übungen dein Wissen testen.

Formenlehre – die beliebtesten Themen

Formenlehre – ein Überblick

Die Formen sind für die Entschlüsselung der Bedeutung sehr wichtig. Ohne Bedeutung bilden Formen nämlich keine Sprache, sondern wären nur eine Reihe von Lauten oder Zeichen. Eine Sprache hat ja immer das Ziel, Kommunikation zwischen Menschen möglich zu machen: etwas auszudrücken und diese Information möglichst ohne Missverständnisse an jemand anderes weiterzugeben. Die Formenlehre ist also ein wichtiger Bereich der lateinischen Sprache.

Neben den einzelnen Formen der Wörter gibt es einen zweiten großen Bereich in der Sprache: die Satzlehre. Sie gibt vor, wie Sätze aufgebaut sind und welche Rolle einzelne Wörter im Satz haben können.

Welche unterschiedlichen Formen gibt es in Latein?

Die Formenlehre in Latein kann man grob in drei Bereiche unterteilen:

  • Konjugation von Verben
  • Deklination von Nomen
  • allgemeine Wortbildung

Verben

Verben stellen Handlungen dar. Die Verbform taceo kommt von der Lernform tacere (schweigen). Ein wichtiger Teil der Flexion von Verben ist das Anhängen einer Personalendung an den sogenannten Verbstamm: tace-o. Die Endung -o bedeutet, dass die handelnde Person, also das Subjekt, in der 1. Person Singular steht: ich schweige. Verben auf diese Weise zu verändern, nennt man konjugieren.Man kann von konjugierten Verben, genauer gesagt von der Endung, nicht nur Rückschlüsse auf die handelnde Person ziehen, sondern auch auf die Zeitform, in der die Handlung stattfindet. Oft ist dafür an den Verbstamm vor der Personalendung das sogenannte Tempuskennzeichen eingefügt. Es lässt Rückschlüsse darauf zu, ob die Handlung bereits geschah, jetzt geschieht oder noch geschehen wird: Clama-ba-tis. → -ba- steht für Imperfekt, also Vergangenheit → Ihr habt gerufen. Clama-bi-tis. → -bi- steht hier für Futur I, also Zukunft → Ihr werdet rufen.

Deklination

Wenn ein Nomen dekliniert wird, bleibt die Grundbedeutung des Wortes erhalten, aber die Kasusendung drückt aus, ob etwas für jemanden oder durch das Handeln einer anderen Person geschieht. Zum Beispiel steht avus im Nominativ Singular und bedeutet der Großvater. Steht im Text aber die deklinierte Form avosignalisiert die Kasusendung -o, dass die Form im Dativ oder Ablativ Singular steht und als dem Großvater oder durch den Großvater übersetzt werden muss. Welche Übersetzung du wählen musst, hängt von dem Satz ab, in dem das Nomen vorkommt.

Neben Substantiven werden auch Adjektive, Pronomen und Partizipien dekliniert. Wenn du die verschiedenen Deklinationen kennst, kannst du also alle deklinierten Formen im Lateinischen eindeutig bestimmen und übersetzen.

Wortbildung

Wie genau Wörter aus einzelnen Bestandteilen zusammengesetzt sind, bestimmen die Regeln der Wortbildung. Wörter einer Wortart werden ähnlich verändert, also kann man an bestimmten Endungen erkennen, um welche Wortart es sich handelt.

Mit den Endsilben (Suffixen) von lateinischen Substantiven kann man etwa die Bedeutung eines Grundwortes verändern. Nehmen wir das Adjektiv liber, liber, liberum (frei), das durch Anhängen verschiedener Endsilben einen anderen Bedeutungsschwerpunkt erhält:

Latein Suffix Bedeutung Deutsch
libertas -tas → Zustand Freiheit
liberatio -tio → Tätigkeit Befreiung
liberator -tor → Person Befreier

Auch am Anfang eines Wortes können Silben angefügt werden. Diese Vorsilben werden auch Präfixe genannt. Wenn man aber einmal die grobe Bedeutung einer Vorsilbe kennt, kann man viele neue Wörter mit dieser Vorsilbe erschließen. Es gibt Wörter, denen oft solche Vorsilben vorangestellt werden, um ihre Grundbedeutung zu erweitern: ein Beispiel ist das Verb ire (gehen). Wenn du die Vorsilbe ex- (aus, hinaus) vorschaltest, entsteht das zusammengesetzte Wort exire (hinausgehen)

Wenn du die groben Regeln der Wortbildung kennst, kannst du neue Wörter aufgrund ihrer Zusammensetzung schneller verstehen.

Warum Formen lernen in Latein?

Das Wissen in der Formenlehre ist sehr wichtig, um einen lateinischen Text entschlüsseln und übersetzen zu können. Denn es reicht nicht, die Grundformen einer Vokabel mit ihrer Bedeutung auswendig zu kennen, da Wörter ja oft nicht in ihrer Lernform, sondern in geänderter Form im Text vorkommen.

Daneben hat das Lernen lateinischer Formen auch Vorteile für dich als Lernenden anderer Sprachen: Du bekommst ein besseres Verständnis für Grammatik insgesamt und die Logik hinter einer Sprache. Das gilt sowohl für deine Muttersprache, die du ja meist ohne Nachdenken über Formenbildung benutzt. Aber auch für das Lernen romanischer Sprachen, die sich ja aus dem Lateinischen heraus entwickelt haben, hat es Vorteile, die Formenlehre in Latein zu kennen: Besonders die Personalendungen von Verben sind den lateinischen Formen ähnlich. Beispielsweise kannst du die Bedeutung des italienischen Verbs corro aufgrund der Endung -o erschließen: ich laufe. Auch die französische Verbform portent kannst du schnell als sie tragen übersetzen.