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Welche besonderen Verbformen gibt es in Latein?

Ein Verb ist das Herzstück eines Satzes. Wie du weißt, werden Verben in Latein, ebenso wie im Deutschen, konjugiert und im Unterricht aus dem Lateinischen ins Deutsche übersetzt. Unter besonderen Verbformen verstehen wir die Verbformen, die anders konjugiert werden, als man es von den regelmäßigen lateinischen Verben kennt, oder solche Verbformen, die es im Deutschen nicht gibt. Auch fallen die lateinischen Infinitive in diese Kategorie, da sie beim Konjugationen- und Zeitenlernen oft vergessen werden und so besonders achtsam zu lernen sind.

Auf dieser Seite geben wir dir eine Übersicht über diese besonderen Verben im Lateinischen.

Besondere Verbformen – die beliebtesten Themen

Was sind finite und infinite Verbformen?

Finite Verbformen sind konjugierte Verben: Sie enthalten in ihrer Endung hinter dem Verbstamm Informationen zu einer Person, einer Zeit, einem Modus (Indikativ/Konjunktiv) und einem Genus Verbi (Aktiv/Passiv): vocas du rufst, vocemus wir sollen rufen.

Bei infiniten Verbformen handelt es sich um Infinitive (Grundformen). Hier eine Übersicht der Infinitive in Latein:

  • vocare – Infinitiv Präsens Aktiv
  • vocari – Infinitiv Präsens Passiv
  • vocavisse – Infinitiv Perfekt Aktiv
  • vocatum esse – Infinitiv Perfekt Passiv
  • vocaturum esse – Infinitiv Futur Aktiv
  • vocatum iri – Infinitiv Futur Passiv

Was sind Deponentien?

Deponentien, auch Deponenzien oder Deponentia genannt, sind Verben, die im Lateinischen im Passiv stehen, aber im Deutschen als Aktiv übersetzt werden. Ein solches Deponens kannst du an einer passiven Personalendung (-r, -ris, -tur, -mur, -mini, -ntur) erkennen, obwohl die Bedeutung des Verbs aktivisch sein müsste, zum Beispiel: Equos sequimur. Wir folgen den Pferden.

Um mehr über die Bildung und korrekte Übersetzung von Deponentien in allen Zeiten zu erfahren, bearbeite den Lernweg Deponentien.

Was ist der Infinitiv Futur Aktiv?

Den Infinitiv Futur Aktiv gibt es im Deutschen in der Art nicht. Dieser Infinitiv wird vor allem im AcI genutzt, etwa in diesem Satz: Magistratus adulescentes iterum per oppidum ambulaturos esse viderunt. Die Staatsbeamten sahen, dass die Jugendlichen erneut durch die Stadt marschieren würden.

Die Handlung des dass-Satzes ist noch nicht eingetreten, sie wird erst nach der Handlung des Hauptsatzes stattfinden. Daher ist das Zeitverhältnis nachzeitig.

Weitere Erklärungen und Tipps zur Übersetzung findest du im Lernweg Infinitiv Futur Aktiv.

Welche unregelmäßigen Verben gibt es in Latein?

Es gibt ein paar unregelmäßige Verben in Latein, bei denen man sich nicht an den bekannten Verbformen orientieren kann, weil sie ihre Formen anders bilden. Man muss sich diese Ausnahmen gut merken, um sie und ihre Formen in lateinischen Texten zu erkennen. Zu diesen Verben zählen zum Beispiel: 

  • esse – sein
  • ire, eo, ii, itum – gehen
  • ferre, fero, tuli, latum – tragen, bringen, berichten
  • posse, possum, potui – können
  • prodesse, prosum, profui – nützlich sein
  • velle, volo, volui – wollen

Warum besondere Verbformen in Latein kennen?

Besondere Verbformen muss man sich besonders gut merken, weil es sie in der Form in der eigenen Sprache nicht gibt. Beim Übersetzen muss man also einerseits die Formen dieser Verben erkennen können und auch wissen, wie sie zu übersetzen sind.

Die unregelmäßigen Verben einer Sprache gehören meist zu den Verben, die sehr häufig gebraucht werden. Das ist in Latein nicht anders. Man kann sich damit trösten, dass ...

  • die Personalendungen regelmäßig sind, sodass man zumindest immer die handelnde Person erkennt
  • man durch viele unregelmäßige Verbformen in romanischen Sprachen verstehen kann

Vergleiche zum Beispiel folgende italienische Verbformen mit den lateinischen: 

Italienisch Latein
essere esse (sein)
era erat (er war)
fui fui (ich bin gewesen)
potere posse (können)
posso possum (ich kann)

Aber es ist nicht nur nützlich, die unregelmäßigen Verben zu beherrschen, es ist auch ungemein hilfreich, zu wissen, bei welchen Verben es sich um Deponentien handelt. Es macht schließlich einen Unterschied, ob man selbst jemanden verfolgt oder verfolgt wird.