Aussprache in Latein
Aussprache
Wie du einen lateinischen Text betonst
Schritt-für-Schritt-Anleitung
Aufgabe
Lies die lateinischen Sätze korrekt vor.
Ego amico amicaeque libenter dona do. Nam eo modo nos omnes laeti sumus.
Das musst du wissen
Um lateinische Wörter richtig auszusprechen, musst du ein paar Regeln zur Sprechdauer und zur Betonung kennen.
Vokale können kurz oder lang gesprochen werden. Unterscheide die Sprechdauer (also Längen und Kürzen) von der Betonung. Es können nämlich auch kurze Vokale betont gesprochen werden.
Hinweis: Hier werden lange Vokale mit einem waagerechten Strich gekennzeichnet (laudāmus), kurze mit einem Bogen über dem Vokal (imperĭum). Betonte Vokale sind fett gesetzt: imperĭum.
Sprechdauer („Quantität“)
- Einige Wörter haben Naturlängen, die in der Vokabelliste deines Buches und im Lexikon durch einen waagerechten Strich über dem entsprechenden Vokal gekennzeichnet sind, z. B.: sīc. Naturlange Vokale sind z. B. Diphthonge (Doppelvokale wie -āē-), Akk. Pl. (-ās, -ōs, -ēs), Dat./Abl. Pl. (-īs), o-Dekl. Dat. Sg. (-ō), Abl. Sg. (außer -e der kons. Dekl.), Imperativendungen Sg.
- Als natürliche Kürzen kannst du dir z. B. merken: o-Dekl. n. Nom./Akk. Pl. (-ă), a-Dekl. Nom. Sg. (-ă), kons. Dekl. Abl. Sg. (-ě) , Vokal vor Vokal (běatus), die Infinitivendung im Präsens Aktiv (audirě).
- In poetischen Texten, die stärker stilistisch bearbeitet sind als normale Prosatexte, gibt es noch so genannte Positionslängen. Sie kommen dadurch zustande, dass auf einen Vokal zwei oder mehr Konsonanten folgen: cōntēntus. Diese Regel gilt in einem Fließtext auch über Wortgrenzen hinaus, z. B.: [...] apūd Grāēcōs [...]. Der Buchstabe h zählt hierbei nicht als Konsonant, und x und z werden jeweils als zwei Konsonanten gewertet.
Ausnahme: Vor einer Verbindung aus den Konsonanten b/p/c/k/qu/g/d/t und l/r/m/n wird der Silbenvokal kurz gesprochen: vĭctor.
Betonung
- Zweisilbige Wörter werden immer auf der ersten Silbe betont, z. B. sal-ve, fo-rum.
- Bei mehr als zweisilbigen Wörtern musst du die vorletzte Silbe untersuchen. Ist sie lang, wird sie betont, z. B.: lau-dā-mus. Ist die vorletzte Silbe hingegen kurz, wird die drittletzte Silbe betont, z. B.: im-pe-rĭ-um.
- Wird ein -que (und) an ein Wort angehängt, so wird die vorangehende Silbe betont, z. B.: imperiumque.
Schritt 1: Ermittle Längen und Kürzen
Setze Längenzeichen dort, wo eine Silbe deiner Kenntnis nach lang ausgesprochen wird, und schlage die übrigen Naturlängen in der Wortliste deines Lateinbuches oder im Wörterbuch nach.
→ Egō amīcō (o-Dekl. Dat. Sg. -ō-) amīcāēque (Diphthong -āē-) libenter dōnă (o-Dekl. Akk. Pl. -ă-) dō. Nam ĕō modō (o-Dekl. Abl. Sg. -ō-) nōs omnēs lāēti (Diphthong -āē-) sumus.
Prüfe jetzt, ob noch Positionslängen vorliegen und kennzeichne diese ebenfalls.
→ Egō amīcō amīcāēque libēnter (auf den Vokal -e- folgen zwei Konsonanten) dōnă dō. Nam ĕō modō nōs ōmnēs (auf den Vokal -o- folgen zwei Konsonanten) lāēti sumus.
Schritt 2: Leite die Betonung ab
Als Nächstes zählst du die Silben und findest anhand der oben stehenden Regeln die Betonungen heraus.
→ Egō (zwei Silben → erste Silbe betont) amīcō (drei Silben, vorletzte Silbe lang → daher betont) amīcāēque (vier Silben → Silbe vor -que betont) libēnter (drei Silben, vorletzte Silbe lang → daher betont) dōnă (zwei Silben → erste Silbe betont) dō (eine Silbe).
Nam ĕō (eine Silbe) modō (zwei Silben → erste Silbe betont) nōs ōmnēs (zwei Silben → erste Silbe betont) lāēti (zwei Silben → erste Silbe betont) sumus (zwei Silben → erste Silbe betont).
Lösung
Egō amīcō amīcāēque libēnter dōnă dō. Nam ĕō modō nōs ōmnēs lāēti sumus.
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