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Über das Wort „Attribut“

Genus, Betonung:  das Attribut
Plural:  die Attribute
Abkürzung:  Attr.
Herkunft:  von lat. attribūtum das Zugeteilte, Beigeordnete (zu attribuere zuteilen, beiordnen)

 

Definition

Als „Attribut“ bezeichnet man jede Art von näherer Bestimmung eines beliebigen Wortes im Satz, mit Ausnahme der näheren Bestimmungen des Verbs. Attribute sind meist Supplemente, selten Komplemente.

 

ERSCHEINUNGSFORMEN

 

(A)  Attribute von Substantiven

(1)  Adjektive und nicht-gegenständliche (= „adjektivische“) Pronomen, z.B.:
      ÷ mūrus altus  die hohe Mauer
      ÷ hic mūrus  diese Mauer

(2)  Substantive und gegenständliche (= „substantivische“) Pronomen

      (a)  im Genitiv, z.B.:
            ÷ mūrus urbis  die Mauer der Stadt
            ÷ mūrus eius  (die Mauer von ihr =) ihre Mauer

      (b)  im Dativ, z.B.:
            ÷ obtemperātiō lēgibus  der Gehorsam gegenüber den Gesetzen
               (Dativ-Objekt bei Tätigkeits-Substantiv, konstruiert wie 
               obtemperāre lēgibus den Gesetzen gehorchen)

      (c)  im Akkusativ:
            nur als Akkusativ des Ziels bei Bewegungssubstantiven; z.B.:
            ÷ reditus Rōmam  die Rückkehr nach Rom

      (d)  im Ablativ, z.B.:
            ÷ mūrus magnā altitūdine  eine Mauer von großer Höhe
               (Ablativ der Eigenschaft = Ablātīvus quālitātis)

(3)  präpositionale Ausdrücke, z.B.:
      ÷ mūrus ex lateribus  eine Mauer aus Ziegeln
      ÷ īnsula in lacū  die Insel im See
      ÷ reditus ad patrem  die Rückkehr zum Vater
      ÷ benevolentia ergā nōs  sein Wohlwollen uns gegenüber

(4)  Adverbien (sehr selten!), z.B.:
      ÷ inde reditus  die Rückkehr von dort

(5)  Attributsätze

      (a)  Relativsätze:
            Ein Relativsatz ist immer dann ein Attributsatz, wenn er ein Beziehungswort
            im übergeordneten Satz hat. Z.B.:
            ÷ Incolae urbem relinquunt, quae ā mīlitibus dīrepta est.
               Die Einwohner verlassen die Stadt, die von den Soldaten geplündert wurde.

      (b)  Partizipialsätze:
          • Das Participium coniūnctum (PC) ist immer dann ein Attributsatz, wenn es ein
            Beziehungswort im übergeordneten Satz hat. Z.B.:
            ÷ Incolae urbem [ā mīlitibus dīreptam] relinquunt.
               Die Einwohner verlassen die von den Soldaten geplünderte Stadt.
          • Die AUC tritt vor allem im Genitiv als Attributsatz auf, z.B.:
            ÷ Nūntius [urbis dīreptae] affertur.
              Die Nachricht [der geplünderten Stadt] wird gebracht.
              = Die Nachricht wird gebracht, dass die Stadt geplündert wurde.

      (c)  Infinitivsätze:
            Der ACI kann vor allem als Objektsatz zu einem Tätigkeitssubstantiv auftreten; z.B.:
            ÷ Cōgitātiō nihil esse malī medētur.  (Cicero: Tusculanen 4:26)
               Der Gedanke, dass nichts (des Schlechten =) Schlechtes existiere, ist heilsam.
               (Das Substantiv cōgitātiō steht hier für cōgitāre: Zu denken, dass ..., ist heilsam.
               > Der ACI nihil esse malī ist Objekt zu cōgitātiō.)

      (d)  Subjunktionalsätze:
            ÷ Caesar dē senātūs cōnsultō certior factus est,
               ut omnēs iūniōrēs Italiae coniūrārent.
  (Caesar: Bellum Gallicum 7:1:1)
               Cäsar wurde von dem Senatsbeschluss benachrichtigt,
               dass alle jungen Männer Italiens den Eid (zum Kriegsdienst) ablegen sollten
.
               (Das cōnsultum das Beschlossene besteht in dem Inhalt des ut-Satzes
               > Der ut-Satz ist ein erklärender Zusatz zum Substantiv cōnsultum.)

      (e)  Fragenebensätze, z.B.:
            ÷ Sapientia est cognitiō, quae cuiusque reī causa sit.  (Cicero: Tusculanen 4:57)
               Weisheit ist die Erkenntnis, (welche =) was die Ursache jedes Dings ist.
               (Das Substantiv cognitiō steht hier für cognōscere: Weisheit ist, zu erkennen, was ...
               > Der Frage-Nebensatz ist Objekt zu cognitiō.)
            ÷ Multae conquīsītae sunt causae, cūr quidque fiat.  (Cicero: Dē fīnibus 4:13)
               Viele Gründe wurden gesammelt, warum jedes Ding entsteht.
               (Die Gründe selbst sind das „Warum“.
               > Der Frage-Nebensatz ist erklärender Zusatz zu causae.)

 

(B)  Attribute von Adjektiven

(1)  Adverbien:
      Die typischen Attribute von Adjektiven sind Adverbien des Grades, z.B.:
      ÷ valdē bonus  sehr gut
      ÷ ēgregiē fortis  außerordentlich tapfer
      ÷ tam propinquus  so nah

(2)  Substantive und gegenständliche (= „substantivische“) Pronomen

      (a)  im Genitiv, z.B.:
            ÷ cupidus glōriae  begierig (des Ruhms =) nach Ruhm

      (b)  im Dativ, z.B.:
            ÷ locus proeliō aptus  ein für eine Schlacht geeigneter Ort
            ÷ similis lupō  einem Wolf ähnlich
            ÷ ei similis  ihm ähnlich

      (c)  im Akkusativ, z.B.:
            ÷ proximus hostēs  den Feinden am nächsten befindlich

      (d)  im Ablativ, z.B.:
            ÷ laude dīgnus  des Lobes würdig

(3)  präpositionale Ausdrücke, z.B.:
      ÷ idōneus ad hoc negōtium
         zu dieser Tätigkeit geeignet
      ÷ Prīmus ex illā familiā cōnsul factus est. 
         Als erster aus jener Familie wurde er Konsul.

(4)  Attributsätze

      (a)  Partizipialsätze:  AUC, z.B.:
            ÷ avidus [bellī gerendī]
               begierig, [einen Krieg zu führen]

      (b)  Fragenebensätze, z.B.:
            ÷ īnsciī, quid in Aeduīs gererētur 
               unwissend, was bei den Haeduern geschah

 

(C)  Attribute von Adverbien

Adverbien werden durch Adverbien des Grades näher bestimmt, z.B.:
÷ valdē breviter percurrere 
   sehr kurz aufzählen
÷ parum diligenter providēre
   (zu wenig sorgfältig =) mit zu geringer Sorgfalt vorsorgen
÷ tam fortiter pūgnāre 
   so tapfer kämpfen