Andere Bezeichnung: Eigenschaftswort
Über das Wort „Adjektiv“
Genus, Betonung: das Adjektiv
Plural: die Adjektive
Abkürzung: Adj.
Herkunft: von lat. nōmen adiectīvum Benennung einer Beifügung, Beifügungswort (von adiectum Beigefügtes, Beifügung, d.h. Eigenschaft, die der substantia Substanz beigefügt ist; siehe Substantiv; adiectum ist die Neutrum-Form des vorzeitigen Passivpartizips (= PPP) von adicere beifügen)
Definition
„Adjektiv“ ist eine der Wortarten und gehört zur Wortartengruppe Nomen. Unter Adjektiv versteht man ein Wort, das eine Eigenschaft eines Gegenstands bezeichnet. Im Unterschied zum Substantiv nennt das Adjektiv selber keinen Gegenstand, sondern es beschreibt einen Gegenstand, der durch ein anderes Wort im Satz (meist ein Substantiv) genannt ist. Im Unterschied zum Verb hat das Adjektiv von sich aus nicht die Funktion eines Prädikats, sondern muss sich zu diesem Zweck gewöhnlich mit dem Hilfsverb esse sein verbinden (dieses dient als sogenannte Kopula).
Beispiele:
÷ Magister discipulōs bonōs laudat. Der Lehrer lobt die guten Schüler.
÷ Discipulī bonī sunt. Die Schüler sind gut.
In beiden Sätzen bezeichnet das Adjektiv bonōs/bonī eine Eigenschaft des Gegenstands, der mit dem Substantiv discipulōs/discipulī genannt ist. Im ersten Satz ist bonōs Attribut zu discipulōs, im zweiten ist bonī Prädikat (genauer: Prädikatsnomen) zum Subjekt discipulī.
Zahladjektive und Pronominaladjektive
Besondere Typen der Adjektive sind:
1. Pronominaladjektive, z.B.: alter der andere, tōtus ganz, nūllus kein.
Es handelt sich um eine kleine Gruppe von Adjektiven, die in ihrer Bedeutung Pronomen nahestehen und daher im Lateinischen bestimmte Deklinationsendungen von Pronomen übernehmen.
2. Zahladjektive, mit den Untertypen:
• Grundzahlen (= Kardinalzahlen): ūnus einer, duo zwei, trēs drei usw.
• Ordnungszahlen (= Ordinalzahlen): prīmus erster, secundus zweiter, tertius dritter usw.
• Verteilungszahlen (= Distributivzahlen): singulī je einer, bīnī je zwei, ternī je drei usw.
Die Zahladjektive werden meist mit den Zahladverbien (semel einmal, bis zweimal, ter dreimal usw.) zu einer Wortart „Zahlwörter“ vereinigt. Wir können diese Wörter zwar nicht als eigenständige Wortart anerkennen, behandeln sie aber dennoch in einem gemeinsamen Lexikonartikel „Zahlwörter“, um erkennbar zu machen, wie sie systematisch voneinander abgeleitet sind.
Deklination des Adjektivs
Adjektive gehören zu den Nomen, sind also deklinierbar. Ihre Deklinationsendungen können verschiedene Kasus, Numeri und Genera ausdrücken. Das genaue Aussehen der Deklinationsendungen hängt davon ab, zu welchem Deklinationstyp das Adjektiv gehört. Jedes Adjektiv wird nach einer der folgenden Deklinationen dekliniert:
• ō/ā-Deklination, d.h. ō-Deklination für die maskulinen und neutrischen Formen, ā-Deklination für die femininen Formen (= Adjektive der „1. und 2. Deklination“)
• Deklination der Pronominaladjektive (eine Mischung aus ō/ā-Deklination und pronominaler Deklination)
• ī-Deklination (eine Untergruppe der „3. Deklination“)
• konsonantische + gemischte Deklination (eine Untergruppe der „3. Deklination“)
• Von den Zahladjektiven haben die Kardinalzahlen duo zwei und mīlle tausend einige Deklinationsbesonderheiten, und ein Großteil der Kardinalzahlen ist nicht deklinierbar, also unveränderlich.
Bestimmung einer Adjektivform
Eine Deklinationsform eines Adjektivs drückt Folgendes aus:
• einen Kasus, also eine der Kategorien: Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ, Ablativ, Vokativ;
• einen Numerus, also eine der Kategorien: Singular, Plural;
• ein Genus, also eine der Kategorien: Maskulin, Feminin, Neutrum.
Außerdem gehört zur Deklination der Adjektive gewöhnlich eine Adverbialform (z.B. long-ē, fort-iter). Das ist eine kasusähnliche Form (ohne Numerus und Genus), die es möglich macht, dass das Adjektiv ein Verb, Adjektiv oder Adverb näher bestimmt, so wie es sonst Adverbien tun.
Die Nennform der Adjektive ist der Nominativ Singular Maskulin. Im Wörterbuch findest du alle Adjektive in dieser Form; dort musst du auch die Adverbialform nachschlagen.
Welche Angaben musst du bei der Bestimmung einer Adjektivform machen?
1. Nenne die Kategorien (also Kasus, Numerus und Genus), die die Adjektivform ausdrückt.
2. Füge die Nennform des Adjektivs hinzu.
3. Füge die Bedeutung des Adjektivs hinzu.
Eine wörtliche Übersetzung der Adjektivform für sich allein ist nicht sinnvoll, da das deutsche Adjektiv die lateinischen Adjektivendungen nicht genau wiedergeben kann. Übersetze das Adjektiv zusammen mit dem Substantiv, zu dem es gehört.
Beispiele:
÷ longā ist der Ablativ Singular Feminin von longus lang.
÷ magnōs ist der Akkusativ Plural Maskulin von magnus groß.
Beachte: Die meisten Deklinationsformen der Adjektive sind nicht eindeutig. Wie du an den Deklinationstabellen der ō/ā-Deklination, der ī-Deklination und der konsonantischen + gemischten Deklination erkennen kannst, sind oft mehrere Formen genau gleich. Insbesondere haben die meisten Adjektive der ī-Deklination und der kons./gem. Dekl. keine eigenständigen Feminin-Formen und gebrauchen stattdessen die Maskulin-Formen fürs Feminin mit (den Grund dafür findest du unter Maskulin/Utrum). Auch die neutrischen Formen der Adjektive sind von den maskulinen nur in den Nominativen und Akkusativen verschieden. Welche Funktion der mehrdeutigen Formen jeweils im Text gemeint ist, kannst du nur aus dem Zusammenhang erschließen. Beispiele:
÷ Wenn im Text longum steht, kann das Akkusativ Singular Maskulin oder Nominativ Singular Neutrum oder Akkusativ Singular Neutrum sein.
÷ Longīs kann Dativ oder Ablativ Plural von allen drei Genera sein, also sechs verschiedene Funktionen haben!
÷ Da meistens in den Texten die Langvokale nicht gekennzeichnet werden, hat z.B. longa vier verschiedene Funktionen: mit kurzem a (= ă) gibt es drei Möglichkeiten: Nominativ Singular Feminin, Nominativ Plural Neutrum und Akkusativ Plural Neutrum; mit langem a (= ā) ist es Ablativ Singular Feminin.
Formbestimmung mithilfe der Kongruenz: In welchem Kasus, Numerus und Genus ein Adjektiv erscheinen muss, wenn es in einem Text gebraucht wird, wird durch die Kongruenz festgelegt. Die Funktion mehrdeutiger Formen kannst du also erschließen, wenn du im Text Form und Genus der Wörter bestimmst, die gemeinsam mit dem Adjektiv denselben Gegenstand beschreiben und daher mit ihm kongruent sein müssen. Z.B.:
÷ Wenn im Text ohne Längenzeichen steht: Oratione longa milites incitavit, so kann longa nur zu dem Feminin oratione gehören, also steht es wie oratione im Ablativ Singular Feminin, gemeint ist also: Ōrātiōne longā mīlitēs incitāvit Er spornte die Soldaten mit einer langen Rede an.