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Migration, die Wanderung von Menschen, Menschengruppen oder ganzen Völkern oder Volksgruppen innerhalb eines Landes (Binnenmigration) oder aus einem Land (Emigration, Auswanderung) bzw. in ein anderes Land (Immigration, Einwanderung). Migration kann freiwillig sein oder erzwungen werden, sie kann einmalig sein oder wie bei Saison- oder Wanderarbeitern zeitlich befristet.

Begriffliches

Emigration wird meist als das freiwillige oder erzwungene Verlassen des Heimatlandes aus religiösen, politischen oder ethnischen Gründen bezeichnet, wenn der jeweilige Staat einzelne Menschen oder Gruppen diskriminiert oder verfolgt oder eine bestimmte Gesinnung einfordert, die diese jedoch ablehnen. Migration aus eher wirtschaftlichen Gründen (z. B. Arbeitsmigration) wird eher Auswanderung genannt.

Aus Sicht des aufnehmenden Landes betrachtet ist Migration Einwanderung oder Zuwanderung. Diese kann von dem betreffenden Land gewollt sein und über ein Einwanderungsgesetz oder Zuwanderungsgesetz geregelt werden, um z. B. den Bedarf an Arbeitskräften zu decken oder dünn besiedelte Regionen zu kultivieren. Zuwanderung kann auch aus humanitären Gründen gestattet werden, wenn Menschen vor Krieg oder Verfolgung in ihrem Heimatland fliehen Solche Kriegsflüchtlinge oder Vertriebene können sich dann oft auf das Völkerrecht wie die Flüchtlingskonvention der Vereinten Nationen oder auf das staatliche Asylrecht beziehen.

Migrationsursachen

Ursachen für Wanderungsbewegungen können Naturkatastrophen, Klimaveränderungen, Wasserknappheit oder Hungernöte sein. Sie können auch auf gesellschaftlichen Problemen wie Armut, Krieg, Unterentwicklung, Arbeitslosigkeit, Verelendung beruhen oder auf politischer oder religiöser Verfolgung (meist von Minderheiten). In der politischen Debatte spielt oft das Asylrecht eine große Rolle, das eine Aufnahme politisch, ethnisch oder religiös Verfolgter regelt. Wanderung und Flucht aus eher wirtschaftlichen Gründen wird anders eingeordnet. Es wird bei einer solchen Arbeitsmigration auch von „Wirtschaftsflüchtlingen“ gesprochen.

Geschichte der Migration

Beispiele für Migration in Europa sind die Einwanderungsbewegungen in Griechenland und Italien bzw. in der griechischen Antike und im Römischen Reich, später die Völkerwanderung im Mittelalter oder die Wanderungsbewegungen im Zusammenhang mit den Kreuzzügen im Spätmittelalter.

Mit der Entdeckung Amerikas begannen riesige Wanderungsbewegungen. So wanderten bis zum 18. Jahrhundert rund 2 bis 3 Millionen Europäer nach Übersee aus; hinzu kamen über 7 Millionen Sklaven aus Afrika, die verschleppt wurden (Sklaverei). Eine zweite Migrationswelle setzte im Zusammenhang mit der Französischen Revolution, der industriellen Revolution und der sozialen Frage im 19. Jahrhundert ein. Rund 29 Millionen Menschen wanderten von Europa nach Übersee aus. Hinzu kam Binnenwanderung in größerem Umfang und Arbeitsmigration.

Zu den Abwanderungen und Einwanderungen in der deutschen Geschichte zählt die deutsche Ostsiedlung im 12. Jahrhundert (z. B. von „Siebenbürger Sachsen“ im Königreich Ungarn) oder die Anwerbung von Deutschen durch Russland vom Ende des 17. Jahrhunderts bis zum 19. Jahrhundert, z. B. durch die deutschstämmige Zarin Katharina die Große (*1729, †1796, russische Zarin seit 1762), die Deutsche zur Ansiedlung an Wolga („Wolgadeutsche“) und Schwarzem Meer gewann.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg gab es viele Glaubensflüchtlinge und Wanderungsbewegungen aufgrund der Kriegszerstörungen in Mitteleuropa. Im 16. Und 17. Jahrhundert wanderten viele Glaubensflüchtlinge nach Preußen ein. Auch Friedrich der Große siedelte Hugenotten aus Frankreich im preußischen Königreich an.

Vor dem Hintergrund von Missernten, Hungersnöten und Arbeitslosigkeit wanderten im 19. Jahrhundert viele Deutsche nach Nordamerika aus. Die Auswanderungswelle endete im Deutsche Kaiserreich mit der zunehmenden Industrialisierung und den vielen neuen Arbeitsplätzen.

Der Zweite Weltkrieg war besonders durch erzwungene Migration gekennzeichnet. Menschen aus den vom nationalsozialistischen Deutschland eroberten Staaten wurden z. B. als Zwangsarbeiter nach Deutschland deportiert. Viele politisch und religiös Verfolgte des NS-Regimes flohen aus Deutschland (z. B. Juden, Kommunisten, Sozialdemokraten). Zwangsarbeiter wie Kriegsgefangene wurden wie auch Juden (Holocaust), Sinti und Roma und andere Bevölkerungsgruppen in Konzentrationslager und gegen Ende des Krieges in Vernichtungslager deportiert. Gegen Ende des Krieges und nach den Vereinbarungen der Siegermächte auf der Potsdamer Konferenz flohen viele Deutsche aus den Ostgebieten, aus Polen, der Tschechoslowakei, Ungarn und Jugoslawien oder wurden Opfer von Vertreibungen (Heimatvertriebene). Diese Flüchtlinge und Vertriebene wurden in den Besatzungszonen angesiedelt.

Im Nachkriegsdeutschland bis zum Bau der Berliner Mauer wanderten mehrere Millionen DDR-Bürger in die Bundesrepublik Deutschland aus. Diese Wanderungsbewegung wurde von der DDR auch als Republikflucht bezeichnet. Nach dem Mauerbau war eine Republikflucht mit Lebensgefahr verbunden und ging deshalb drastisch zurück. In Zeiten des Wirtschaftswunders warb die Bundesrepublik Deutschland „Gastarbeiter“ vor allem aus südeuropäischen Staaten an (Arbeitsmigration). Im Zuge der neuen Ostpolitik ab den 1970er-Jahren und der Entspannungspolitik ab den 1980er Jahren verstärkte sich die genehmigte Übersiedlung aus der DDR in den Westen. Hinzu kam die Übersiedlung von Nachfahren deutscher Ostsiedler („Russlanddeutsche“) wegen andauernder Unterdrückung aus der Sowjetunion in die Bundesrepublik Deutschland. Diese wurden auch als Aussiedler bezeichnet.

Neuere Entwicklungen

Im 20. Jahrhundert stagnierte die Bevölkerungszahl in Europa und Nordamerika, während die Entwicklungsländer besonders in Afrika und Asien einen starken Bevölkerungsanstieg verzeichneten. Auch deshalb werden die westlichen Industrieländer immer mehr zum Zielgebiet von Einwanderungsbestrebungen.

Seit Mitte der 1980er-Jahre wurde in Deutschland und anderen europäischen Staaten eine Zunahme an Asylbewerbern registriert, die wegen ethnischer Verfolgung, Bürgerkriegen, kultureller und religiöser Benachteiligung oder auch vor Armut aus ihrer Heimat flohen. Besonders auch infolge des Balkankonflikts im zerfallenden Jugoslawien in den 1990er-Jahren kamen Flüchtlinge auch nach Deutschland.

Flucht- und Wanderungsbewegungen seit den 1990er-Jahren vom „armen Süden“ in den „reichen Norden“ der Erde haben sehr viel mit dem Elend in vielen Entwicklungsländern besonders in Afrika zu tun. Hinzu kamen Kriegsflüchtlinge aus den zahlreichen Kriegs- und Bürgerkriegsregionen in Afrika und Asien. Beispiele sind die Kriege und Bürgerkriege in Afghanistan, Pakistan, Sri Lanka, Ruanda, Somalia, Äthiopien, Mali, Irak und Syrien. So hat auch der Krieg gegen den internationalen Terrorismus seit dem Elften September 2001 die Zahl der Kriegsflüchtlinge stark ansteigen lassen. Diese Kriegsflüchtlinge wurden zum Großteil von den jeweils angrenzenden Staaten aufgenommen und mit internationaler Hilfe versorgt, zogen aber in jüngster Zeit auch weiter nach Westeuropa.

Die Europäische Union wie auch Deutschland reagierte auf die zunehmenden Flüchtlingsbewegungen in ihrer Flüchtlingspolitik mit Änderungen bzw. Verschärfungen des Asylrechts und mit Zuwanderungsgesetzen. Die EU schottete ihre Außengrenzen und Küsten verstärkt ab. Es wurde von der „Festung Europa“ gesprochen. Die Flüchtlingspolitik der EU führte wegen der zahlreichen Toten auf den Fluchtwegen über das Mittelmeer, der ungeklärten Verteilung von Flüchtlingen auf die EU-Staaten und der sehr gegensätzliche nationalen Flüchtlingspolitik (z. B. in Deutschland im Gegensatz zu Ungarn oder Polen) zu einer tiefgreifenden Krise der EU.

Nach der Bewältigung der großen Flüchtlingsströme nach Deutschland 2015 wurde mit gesetzlichen Maßnahmen (Asylrecht, Integrationsgesetz) versucht, etwa mit Regelungen zur Integration, zum Bleiberecht und zum Familiennachzug der teilweise angespannten Lage Herr zu werden. Innenpolitisch führte die Flüchtlingspolitik zu scharfen Auseinandersetzungen und zum Erstarken nationalistischer, politisch rechts stehender Strömungen. Auf der anderen Seite ist Deutschland aus ökonomischen Gründen wegen der demografischen Entwicklung (Rückgang der Bevölkerungszahl) auf dauerhafte Zuwanderung angewiesen.


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