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Andere Bezeichnung:  (grammatische) Zahl

 

Über das Wort „Numerus“

Genus: der Numerus

Plural:  die Numeri

Abkürzung:  Num.

Herkunft:  von lat. numerus Zahl, Anzahl

 

Definition

„Numerus“ ist eine Dimension der Deklination (= der Flexion der Nomen) und der Konjugation (= der Flexion der Verben). Unter „Numerus“ versteht man eine grammatische Eigenschaft eines Wortes, die
• durch Deklinationsendungen oder Konjugationsendungen ausgedrückt wird und daher veränderlich ist und
• anzeigt, in wie vielen Exemplaren der mit dem Wort beschriebene Gegenstand im Satz auftritt.

Erläuterung:  Da in den Sprachen unserer Sprachfamilie das Verb als Eigenschaft des Subjekts gilt, gibt der Numerus des Verbs an, in wie vielen Exemplaren das Subjekt im Satz auftritt (siehe auch Kongruenz).

 

Bestand

Im Lateinischen gibt es wie im Deutschen nur zwei Numeruskategorien:
• Singular = Einzahl:  Der mit dem Wort beschriebene Gegenstand tritt im Satz in einem einzigen Exemplar auf.
• Plural = Mehrzahl:  Der mit dem Wort beschriebene Gegenstand tritt im Satz in zwei oder mehr Exemplaren auf.

Andere Sprachen unterscheiden mehr Numeruskategorien. So gibt es z.B. im Altgriechischen noch einen Dual (= Zweizahl), der bei zwei (zusammengehörigen) Exemplaren verwendet wird.

 

Funktionen

Der Numerus eines Wortes hat im Lateinischen wie im Deutschen zwei Funktionen:

(1)  Er zeigt (laut Definition) die Anzahl an, d.h. in wie vielen Exemplaren der mit dem Wort beschriebene Gegenstand im Satz auftritt.

(2)  Er ist ein Mittel der Kongruenz.

 

Ausdruck

(1)  Bei Nomen wird der Numerus durch Deklinationsendungen angezeigt. Es gibt jedoch nicht für jeden Numerus eine immer gleiche Endung. Da die Endungen immer eine Kombination aus Kasus, Numerus und Genus (beim Substantiv nur Kasus und Numerus) ausdrücken, ist die Numerusendung je nach Kasus (und Genus) verschieden. Außerdem gibt es verschiedene Deklinationen (= Deklinationstypen), die ihre eigenen Endungen besitzen.

(2)  Bei Personalpronomen und Reflexivpronomen der 1./2.Person, die zu den Nomen (siehe (1)) zählen, wird der Numerus zusätzlich durch den Wortstamm angezeigt, d.h. im Singular und Plural werden verschiedene Wortstämme gebraucht (vergleiche: Singular: egō ich / mich, du, aber Plural: nōs wir/uns, vōs ihr/euch).

(3)  Beim Reflexivpronomen der 3.Person (siehe unter Personalpronomen) wird kein Numerus unterschieden, die Formen dienen sowohl als Singular als auch als Plural. Da das Reflexivpronomen den Subjektsgegenstand wiederaufnimmt, kann der gemeinte Numerus immer am Subjekt abgelesen werden. 

(4)  Beim gegenständlichen Interrogativpronomen quis?/quid? wer?/was? wird kein Numerus unterschieden, da nicht festgelegt werden soll, ob nach einem oder mehreren Gegenständen gefragt ist.

(5)  Bei Verben gibt es ebenfalls nicht für jeden Numerus eine immer gleiche Endung. Zunächst muss unterschieden werden zwischen finiten Verbformen, Partizipien und Infinitiven:
• Bei finiten Verbformen wird der Numerus durch die Personalendungen angezeigt, die Bestandteil der Konjugationsendungen sind und immer eine Kombination aus Person und Numerus ausdrücken. Daher ist die Numerusendung je nach Person verschieden. Außerdem gibt es je nach Diathese (= Genus verbi), zum Teil auch je nach Konjugation (= Konjugationstyp), Tempus und Modus, verschiedene Varianten der Personalendungen.
• Bei Partizipien wird der Numerus durch Deklinationsendungen angezeigt. Es gelten die gleichen Regeln wie für Nomen, siehe (1).
Infinitive unterscheiden keinen Numerus, sie gelten immer als Singular.

 

Substantive mit nur einem Numerus

(1)  Substantive, die nur im Singular vorkommen (= Singulāria tantum)
Viele Eigennamen, Stoffbezeichnungen, abstrakte Bezeichnungen und Sammelbezeichnungen kommen nur im Singular vor, da der Plural nicht benötigt wird; z.B.:
÷ Iuppiter (Gen.: Iovis)  Jupiter
÷ Italia  Italien
÷ aurum  Gold
÷ iūstitia  Gerechtigkeit
÷ iuventūs (Gen.: iuventūtis) f.  Jugend, auch im Sinne von: die jungen Leute

(2)  Substantive, die nur im Plural vorkommen (= Plūrālia tantum)
Manche Sammelbezeichnungen kommen nur im Plural vor, wobei die Vorstellung, dass sie aus mehreren Teilen bestehen, zum Ausdruck kommt. Manchmal ist der Singular nur wegen seltenen Bedarfs außer Gebrauch gekommen. Z.B.:
÷ mānēs (Gen.: -ium) m.  die Manen (= Geister der Verstorbenen)
÷ viscera (Gen.: -um) n.  Eingeweide
÷ nārēs (Gen.: -ium) f.  Nase (eigentlich: Nasenlöcher)
÷ dīvitiae (Gen.: -ārum) f.  Reichtum (eigentlich: Reichtümer)
÷ īnsidiae  Hinterhalt
÷ scālae  Treppe, Leiter (eigentlich: Stufen)
÷ moenia  (Gen.: -ium) n.  Stadtmauer (eigentlich: Befestigungen, zu mūnīre befestigen)
÷ Alpēs (Gen.: -ium) f.  die Alpen
÷ fēriae  Ferien (eigentlich: Feiertage)

Namen von Festtagen und anderen Tagen mit besonderer Funktion stehen immer im Plural, auch wenn es sich um Einzeltage handelt; z.B.:
÷ Calendae (auch Kalendae geschrieben)  der erste Tag des Monats, der Monatserste

Manche Städtenamen stehen im Plural, da sie ursprünglich die Einwohner oder bestimmte örtliche Erscheinungen bezeichneten:
÷ Athēnae  Athen
÷ Faleriī  Falerii (Stadt nördlich von Rom)
÷ Ōstia (Gen.: -ōrum, aber auch als Sg.f.: -ae) n.  Ostia (eigentlich: die Mündungen; Stadt an der Tibermündung)


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