Das Pronomen quis gehört zu den Unterwortarten Interrogativpronomen und Indefinitpronomen.
Deklination
Die Deklination des Interrogativ- und Indefinitpronomens quis gleicht in den meisten Formen dem Pronomen quī. Folgende Formen weichen davon ab:
• Der Nom.Sg. Maskulin und Neutrum lautet quis bzw. quid. Beim Neutrum muss der Akk.Sg. gleich dem Nom.Sg. sein, also ebenfalls quid.
• Das Feminin und der Plural fehlen, genau wie beim deutschen Interrogativpronomen „wer?/was?“. Das „Maskulin“ ist ja in Wirklichkeit ein „Utrum“, d.h. es umfasst das Feminin mit. Da das Pronomen nur zwischen Personen und Sachen unterscheiden will, ist das Feminin als drittes Genus überflüssig. Der Plural fehlt, d.h. der Singular steht hier eigentlich für einen unbestimmten Numerus, da in der Frage „wer?/was?“ absichtlich offengelassen wird, ob es sich um einen oder mehrere Gegenstände handelt: Das soll ja erst durch Anwort bestimmt werden. Beim Gebrauch als Indefinitpronomen „irgendwer/irgendwas“ passt der unbestimmte Numerus zur Unbestimmtheit des Pronomens.
• Im Genitiv, Dativ und Ablativ wird die Sache von der Person unterschieden, indem die kongruente Form von rēs Sache hinzugefügt wird.
Bedeutung
(1) (Interrogativpronomen) wer?, was?
(2) (Indefinitpronomen) irgendwer, irgendwas.
Der Gebrauch ist gewöhnlich gegenständlich (= „substantivisch“). Nicht-gegenständlicher (= „adjektivischer“) Gebrauch, also die Verbindung mit einem Substantiv, ist nur bei der Form quis möglich, wenn nach der Identität gefragt wird, z.B.:
÷ quis vir? welcher Mann? nur als Frage nach dem Namen (im Unterschied zu: quī vir? welcher Mann?, was für ein Mann?: Frage nach dem Namen oder der Beschaffenheit.)
Das nicht-gegenständliche (= „adjektivische“) Gegenstück zu quis ist quī.
Unterscheidung der Bedeutungen im Text:
• Als Interrogativpronomen steht es am Anfang des Frage-Hauptsatzes oder Frage-Nebensatzes (nur eine Präposition darf vorausgehen). Frage-Hauptsätze werden durch ein Fragezeichen markiert. Frage-Nebensätze stehen immer im Konjunktiv (der indirekten Rede).
• Als Indefinitpronomen steht es immer nach einem satzeinleitenden Wort, vor allem im Hauptsatz nach num, im Nebensatz nach sī, nisī, nē, num und Relativwörtern.