Honecker, Erich, führender Politiker in der Deutschen Demokratischen Republik Honecker lebte von 1912 bis 1994.
Weimarer Republik und Nationalsozialismus
Der im Saarland geborene Honecker war seit frühester Jugend in der kommunistischen Bewegung aktiv und seit 1929 Mitglied der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) und führender Funktionär des kommunistischen Jugendverbands.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 ging er wie viele seiner Parteigenossen in den Untergrund. Im Jahr 1935 nahm ihn die Gestapo fest, zwei Jahre später wurde er zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt. Kurz vor Kriegsende 1945 gelang ihm die Flucht.
Der Aufstieg zum starken Mann in Partei und Staat
1946 war er Gründungsmitglied der Freien Deutschen Jugend (FDJ), der späteren Staatsjugendorganisation der DDR. Bis 1955 bleibt er deren Vorsitzender. Seit 1946 SED-Mitglied stieg er 1958 ins Politbüro auf und gewann eine einflussreiche Stellung im Partei- und Staatsapparat. 1961 leitete Honecker die geheimen Vorbereitungen für den Bau der Berliner Mauer.
In dritter Ehe war Honecker seit 1953 mit Margot Honecker (*1927, †2016, von 1963 bis 1989 Ministerin für Volksbildung der DDR) verheiratet.
Nach dem Rücktritt Walter Ulbrichts (*1893, †1973, Erster Sekretär bzw. Generalsekretär der SED von 1950 bis 1971, Staatsratsvorsitzender der DDR von 1960 bis 1973), der einem Sturz zuvorkam, wurde 1971 Honecker Erster Sekretär im Zentralkomitee der SED und damit der neue starke Mann in der Partei. Von 1971 bis 1989 hatte er den Vorsitz der SED, ab 1976 auch den Vorsitz im Staatsrat inne (Staatsoberhaupt der DDR).
Innenpolitisch wollte Honecker die DDR zu einem wichtigen Industriestaat ausbauen, trotz finanzieller Schwierigkeiten (z. B. Kredite aus dem Westen) und Versorgungsengpässe die Lebensbedingungen der Bevölkerung verbessern. Gleichzeitig aber hielt er am Machtanspruch der SED unter allen Umständen (z. B. staatliche Überwachung durch die Stasi) fest und unterdrückte kritische Stimmen (z. B. Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann [*1936] im Jahr 1976) wie auch kritische Gruppen (z. B. Menschenrechts-, Friedens- und Umweltgruppen unter dem Dach der evangelische Kirche).
Seine Außenpolitik bewegte sich zwischen Öffnung und Abgrenzung der DDR. Im Zuge der neuen Ostpolitik unter Bundeskanzler Willy Brandt (*1913, †1992, Bundeskanzler von 1969 bis 1974), die zur Entspannung des Verhältnisses zwischen beiden deutschen Staaten führte, unterzeichnete Honecker 1973 die Schlussakte von Helsinki der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) und proklamierte 1974 eine eigenständige „sozialistische Nation“, nachdem beide deutsche Staaten 1973 in die Vereinten Nationen aufgenommen worden waren. Höhepunkt war der offizielle Staatsbesuch Honeckers 1987 bei Bundeskanzler Helmut Kohl (*1930, Bundeskanzler von 1982 bis 1998) in Bonn.
Der tiefe Fall 1989 und die Folgen
Gegen Ende seiner Amtszeit erkannte Honecker nicht die durch das Reformprogramm Perestroika und Glasnost in der Sowjetunion unter Michail Gorbatschow (*1931, Generalsekretär der KPdSU von 1985 bis 1991 und Staatspräsident der Sowjetunion 1990/91) eingeleitete Notwendigkeit von grundlegenden Veränderungen. Im Gegenteil sagte Honecker im August 1989 noch: „Den Sozialismus in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf.“ Gorbatschow wird bei seinem Besuch zum 40-jährigen Bestehen der DDR am 7.10.1989 der zum geflügelten Wort gewordenen Satz zugeschrieben, mit dem er den Reformbedarf in der DDR unterstreichen wollte: „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.“
Unter Druck trat Honecker im Zusammenhang mit der friedlichen Revolution am 18.10.1989 von allen Ämtern zurück und wurde am 3.12.1989 aus der SED ausgeschlossen. Das Ende der DDR nahte und die Wiedervereinigung nahm ihren Lauf.
Im Zusammenhang mit den Todesschüssen an der Berliner Mauer erhob die Berliner Justiz 1991 Anklage gegen ihn. Honecker floh 1991 nach Moskau. Nach seiner Rückkehr 1992 musste Honecker in Untersuchungshaft, am 12.11.1992 begann der Prozess gegen ihn. Aufgrund seines schlechten Gesundheitszustands wurde dieser am 12.1.1993 eingestellt. Honecker verließ am Tag darauf Deutschland in Richtung Chile und starb 1994 in Santiago de Chile.