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Aufgabe 1
Analysiere die vorliegende Quelle, indem du herausarbeitest, wie Brandt die BRD außenpolitisch positionieren will.
Aus der Regierungserklärung Willy Brandts vom 28. Oktober 1969:
Unser nationales Interesse erlaubt es nicht, zwischen dem Westen und dem Osten zu stehen. Unser Land braucht die Zusammenarbeit und Abstimmung mit dem Westen und die Verständigung mit dem Osten. Auf diesem Hintergrund sage ich mit starker Betonung: Das deutsche Volk braucht den Frieden im vollen Sinne dieses Wortes auch mit den Völkern der Sowjetunion und allen Völkern des europäischen Ostens. Zu einem ehrlichen Versuch der Verständigung sind wir bereit, damit die Folgen des Unheils überwunden werden können, das eine verbrecherische Clique über Europa gebracht hat. Dabei geben wir uns keinen trügerischen Hoffnungen hin: Interessen, Machtverhältnisse und gesellschaftliche Unterschiede sind weder […] aufzulösen noch dürfen sie vernebelt werden. […]
In Fortsetzung der Politik ihrer Vorgängerin erstrebt die Bundesregierung gleichmäßig verbindliche Abkommen über den gegenseitigen Verzicht auf Anwendung oder Androhung von Gewalt. Die Bereitschaft dazu gilt – ich darf es wiederholen – auch gegenüber der DDR. Ebenso unmißverständlich will ich sagen, daß wir gegenüber der uns unmittelbar benachbarten Tschechoslowakei zu den Abmachungen bereit sind, die über die Vergangenheit hinausführen. Die Politik des Gewaltverzichts, die die territoriale Integrität des jeweiligen Partners berücksichtigt, ist nach der festen Überzeugung der Bundesregierung ein entscheidender Beitrag zur Entspannung in Europa. Gewaltverzichte würden eine Atmosphäre schaffen, die weitere Schritte möglich macht.
Dieter Grosser/Stephan Bierling/Beate Neuss (Hrsg.), Deutsche Geschichte in Quellen und Darstellung, Band 11, Bundesrepublik und DDR 1969–1990, Stuttgart 1996, S. 49–50. In: Michael Sauer (Hrsg.), Geschichte und Geschehen 3, Stuttgart 2009, S. 244.
Klassenarbeit
Geschichte
9.
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10. Klasse