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Andere Bezeichnungen:  Werfall, Cāsus rēctus

 

Über das Wort „Nominativ“

Genus, Betonung:  der Nominativ
Plural:  die Nominative
Abkürzung:  Nom.
Herkunft:  von lat. cāsus nōminātīvus Nennfall  (zu nōmināre nennen)

 

Definition

Unter „Nominativ“ versteht man den Kasus, der das Subjekt einer finiten Verbform kennzeichnet.

Beachte:  Die Definition gibt nur die Funktion an, die den Nominativ zum Nominativ macht!
Eine Zusammenstellung aller seiner Funktionen findest du unten.

 

FUNKTIONEN

 

(A)  Syntaktisch isoliert

(1)  Nennform
Der Nominativ bildet die Nennform, d.h. er kennzeichnet einen Gegenstand, der außerhalb eines Satzzusammenhangs genannt wird, etwa in Listen oder als Stichwort im Wörterbuch.

(2)  Nominativ des Ausrufs (= Nōminātīvus exclāmātiōnis)
Er drückt in einem emotionalen Ausruf den Grund der Empfindung aus (in gleicher Funktion auch Akkusativ des Ausrufs). Z.B.:
÷ Ō magna vīs vēritātis!  Oh große Kraft der Wahrheit!
 

(B)  Subjekt (= ein Verbkomplement)

(Nōminātīvus subiectīvus, Nōminātīvus subiectī)

(1)  Nominativ-Subjekt eines finiten Satzes
Der Nominativ kennzeichnet einen Gegenstand, der in einem finiten Satz (= Satz mit finitem Verb) die Rolle des Subjekts hat. Im Nominativ stehen das Substantiv oder Pronomen, das den Subjektgegenstand ausdrückt, sowie die zugehörigen kongruenzfähigen Attribute (Adjektive, Partizipien, Pronomen, Substantiv als Apposition); z.B.:
     ÷ (Ille) medicus (bonus properāns) venit. (Jener gute) Arzt kommt (eilends).
     ÷ (Medicus) Mārcus venit. Der Arzt Marcus kommt.  (medicus ist Apposition.)
     ÷ Nēmō venit. Niemand kommt.

Ebenso steht im Nominativ der Subjektsgegenstand in bestimmten Infinitiv- und Partizipialsätzen (nämlich NCI und Subjekts-AUC sowie IC und PC, sofern diese ein Nominativ-Subjekt des übergeordneten Satzes als Subjekt wiederverwenden)

(2)  Nominativ-Subjekt eines NCI
Das Subjekt eines NCI steht immer im Nominativ.
Genaueres findest du unter NCI.

(3)  Nominativ-Subjekt eines Infinitivs mit übernommenem Subjekt
Das Subjekt eines IC steht im Nominativ, wenn es eine Nominativ-Funktion im übergeordneten Satz hat.
Genaueres findest du unter Infinitiv mit übernommenem Subjekt.

(4)  Nominativ-Subjekt eines PC
Das Subjekt eines PC steht im Nominativ, wenn es eine Nominativ-Funktion im übergeordneten Satz hat.
Genaueres findest du unter PC.

(5)  Nominativ-Subjekt einer AUC (einschließlich ACP und Gerundivkonstruktion)
Das Subjekt einer AUC steht im Nominativ, wenn die AUC im übergeordneten Satz eine Nominativ-Funktion hat.
Genaueres findest du unter AUC.

(6)  Nominativ des sachidentischen Subjekts
Dieser seltenere Spezialfall von (1) bis (5) liegt vor, wenn das Subjekt einen Sachverhalt bezeichnet, der mit der Bedeutung seines übergeordneten Verbs identisch ist. Dieses Subjekt ist eigentlich nur mit Attribut sinnvoll, da es ja sonst eine bloße Verdopplung des Verbs wäre. Im ersten Beispiel ist das Attribut dem Sinne nach zu ergänzen:
÷ Cibum captāmus ē marī. Sī ēventus (captandī) nōn ēvēnit
   … dormīmus incēnātī.

   Nahrung fischen wir aus dem Meer. Wenn der Erfolg (des
   Fischens) nicht erfolgt ist, … müssen wir hungrig schlafen
.
   (Plautus: Rudens 2:1:11–13)
÷ Lūx lūnae mihī lūcet.
 
 Das Licht des Mondes leuchtet mir.
÷ Flat ventus secundus.
 
 Es weht ein günstiger Wind.
Natürlich wird der Nominativ des sachidentischen Subjekts im ACI zum Akkusativ, im Abl. abs. zum Ablativ usw.
Vergleiche den Akkusativ und den Ablativ des sachidentischen Adverbials.
 

(C)  Prädikat

(1)  Prädikat eines finiten Satzes
Wegen der Prädikat-Subjekt-Kongruenz steht das Prädikat eines finiten Satzes im Nominativ, soweit es kongruenzfähig ist. Kongruenzfähig sind:
umschreibende Verbformen; z.B.:
     ÷ Medicus vocātus est. Ein Arzt wurde gerufen.
Prädikatsnomen; z.B.:
     ÷ Medicus bonus est. Der Arzt ist gut.

(2)  Prädikat eines Infinitivsatzes oder Partizipialsatzes
Wegen der Prädikat-Subjekt-Kongruenz steht das Prädikat eines Infinitivsatzes oder Partizipialsatzes in den unter (B) genannten Fällen im Nominativ, soweit das Prädikat kongruenzfähig ist.
 

(D)  Zugewiesene Eigenschaft (= ein Verbkomplement)

Wenn ein Satz mit einem Akkusativobjekt und einer dem Akkusativobjekt zugewiesenen Eigenschaft ins Passiv umgewandelt wird, erscheint das Akkusativobjekt als Subjekt, also im Nominativ, und die zugewiesene Eigenschaft ebenfalls im Nominativ, da sie ja immer mit dem Gegenstand, dem sie zugewiesen ist, kongruent sein muss; z.B.:
     ÷ Sōcratēs ab hominibus vocābātur sapientissimus / doctor sapientiae.
        Sokrates wurde von den Leuten sehr weise / Lehrer der Weisheit genannt.
     ÷ Ā Rōmānīs deī aeternī habentur.
        Von den Römern werden die Götter für ewig gehalten.

Genaueres zu diesen Beispielen und den zugehörigen Aktivsätzen findest du unter Akkusativ: Funktionen: zugewiesene Eigenschaft.


Schlagworte

  • #wer
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