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Andere Bezeichnungen: konsonantische und gemischte Typen der 3. Deklination;
(nach der Endung des Ablativ Singular:) ĕ-Deklination

Abkürzung: kons./gem. Dekl.

 

Inhaltsverzeichnis

Definitionen

Regelmäßige Deklination
(1) Erkennung des Wortstamms
(2) Normalendungen
(3) Wörter mit Gen.Pl. -ium
(4) Neutra
(5) Maskulina/Feminina: Die vier Endungen des Nom.Sg.
     (5a) Normalendung -s
     (5b) Endung -_ (= leere Endung)
     (5c) Endung -is
     (5d) Endung -ēs
(6) Stämme auf ōn
(7) Stämme mit Vokalwechsel
     (7a) Wechsel ō > ĭ
     (7b) Wechsel ĕ > ĭ
     (7c) Wechsel ŭ > ŏ
     (7d) Wechsel ŭ > ĭ/ĕ
     (7e) Wechsel ĭ > ĕ

Unregelmäßige Deklination
(1) Substantive mit größeren Unregelmäßigkeiten
(2) Stämme mit unregelmäßiger Vokaldehnung

Deklination der Adjektive

nt-Partizipien und Übergang zur ī-Deklination

 

 

Definitionen

Während die meisten lateinischen Deklinationen sehr deutlich voneinander unterschieden sind, gibt es bisher keine Definitionen, welche die konsonantische, die gemischte und die sogenannte „ĭ-Deklination“ klar voneinander abgrenzen. Das liegt daran, dass es zu viele Unter- und Zwischentypen gibt und auch zahlreiche Wörter, die einzelne Endungen nach zwei verschiedenen Typen bilden.
Am praktischsten erscheinen folgende Definitionen:

(1)  Unter „ī-Deklination“ verstehen wir alle Deklinationstypen mit der Endung:
• Ablativ Singular .
Alle diese Deklinationstypen haben zugleich die Endung:
• Genitiv Plural -ium.

(2)  Unter „konsonantischer Deklination“ verstehen wir alle Deklinationstypen mit den Endungen:
• Ablativ Singular ,
• Genitiv Plural -um.

(3)  Unter „gemischter Deklination“ verstehen wir alle Deklinationstypen mit den Endungen:
• Ablativ Singular ,
• Genitiv Plural -ium.

(4)  Unter „ĕ-Deklination“ (sprich: „Kurz-E-Deklination“ – im Unterschied zur ē-Deklination, sprich: „Lang-E-Deklination“) verstehen wir die Zusammenfassung von konsonantischer Deklination und gemischter Deklination, also alle Deklinationstypen mit der Endung:
• Ablativ Singular .

Hinweis: Wir behandeln hier die konsonantische und die gemischte Deklination zusammen, da eine getrennte Darstellung komplizierter wäre und das Verstehen des Systems erschweren würde.

 

 

Regelmäßige Deklination

 

(1) Erkennung des Wortstamms

Der Wortstamm ist in der Nennform (Nom.Sg.) sehr oft nicht klar zu erkennen, da er durch verschiedene Lautregeln verändert ist oder Unregelmäßigkeiten zeigt. In den anderen Kasus tritt er gewöhnlich in seiner reinen Form auf. Es ist meist leichter, von einem anderen Kasus den Nom.Sg. abzuleiten, als vom Nom.Sg. auf die übrige Deklination zu schließen. Daher ist es sehr wichtig, dass du den Genitiv mitlernst!

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TABELLE ZU (2) UND (3):

 


(2) Normalendungen

Die Normalendungen kannst du an den Wörtern hiems, daps und trabs in der Tabelle oben ablesen:
• im Singular: -s, -is,, -em, -e;
• im Plural: -ēs, -um, -ibus, -ēs, ibus.

Diese werden verwendet, wenn die folgenden drei Bedingungen erfüllt sind:
• Das Substantiv ist maskulin oder feminin.
• Der Stamm endet auf 1 Konsonanten.
• Der Stamm ist nach den lat. Wortauslaut-Regeln fähig, die Nom.Sg.-Endung -s anzunehmen.

Weitere Beispiele für Stämme mit Normalendungen findest du vollständig dekliniert in den Tabellen unten:
÷ dux, rēx, cīvitās, lapis; außerdem einige mit Vokalwechsel: princeps, caelebs, iūdex, rēmex, mīles, obses.
 

(3) Wörter mit Gen.Pl. -ium

Wörter mit Stamm auf zwei oder drei Konsonanten oder mit Nom.Sg.-Endung -is oder -ēs zeigen Abweichungen von (2), die du in der Tabelle oben an den Wörtern stirps und urbs erkennen kannst:
• Gen.Pl. -ium;
• Akk.Pl. wahlweise -ēs oder -īs.

Weitere Beispiele für Stämme auf zwei oder drei Konsonanten findest du vollständig dekliniert in den Tabellen unten:
÷ arx, phalanx, pars, glāns.

Beispiele für Wörter mit Nom.Sg.-Endung -is oder -ēs findest du vollständig dekliniert in der Tabelle zu (5c)/(5d):
÷ nāv-is, clād-ēs.

Ausnahmen: Für Gen.Pl. und Akk.Pl. werden die Normalendungen von (2) verwendet:
• bei den Verwandtschaftsbezeichnungen mit Stamm auf tr (zur Endung des Nom.Sg. siehe (5b):
÷ pater-_ m. Vater, Gen. patr-is, Pl.: Gen. patr-um, Akk. patr-ēs;
÷ māter-_ f. Mutter, Gen. mātr-is, Pl.: Gen. mātr-um, Akk. mātr-ēs;
÷ frāter-_ m. Bruder, Gen. frātr-is, Pl.: Gen. frātr-um, Akk. frātr-ēs.
          (Regelmäßig sind aber die anderen Stämme auf tr, z.B.:
          ÷ venter-_ m. Bauch, Gen. ventr-is, Pl.: Gen. ventr-ium, Akk. ventr-ēs/-īs.)
• bei folgenden Einzelwörtern (zur Endung des Nom.Sg. siehe (5c)/(5d)):
÷ can-is m./f. Hund, Gen. can-is, Pl.: Gen. can-um, Akk. can-ēs;
÷ iuven-is m. junger Mann, Gen. iuven-is, Pl.: Gen. iuven-um, Akk. iuven-ēs;
÷ sēd-ēs f. Sitz, Gen. sēd-is, Pl.: Gen. sēd-um, Akk. sēd-ēs.

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TABELLE ZU (4):

 


(4) Neutra

Neutra zeigen Abweichungen von (2) und (3), die in der Tabelle oben am Beispiel cadāver zu sehen sind:
• Nom./Akk.Sg. -_ (= leere Endung);
• Nom./Akk.Pl. -a.

Weitere Erläuterungen zur Tabelle:

Die Deklination von iūs stimmt mit der von cadāver überein, jedoch wirkt, wo das s zwischen Vokalen steht, die s-zu-r-Regel, z.B.:
÷ Gen.Sg. *s-is > r-is.
Diese Lautregel muss natürlich auch bei anderen Wörtern angewendet werden, siehe in den Tabellen unten:
÷ mōs, lepus, tempus, venus, opus, pulvis.

Die Deklination von cor stimmt mit der von cadāver überein, jedoch verhindet die Auslautregel, dass das Wort auf zwei Konsonanten endet:
÷ Nom.Sg. *cord-_ > cor_-_.
Weitere Neutra, die wie cor einen Konsonanten verlieren:
÷ lac-_ n. Milch, Gen. lact-is;
÷ mel-_ n. Honig, Gen. mell-is;
÷ far-_ n. Dinkel (Getreideart), Gen. farr-is;
÷ os-_ n. Knochen, Gen. oss-is.

 

(5) Maskulina/Feminina: Die vier Endungen des Nom.Sg.

Die Endung des Nom.Sg. Maskulin/Feminin gibt es in vier Varianten: -s, -_, -is, -ēs. Welche Endung verwendet werden muss, hängt meist von dem Auslaut des Wortstamms ab, an den die Endung antreten soll:
• zu -s siehe (5a)
• zu -_ siehe (5b)
• zu -is siehe (5c)
• zu -ēs siehe (5d)

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TABELLEN ZU (5a):

 


 


(5a) Normalendung -s

Die Normalendung -s tritt an Stämme auf Vokal, auf m oder auf Verschlusslaut (c/g, t/d, p/b). Ausgeschlossen sind qu und gu. Von den Konsonantenverbindungen kann -s nur an l/r/n + Verschlusslaut treten.

Stämme auf Vokal; z.B.:
÷ sū-s m./f. Schwein, Gen. su-is (siehe Tabelle unten zu Unregelmäßige Deklination);

Stämme auf m, einziges Beispiel:
÷ hiem-s f. Regenzeit, Gen. hiem-is (siehe Tabelle oben zu (2);

Stämme auf p, b (= labiale Verschlusslaute), einige mit vorausgehendem r; z.B.:
÷ auf pdap-s f. Festmahl, Gen. dap-is (siehe Tabelle oben zu (2));
÷ auf btrab-s f. Balken, Gen. trab-is (siehe Tabelle oben zu (2));
÷ auf rpstirp-s f. Stamm, Gen. stirp-is (siehe Tabelle oben zu (2));
÷ auf rburb-s f. Stadt, Gen. urb-is (siehe Tabelle oben zu (2)).
Da wegen Assimilationsregel Verschlusslaute vor dem stimmlosen s selber nur stimmlos sein dürfen, war die Aussprache von trabs: [traps], die von urbs: [urps]. Oft schrieben die Römer solche Wörter tatsächlich mit p.

Stämme auf c, g (= velare Verschlusslaute), einige mit vorausgehendem l, r oder n; z.B.:
÷ auf cdux m. Anführer, Gen. duc-is (siehe Tabelle oben);
÷ auf grēx m. König, Gen. rēg-is (siehe Tabelle oben);
÷ auf lcfalx f. Sichel, Gen. falc-is;
÷ auf rcarx f. Burg, Gen. arc-is (siehe Tabelle oben);
÷ auf ngphalanx f. Schlachtreihe, Gen. phalang-is (siehe Tabelle oben).
Der Buchstabe x war nur eine abkürzende Schreibweise für cs, daher ist dux = duc-s, falx = falc-s, arx = arc-s, aber auch rēx = rēc-s und phalanx = phalanc-s. Bei den beiden letzten ist wegen Assimilationsregel g vor dem stimmlosen s selber stimmlos, also zu c geworden.

Stämme auf t, d (= dentale Verschlusslaute), einige mit vorausgehendem l, r oder n; z.B.:
÷ auf t: cīvitā-s f. Staat, Gen. cīvitāt-is (siehe Tabelle oben);
÷ auf d: lapi-s f. Stein, lapid-is (siehe Tabelle oben);
÷ auf ltpul-s f. Brei, Gen. pult-is;
÷ auf rtpar-s f. Teil, Gen. part-is (siehe Tabelle oben);
÷ auf ndglān-s f. Eichel, Gen. gland-is (siehe Tabelle oben).
Vor der Nom.Sg.-Endung -s ist überall das t oder d des Stamms wegen Assimiliationsregel und Auslautregel verschwunden. Im Gen.Sg. und allen anderen Formen ist der vollständige Stamm mit t oder d erhalten, da die Endungen mit Vokal beginnen.

Ausnahmen mit Endung -is: In wenigen Wörtern tritt -is an einen Stamm auf Verschlusslaut, wo eigentlich die Endung -s stehen müsste; vor allem bei Folgenden (Gen.Sg. = Nom.Sg.):
÷ orb-is m. Kreis;
÷ aed-is (= aed-ēs) f. Tempel;
÷ ap-is f. Biene;
÷ rat-is f. Floß;
÷ crāt-is f. Flechtwerk;
÷ vīt-is f. Weinrebe;
÷ seltenere Wörter: sud-is f. Spitzpfahl, cut-is f. Haut, sent-is m. Dornstrauch.

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TABELLE ZU (5b)

 


(5b) Endung -_ (= leere Endung)

Die Endung -_ (= leere Endung) haben Stämme auf Vokal + l/r/n/s sowie auf Verschlusslaut + r.
Das Anhängen von -s an l/r/n/s wird durch die Auslautregel verhindert. Z.B.:
÷ auf lcōnsul-_ m. Konsul, Gen. cōnsul-is (siehe Tabelle oben);
÷ auf ragger-_ m. Damm, Gen. agger-is (siehe Tabelle oben);
÷ auf nTītān-_ m. Titan (Urgott), Gen. Tītān-is (siehe Tabelle oben);
÷ auf smōs-_ m. Sitte, Gen. r-is (ein s zwischen Vokalen wird im Lat. zu r; siehe Tabelle oben).

Stämme auf Konsonant + r fügen im Nom.Sg. e ein, um die Aussprache zu erleichtern:
÷ auf trventer-_ m. Bauch, Gen. ventr-is (siehe auch oben unter (3));
÷ auf brimber-_ m. Platzregen, Gen. imbr-is (siehe Tabelle oben).
Hierzu gehören auch die leicht unregelmäßigen Verwandtschaftsbezeichnungen
÷ pater, māter, frāter (siehe oben unter (3)).

Stämme auf Langvokal + r – es gibt nur die Kombination ōr – zeigen die gleichen Deklinationsendungen wie die Stämme auf Kurzvokal + r, aber sie müssen wegen der Vokalkürzungsregeln den letzten Stammvokal im Nom.Sg. kürzen, also ōr > ŏr.

Einsilbige Stämme mit Endung -_ sind nur folgende Einzelwörter (teils mit unregelmäßigem Langvokal im Nom.Sg.):
• auf Vokal + l:
÷ sōl-_ m. Sonne, Gen. sōl-is;
÷ sāl-_ m. Salz, Gen. săl-is;
• auf Vokal + r:
÷ lār-_ m. Hausgott, Gen. lăr-is;
÷ fūr-_ m./f. Dieb(in), Gen. fūr-is.

Ausnahmen mit Endung -is:
• fast alle einsilbigen Stämme auf Vokal + n/l/r (Gen.Sg. = Nom.Sg.), z.B.:
÷ auf Vokal + nfīn-is Ende, pān-is m. Brot | crīn-is m. Haar;
÷ auf Vokal + lfēl-is (= fēl-ēs) f. Katze | bīl-is f. Galle;
÷ auf Vokal + rnār-is f. Nasenloch | for-is f. Türflügel;
• der zweisilbige Stamm iuven-is, der im Übrigen dekliniert wird, als hätte er die Nom.Sg.-Endung -_:
÷ iuven-is m. junger Mann, Gen. iuven-is, Pl: Gen. iuven-um (statt -ium), Akk. iuven-ēs (statt -ēs/-īs , siehe (3)).

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TABELLE ZU (5c) und (5d):

 


(5c) Endung -is

Die Endung -is tritt an alle Stämme, wo -s und -_ nicht möglich sind. Dadurch lauten Nominativ und Genitiv Singular gleich. Z.B.:
÷ auf vnāv-is f. Schiff (siehe Tabelle oben);
÷ auf guangu-is m./f. Schlange;
÷ auf llcoll-is m. Hügel;
÷ auf ssclass-is f. Flotte;
÷ auf stvest-is f. Kleidung;
÷ auf xax-is m. Achse;
÷ auf nsmēns-is m. Monat;
÷ auf scpisc-is m. Fisch;
÷ auf mnamn-is m. Strom;
÷ auf gnign-is m. Feuer.

Ausnahme mit Endung -_:
÷ as-_ (aus ass-_; Auslautregel verbietet Doppelkonsonanten im Wortauslaut) m. der As (Münze), Gen. ass-is.

Beachte: Durch die Nom.Sg.-Endung -is werden Nom. und Gen.Sg. gleich und stimmen beide außerdem mit der ī-Deklination überein. Um zu unterscheiden, ob ein Substantiv auf -is zur kons./gem. Dekl. oder zur ī-Dekl. gehört, merkst du dir die wenigen Substantive, die nach der ī-Deklination gehen.
 

(5d) Endung -ēs

Die Endung -ēs tritt nicht an einen bestimmten typischen Stammauslaut, sie kann bei allen Arten von Stämmen vorkommen und ist daher immer als Unregelmäßigkeit zu betrachten. Z.B.:
÷ auf Vokal: stru-ēs f. Haufen, Gen. stru-is;
÷ auf mfam-ēs f. Hunger, Gen. fam-is;
÷ auf dclād-ēs f. Niederlage, Gen. clād-is (siehe Tabelle oben);
÷ auf bnūb-ēs f. Wolke, Gen. nūb-is;
÷ auf gstrāg-ēs f. Verwüstung, Gen. strāg-is;
÷ auf lpvulp-ēs f. Fuchs, Gen. vulp-is;
÷ auf rdsord-ēs f. Schmutz, Gen. sord-is;
÷ auf lmōl-ēs f. Masse, Gen. mōl-is.

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TABELLE ZU (6) UND (7a):

 


(6) Stämme auf ōn

Die Stämme auf ōn können als n-Stämme nach (5b) im Nom.Sg. nur eine leere Endung -_ haben. Außerdem haben sie zwei Besonderheiten:
• Sie verlieren im Nom.Sg. ihren Stammauslaut-Konsonanten n, z.B.:
÷ sermō_-_ m. Gespräch, Gen. sermōn-is (siehe Tabelle oben).
• Ein Großteil der Stämme hat Vokalwechsel, siehe (7a).

 

(7) Stämme mit Vokalwechsel

Zahlreiche mehrsilbige, auf Konsonant endende Stämme zeigen einen Wechsel des Vokals der letzten Silbe:
• Der ursprüngliche Vokal zeigt sich in den Formen ohne Endung oder mit vokalloser Endung, also bei Maskulina und Feminina im Nom.Sg., bei Neutra im Nom./Akk.Sg.
• Der geänderte Vokal steht in den Formen mit vokalhaltiger Endung.
Es gibt folgende Arten von Vokalwechseln:
• Wechsel ō > ĭ, siehe (7a);
• Wechsel ĕ > ĭ, siehe (7b);
• Wechsel ŭ > ŏ, siehe (7c);
• Wechsel ŭ > ĭ/ĕ, siehe (7d);
• Wechsel ĭ > ĕ, siehe (7e).

 

(7a) Wechsel ō > ĭ

Wechsel ō > ĭ haben die Stämme auf ōn:
• einige Stämme mit zwei Silben, z.B.:
÷ homō_-_ m. Mensch, Gen. homin-is (siehe Tabelle oben);
• die Stämme mit drei oder mehr Silben, z.B.:
÷ imāgō_-_ f. Bild, Gen. imāgin-is;
÷ magnitūdō_-_ f. Größe, Gen. magnitūdin-is;

Ausnahmen, in denen alle Formen ō haben:
• die meisten Stämme mit zwei Silben, z.B.:
÷ sermō_-_ m. Gespräch, Gen. sermōn-is (siehe Tabelle oben);
• alle Stämme auf iōn, z.B.:
÷ legiō_-_ f. Legion, Gen. legiōn-is;
÷ ōrātiō_-_ f. Rede, Gen. ōrātiōn-is.

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TABELLE ZU (7b):

 


(7b) Wechsel ĕ > ĭ

Wechsel ĕ > ĭ haben alle ĕ-haltigen Stämme; siehe die Beispiele in der Tabelle oben.

Ausnahmen, in denen alle Formen ĕ haben:
• die Stämme auf ĕr: Hier verwandelt die i-zu-e-Regel das kurze ĭ vor r wieder zurück zu ĕ. Z.B.:
÷ Maskulin:  agger-_ m. Damm, Gen. agger-is (siehe Tabelle oben zu (5b));
÷ Neutrum:  cadāver-_ n. Leiche, Gen. cadāver-is (siehe Tabelle oben zu (4));
• die Stämme auf + Konsonant:  Hier kann das ĕ nicht zu ĭ werden, da ihm schon ein ĭ vorausgeht. Die Stämme auf iĕt haben im Nom.Sg. zuerst wegen Assimilationsregel und Auslautregel ihr t vor der Endung -s verloren (*iĕt-s*iĕs-s > *iĕ-s) und dann nach dem Vorbild der ē-Dekl. (z.B. diēs, perniciēs, aciēs, speciēs) ihr ĕ zu ē gedehnt (*iĕ-s > iē-s). Z.B.:
÷ auf m:  hiem-s f. Regenzeit, Gen. hiem-is (siehe Tabelle oben zu (2));
÷ auf tpariē-s (aus pariĕt-s) m. Wand, Gen. pariĕt-is | ariē-s (aus ariĕt-s) m. Widder, Gen. ariĕt-is;
• Einzelwörter:
÷ interprĕ-s (aus interprĕt-s) m. Übersetzer, Gen. interprĕt-is;
÷ segĕ-s (aus segĕt-s) f. Saat, Gen. segĕt-is.

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TABELLE ZU (7c):

 


(7c) Wechsel ŭ > ŏ

Wechsel ŭ > ŏ haben einige Stämme auf ŭs und ŭr, fast alle sind Neutra. Bei den Stämmen auf us muss wegen s-zu-r-Regel der Stammauslaut-Konsonant s zwischen Vokalen zu r werden, also ŭs > ŏs > ŏr.
Beachte:
• Hier ist nicht von der Endung -ŭs der ō-Dekl. oder ū-Dekl. die Rede, sondern vom Stammauslaut ŭs!
• Welche von den Stämmen auf ŭs den Wechsel ŭ > ŏ und welche ŭ > ĕ (siehe (7d)) haben, musst du für jeden einzelnen Fall lernen!

Beispiele:

ŭs > ŏr:
÷ Maskulin, Einzelwort:  lepus-_ m. Hase, Gen. lepor-is, Akk. lepor-em (siehe Tabelle oben);
÷ Neutrum:  tempus-_ n. Zeit, Gen. tempor-is, Akk. = Nom. (siehe Tabelle oben), und viele andere;
÷ Adjektiv: die neutrischen Formen der Komparative, jedoch mit Dehnung des ŏ zu ō nach dem Vorbild der maskulinen/femininen Formen: longius-_ n. länger, Gen. longiōr-is, Akk. = Nom. (siehe unten unter Komparative).

ŭr > ŏr, nur Neutra:
÷ rōbur-_ n. Eichenholz, Kraft, Gen. rōbor-is, Akk. = Nom. (siehe Tabelle oben).

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TABELLE ZU (7d):

 


(7d) Wechsel ŭ > ĭ/ĕ

Wechsel ŭ > ĭ/ĕ haben einige Stämme auf ŭs und ŭt, fast alle sind Neutra.
Ursprünglich hatten alle diese Wörter den Vokalwechsel ŭ > ĭ. Bei den Stämmen auf us muss wegen s-zu-r-Regel der Stammauslaut-Konsonant s zwischen Vokalen zu r werden; daraufhin verwandelt die i-zu-e-Regel das ĭ vor dem r zu ĕ, also ŭs > ĭsĭr > ĕr. Das ĭ kann also nur beim Stammauslaut t (caput) erhalten bleiben.
Beachte:
• Hier ist nicht von der Endung -ŭs der ō-Dekl. oder ū-Dekl. die Rede, sondern vom Stammauslaut ŭs!
• Welche von den Stämmen auf ŭs den Wechsel ŭ > ŏ und welche ŭ > ĕ (siehe (7d)) haben, musst du für jeden einzelnen Fall lernen!

Beispiele:

ŭs > ĕr:
÷ Feminin, Einzelwort:  venus-_ f. Liebesgenuss, Venus (Göttin), Gen. vener-is, Akk. vener-em (siehe Tabelle oben);
÷ Neutrum:  opus-_ n. Werk, Gen. oper-is, Akk. = Nom. (siehe Tabelle oben), und viele andere;
÷ Adjektiv, Einzelwort:  vetus-_ m./f./n. alt, Gen. veter-is, Akk.m./f. veter-em, Akk.n. = Nom. (siehe Tabelle unten unter Deklination der Adjektive).

ŭt > ĭt, einziges Beispiel:
÷ Neutrum:  caput-_ n. Kopf, Gen. capit-is, Akk. = Nom. (siehe Tabelle oben).

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TABELLE ZU (7e):

 


(7e) Wechsel ĭ > ĕ

Wechsel ĭ > ĕ haben alle Stämme auf ĭs.
(Beachte: Hier ist nicht von der Endung -ĭs der ī-Dekl. oder aus (5c) die Rede, sondern vom Stammauslaut ĭs!)
Dabei muss wegen s-zu-r-Regel der Stammauslaut-Konsonant s zwischen Vokalen zu r werden; danach verwandelt die i-zu-e-Regel kurzes ĭ vor r zu ĕ. Es wird also insgesamt ĭs > ĕr.

Beispiel:
÷ pulvis-_ m. Staub, Kampfplatz, Gen. pulver-is (siehe Tabelle oben).

 

 

Unregelmäßige Deklination

(1) Substantive mit größeren Unregelmäßigkeiten

 

 

(2) Stämme mit unregelmäßiger Vokaldehnung

Folgende Wörter haben unregelmäßige Vokaldehnung im Nom.Sg., im Übrigen aber regelmäßige Deklination:
÷ pē-s (aus *pēd-s) m. Fuß, Gen. pĕd-is;
÷ sāl-_ m. Salz, Gen. săl-is (siehe oben unter (5b));
÷ lār-_ m. Hausgott, Gen. lăr-is (siehe oben unter (5b));
÷ āēr-_ m. Luft, Gen. āĕr-is (griechisches Fremdwort);
÷ aethēr-_ m. Himmelsluft, Gen. aithĕr-is (griechisches Fremdwort);
÷ Cerēs-_ f. Ceres (Göttin des Ackerbaus), Gen. Cerĕr-is (mit s-zu-r-Regel);
÷ die Stämme auf iĕt, z.B.:  pariē-s (aus pariĕt-s) m. Wand, Gen. pariĕt-is (siehe oben unter (7b)).
Außerdem folgende substantivierten Adjektive (Genaueres siehe unter Adjektive der ī-Deklination):
÷ pār-_ m.: Gefährte; n.: Paar; Gen. păr-is, Abl. păr-e, Pl.: Gen. păr-ium;
÷ mās-_ m.: Mann; n, Gen. măr-is, Abl. măr-e, Pl.: Gen. măr-ium.

 

 

Deklination der Adjektive

Die Deklination der Adjektive einschließlich der Komparative findest du unter Adjektive der konsonantischen + gemischten Deklination.

 

 

nt-Partizipien und Übergang zur ī-Deklination

Die nt-Partizipien (= PPA) bilden ihren Abl.Sg. mit der Endung -e oder (je nach Verwendung im Satz) und ihren Nom./Akk.Pl.n. mit -ia (nicht mit -a!). Ihre Deklination bildet also einen Übergang zwischen der kons./gem. Dekl. und der ī-Dekl. Wir behandeln sie daher zusammen mit einigen anderen Übergangs-Adjektiven bei den Adjektiven der ī-Deklination.


Schlagworte

  • #Mischdeklination
  • #i-Stämme