Direkt zum Inhalt

Stresemann, Gustav, nationalliberaler Politiker, der von 1878 bis 1929 lebte.

Politischer Aufstieg

Der spätere Außenminister und Reichskanzler kam aus einer kleinbürgerlichen Familie. Von Hause aus war er Volkswirtschaftler. Noch vor dem Ersten Weltkrieg wurde er Abgeordneter der Nationalliberalen Partei im Reichstag (1907 bis 1912, 1914 bis 1918). 1915 übernahm Stresemann den Vorsitz der Reichstagsfraktion. Stresemann befürwortete den U-Boot-Krieg und war Gegner einer Friedensresolution des Reichstags. Innenpolitisch trat er für die Weiterentwicklung der Sozialpolitik ein.

Nach der Novemberrevolution 1918/1919 gründete Stresemann 1919 die rechtsliberale Deutsche Volkspartei (DVP) und war bis zu seinem Tod deren Vorsitzender. Er war Mitglied der Weimarer Nationalversammlung und des Reichstags (1920 bis 1929).

Der „Vernunftrepublikaner“

Zunächst war er gegen die Weimarer Republik und den Versailler Vertrag. Weniger aus Überzeugung als aus Vernunftgründen setzte er sich ab 1920 für die Republik ein. Er wurde daher auch als „Vernunftrepublikaner“ bezeichnet.

Im Krisenjahr 1923 übernahm Stresemann für kurze Zeit das Amt des Reichskanzlers und wurde dabei von einer großen Koalition aus den Parteien der Weimarer Koalition Sozialdemokratie (SPD), Zentrumspartei, Deutscher Demokratischer Partei (DDP) sowie der DVP getragen.

Außenminister und Friedensnobelpreisträger

Von 1923 bis zu seinem Tod 1929 war Stresemann Außenminister in verschiedenen Regierungen. Er prägte die deutsche Außenpolitik, suchte einen Ausgleich mit Frankreich und Russland, wollte eine britisch-französische wie britisch-russische Verständigung verhindern und strebte eine Revision des Versailler Vertrags an. Unter ihm gelang die Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund (1926) und die Abschlüsse des Dawesplans (1924) und der Locarnoverträge (1925). Außerdem war er wesentlich an den Vorbereitungen für den Youngplan beteiligt.

Für seine Ausgleichspolitik wurde er 1926 zusammen mit dem französischen Außenminister Aristide Briand (*1862, †1932) mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

Sein Tod kurz vor Ausbruch der Weltwirtschaftskrise führte zu einer deutlichen Schwächung der Weimarer Republik.

Stresemann war auch Namensgeber für einen Anzug für Männer. Der Stresemann besteht unter anderem aus einer schwarz-grau gestreiften Hose, einem einreihigen schwarzen bzw. dunklen Sakko und einer je nach Anlass hellgrauen oder dunklen Weste.


Schlagworte

  • #Stresemann
  • #Novemberrevolution
  • #Nationalliberale Partei
  • #Die Weimarer Republik
  • #Weimarer Koalition