Sozialismus, im 19. Jahrhundert entstandene politische Lehre neben dem Liberalismus und dem Konservativismus.
Kernaussagen
Die Lehre des Sozialismus verbreitete sich mit der Durchsetzung der industriellen Produktionsweise in der industriellen Revolution und Industrialisierung und der immer dringlicher werdenden Lösung der sozialen Frage. Der Sozialismus klagte die bestehende Ordnung des Kapitalismus an, die Armut, Unrecht, Abhängigkeit, Ausbeutung und Unterdrückung der entstehenden Arbeiterklasse zuließ, Egoismus und Konkurrenz dagegen förderte. Im Sozialismus sollen Gewinne nicht den privaten Unternehmern und Kapitalbesitzern zufließen, sondern der ganzen Gesellschaft. Ursprünglich wurde die Aufhebung des Privateigentums an Produktionsmitteln durch Überführung in genossenschaftliches Eigentum der Arbeiter oder in Staatseigentum verlangt (Sozialisierung) und meist auch eine staatlich gelenkte Produktion (Planwirtschaft). Der Arbeiterklasse wurde im Kampf um die Verwirklichung des Sozialismus die führende Rolle zugewiesen. Am Ende sollte eines Tages die klassenlose Gesellschaft, der Kommunismus, erreicht werden.
Theoretiker
Intellektuelle wie der Politiker und Schriftsteller Louis de Rouvroy Herzog von Saint-Simon (*1675, †1755), der Sozialphilosoph Charles Fourier (*1772, †1837) und der Schriftsteller Étienne Cabet (*1788, †1856) entwickelten Modelle einer sozialistischen Wirtschaft ohne Rücksicht auf ihre Realisierbarkeit. Dieser Frühsozialismus wird deshalb auch utopischer Sozialismus genannt. Die Übergänge zum Kommunismus sind fließend.
Über diese Ansätze hinausgehend entwickelten Karl Marx und Friedrich Engels (*1820, †1895) in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts einen wissenschaftlichen Sozialismus. Gegenstand ihrer Untersuchungen war der wissenschaftliche Nachweis, dass die durch Privateigentum und Gegensätze zwischen Kapitalisten und Arbeiterklasse (Proletariat) gekennzeichnete kapitalistische Produktionsweise infolge der ihr innewohnenden Widersprüche notwendigerweise zugrunde gehen und einer sozialistischen Gesellschaft Platz machen müsse.
Der Marxismus erlangte weltweite Bedeutung besonders in der von Wladimir Iljitsch Lenin geschaffenen Form des Marxismus-Leninismus. Die Umorientierung von einem revolutionären Sozialismus zu einem auf Reform der bestehenden Gesellschaft gerichteten Sozialismus bestimmte die Entwicklung in der deutschen Sozialdemokratie. Nach dem Ersten Weltkrieg spalteten sich die revolutionären Sozialisten als kommunistische Parteien ab.