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Sozialdemokratie, politische Bewegung, die sich für eine sozial gerechte Gesellschaft einsetzt.

Entstehung der SPD

Entstanden ist die Sozialdemokratie in Deutschland im 19. Jahrhundert aus der Auseinandersetzung mit den Folgen der industriellen Revolution, der sozialen Frage und der Arbeiterbewegung. Die Sozialdemokratie suchte die Forderungen nach Freiheit und Gleichheit im Liberalismus auch im wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben zu verwirklichen und forderte daher neben dem allgemeinen Wahlrecht grundlegende soziale Veränderungen, soziale Gerechtigkeit und eine solidarische Gesellschaft im Sinne des Sozialismus.

1863 gründete der Politiker, Publizist und Arbeiterführer Ferdinand Lassalle (*1825, †1864) in Leipzig den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein (ADAV), den Zusammenschluss der Mitglieder verschiedener Arbeitervereine. Die Politiker August Bebel (*1840, †1913) und Wilhelm Liebknecht (*1826, †1900) gründeten 1869 in Eisenach die Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP), die sich am Marxismus orientierte. ADAV und SDAP schlossen sich 1870 in Gotha zur Sozialistischen Arbeiterpartei (SAP) zusammen und verabschiedeten das Gothaer Programm.

1875 wurde die SAP in Preußen aufgrund des Koalitionsverbots im Vereinsgesetz von 1850 verboten. Von 1878 bis 1890 waren die Sozialistengesetze in Kraft. 1890 beschloss der erste legale Parteitag der Sozialdemokratie nach dem Sozialistengesetz einen neuen Namen für die Partei: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD).

Inhaltliche Debatten und Abspaltungen

Die Auswirkungen der Sozialistengesetze stärkten die marxistisch orientierten Mitglieder und schlugen sich auch im Erfurter Programm von 1891 nieder. Marxistisch-revolutionäre Theorie und reformerische Praxis der SPD versuchte in den folgenden Jahren Eduard Bernstein (*1850, †1932) durch einen Verzicht auf die marxistische Doktrin zu versöhnen (Revisionismus). Er stieß dabei jedoch auf erbitterten Widerstand des linken Flügels der Partei.

Schon vor dem Ersten Weltkrieg wurde die SPD die stärkste Partei in Deutschland. Bei der Reichstagswahl 1912 erhielt die SPD 34,8 Prozent der Stimmen und bildete die stärkste Fraktion. Nachdem sie die Kriegspolitik der Reichsregierung unterstützt hatte, spaltete sich 1917 eine die Kriegskredite verweigernden Gruppe ab und bildete die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD), die bis 1922 existierte. Ihr Eintreten für die parlamentarische Republik hatte die Abspaltung des revolutionären, kommunistisch orientierten Spartakusbunds zur Folge.

Weimarer Republik und Nationalsozialismus

Zusammen mit der Deutschen Demokratischen Partei und der Zentrumspartei war die SPD Schöpferin der Weimarer Republik. Der Verlust der Mehrheit für diese Weimarer Koalition schon 1920 vereitelte jedoch die Möglichkeit, die Republik nach den Vorstellungen der Sozialdemokratie zu gestalten. Die SPD wurde im Deutschen Reich über Jahre hinaus Oppositionspartei.

1933 stimmte sie als einzige Partei gegen das Ermächtigungsgesetz der regierenden NSDAP und wurde im Zuge der nationalsozialistischen Gleichschaltung aufgelöst. Der Parteivorstand emigrierte, ihre Mitglieder gingen teilweise in den Widerstand.

Programme und Forderungen

Auf dem Gründungsparteitag der SDAP in Eisenach wurde das im Wesentlichen von August Bebel ausgearbeitete Eisenacher Programm verabschiedet. Wichtige Forderungen im Eisenacher Programm waren: demokratische Republik, allgemeines, gleiches, geheimes, direktes Wahlrecht für alle Deutschen ab dem 20. Lebensjahr, direkte Gesetzgebung durch das Volk, Entscheidung über Krieg und Frieden durch das Volk, Errichtung eines Volksheeres, allgemeine, kostenlose Schulpflicht, Reduzierung der Frauenarbeit und Verbot der Beschäftigung von Kindern, Einführung eines Normalarbeitstags (10 Stunden), Abschaffung der einschränkenden Gesetze für die Presse-, Vereinsfreiheit, Recht auf Absprachen zum Zweck der Durchsetzung von Forderungen (Koalitionsfreiheit) sowie Trennung der Kirche vom Staat.

Auf dem Vereinigungskongress des ADAV und der SDAP in Gotha 1875 wurde das Gothaer Programm als Kompromissprogramm der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands beschlossen. Es proklamierte als Ziele die sozialistische Gesellschaft, die Abschaffung des Systems der Lohnarbeit, die Aufhebung jeglicher Ausbeutung sowie die Beseitigung aller sozialen und politischen Ungleichheit. Das von Karl Marx und Friedrich Engels (*1820, †1895) wegen seines Kompromisscharakters kritisierte Programm wurde 1891 durch das Erfurter Programm ersetzt.

Das 1891 auf dem Erfurter Parteitag beschlossene Grundsatzprogramm der SPD (Erfurter Programm) wurde vom österreichischen Sozialisten Karl Kautsky (*1854, †1938) im theoretischen Teil, von Eduard Bernstein im praktisch-politischen Teil verfasst. Das Erfurter Programm ging davon aus, dass die Arbeiterklasse nicht in den Besitz der Produktionsmittel gelangen könne, ohne zuvor in den Besitz politischer Macht gekommen zu sein. Man wollte über demokratische Wahlen und Mehrheiten im Reichstag die Grundlagen der Gesellschaft verändern. Dies stand im Widerspruch zur Unsicherheit der Aussage über Gesellschaft und Staat der Zukunft.


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