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Entkolonialisierung, die Auflösung der europäischen Kolonialreiche in Übersee seit 1945, nachdem sich die Position der Kolonalmächte durch den Zweiten Weltkrieg geschwächt hatte. Dadurch erhielten Unabhängigkeitsbewegungen in den Kolonien mit der Forderung nach eigenen Staaten auftrieb.

Die Entkolonialisierung vollzog sich entweder im Einvernehmen mit der Kolonialmacht oder durch den bewaffneten Kampf der Unabhängigkeitsbewegungen gegen die Kolonialherrschaft. Der Prozess der Entkolonialisierung nach Jahrzehnten des Kolonialismus und Imperialismus dauerte nur etwa 30 Jahre und hatte eine Verschiebung der weltpolitischen Gewichtung zur Folge. Zahlreiche Kolonialstaaten wurden unabhängig und bildeten die Dritte Welt. Nicht selten wurden strategisch wichtige Staaten auch in den Ost-West-Konflikt hineingezogen. Beispiele sind der Koreakrieg, der Vietnamkrieg oder die Afghanistankriege.

Die Vereinten Nationen beschlossen im Dezember 1960 die Entkolonialisierungsresolution. Die Vollversammlung sprach von der „Notwendigkeit, den Kolonialismus in allen Erscheinungsformen schnell und bedingungslos zu beenden“. Die Probleme blieben jedoch für die Kolonien nach ihrer Unabhängigkeit weiterhin bestehen: künstliche Grenzen, wirtschaftliche Monokulturen, unzureichende Industrialisierung, weiter bestehende wirtschaftliche und politische Abhängigkeit von der ehemaligen Kolonialmacht.

Erst mit der Zeit gelang es den neuen Staaten der Dritten Welt, ihre Zusammenarbeit untereinander zu verbessern, eigene wirtschaftliche und politische Gemeinschaften zu bilden und in einen Dialog mit den westlichen Industriestaaten und den Ostblockstaaten einzutreten. Nach Überwindung des Ost-West-Konflikts trat der Nord-Süd-Konflikt in den Vordergrund der Weltpolitik. Und im Zusammenhang mit der Globalisierung wurden auch neue Gesprächsplattformen zwischen Nord und Süd geschaffen.

Wichtige Ereignisse

1947 entließ Großbritannien Indien und Pakistan, zu Jahresbeginn 1948 auch Burma (Myanmar) und Ceylon (Sri Lanka), in die Unabhängigkeit. Der wichtigste Teil des Britischen Empires war damit nicht länger Kolonialbesitz.

Nach militärischen Auseinandersetzungen mussten auf der Haager Konferenz 1947 die Niederlande die Unabhängigkeit Indonesiens anerkennen.

Mit den Genfer Verträgen 1954 verlor Frankreich nach verlustreichem Krieg seine Besitzungen in Indochina. Vietnam, Laos und Kambodscha wurden unabhängig.

Frankreich und Belgien entließen 1960 fast alle ihre afrikanischen Kolonien in die Unabhängigkeit. Im ehemals belgischen Kongo kam es zum Bürgerkrieg.

Algerien wurde 1962 nach achtjährigem Krieg gegen Frankreich unabhängig.

1989 erlangte Namibia seine Unabhängigkeit von Südafrika. Nach Beendigung der deutschen Kolonialherrschaft (1915) hatte Südafrika das Mandat über das Territorium erhalten, dieses war ihm jedoch 1966 von den Vereinten Nationen entzogen worden.


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