Nord-Süd-Konflikt, die Kluft zwischen den reichen Industrieländern „im Norden“ und den armen Entwicklungsländern „im Süden“ der Erde und die sich daraus ergebenden Probleme.
Das Nord-Süd-Gefälle
Als Erste Welt bezeichnete man zur Zeit des Ost-West-Konflikts wirtschaftlich gut entwickelte westliche Staaten mit hohem Lebensstandard. Das sind die westlichen Industriestaaten bzw. Industrieländer mit hohem Bildungsstand, guter materielle und medizinische Versorgung, gut entwickelter Wirtschaft im Norden (einschließlich Australien und Neuseeland). Zur Zweiten Welt gehörten kommunistische Ostblockstaaten mit mittlerem Lebensstandard und gut entwickelter Industrie. Als Staaten der Dritten Welt bezeichnete man Entwicklungsländer mit wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Problemen (z.B. unterentwickelte Infrastruktur, wenig Industrie, mangelhafte Ausbildung und medizinische Versorgung). Dazu zählen viele Staaten in Afrika, einige Staaten in Asien, einige Staaten in Süd- und Mittelamerika. Die am wenigsten entwickelten Länder besonders in Afrika bezeichnete man später als Vierte Welt. Die Kluft zwischen den reichen Industrieländern „im Norden“ und den armen Entwicklungsländern „im Süden“ wuchs, weshalb man von einem Nord-Süd-Gefälle sprach.
Nach der Entkolonialisierung, die gegen Ende des Zweiten Weltkriegs begann und Anfang der 1980er-Jahre abgeschlossen war, blieben die ehemaligen Kolonien in wirtschaftlicher Abhängigkeit ihrer ehemaligen „Mutterländer“ oder gerieten in Abhängigkeit anderer Industrieländer.
Der sekundäre Sektor, die Industrie, fehlte weitgehend. Die Wirtschaftskraft der meisten Entwicklungsländer war fast ausschließlich geprägt vom primären Sektor (Landwirtschaft) und tertiären Sektor (Dienstleistungen).
Von Bodenschätzen wie Erdöl, Gold, Uran oder Diamanten profitierte nur eine kleine Oberschicht. In einigen afrikanischen Ländern herrschten beispielsweise seit vielen Jahren anhaltende Bürgerkriege um diese Bodenschätze.
Die Abhängigkeit von den Preisen, die die Industrieländer für Produkte auf dem Weltmarkt diktierten, zwang viele Entwicklungsländer zur Aufnahme von Krediten und führte in manchen Staaten zu erheblicher öffentlicher Verschuldung. So konnte in den meisten Entwicklungsländern keine sich entwickelnde Wirtschaft entstehen und die Abhängigkeit von den Industrieländern wuchs weiter.
Ländergruppen
Mit der Verstärkung der Globalisierung und aufgrund unterschiedlicher wirtschaftlicher und politischer Erfolge mancher Entwicklungsländer entstanden neue Ländergruppen.
Die ehemaligen Ostblockstaaten und Nachfolgestaaten der Sowjetunion wurden nach den Umbrüchen seit Ende der 1980er-Jahre auch als Transformationsländer bezeichnet (Länder im Übergang von sozialistischer Planwirtschaft zur Marktwirtschaft, vom sozialistischen Staat zur parlamentarischen Demokratie).
Unter der Gruppe der Entwicklungsländer entwickelten sich Staaten mit rasantem Wirtschaftswachstum und beachtlichen Industrialisierungsfortschritten. Diese Staaten werden Schwellenländer am Übergang vom Entwicklungsland zum Industrieland genannt.
Kriterium der Weltbank für die Einteilung in Ländergruppen ist das jährliche Pro-Kopf-Einkommen. An der Spitze stehen demnach die marktwirtschaftlichen Industrieländer mit hohem Einkommen (über 12.736 US-Dollar pro Kopf und Jahr), danach folgen die Länder mit mittlerem Einkommen, die in eine obere (4.126 bis 12.735 US-Dollar) und eine untere Kategorie (1.046 bis 4125 US-Dollar) unterteilt werden und schließlich die Länder mit niedrigem Einkommen (bis 1.045 US-Dollar).
Auf wirtschaftlicher und politischer Ebene der Weltwirtschaft und der Vereinten Nationen haben sich die meisten Entwicklungsländer zur Gruppe der 77 zusammengeschlossen. Daneben gibt es die OPEC-Staaten, die Mitglieder der Organisation Erdöl exportierender Staaten und die BRICS-Staaten Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika, die zusammen mit den führenden westlichen Industriestaaten (G-7-Staaten), weiteren Schwellenländern und internationalen Organisationen einen erweiterten Weltwirtschaftsgipfel bilden, die G-20-Staaten.