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Bismarck, Otto, von, deutscher Staatsmann, der von 1815 bis 1898 lebte. Bismarck war Graf von Bismarck-Schönhausen (seit 1865), Fürst (seit 1871) und Herzog von Lauenburg (seit 1890).

Als preußischer Ministerpräsident (1862 bis 1890), als Kanzler des Norddeutschen Bundes (1867 bis 1871) und als deutscher Reichskanzler (1871 bis 1890) war Bismarck lange Jahre hindurch die bestimmende Persönlichkeit in der deutschen Politik.Führender Politiker

Bismarck stammte aus dem ostelbischen Kleinadel und studierte zunächst Jura in Göttingen und Berlin. Der Revolution von 1848/49 stand er ablehnend gegenüber und wurde zum führenden Mitglied der Konservativen Partei. Diplomatische Erfahrungen sammelte er als preußischer Gesandter beim Bundestag in Frankfurt (1851), in St. Petersburg (1859) und in Paris (1862).

Der Weg zur Reichsgründung

1862 wurde er von Wilhelm I. (*1797, †1888, deutscher Kaiser seit 1871 und König von Preußen seit 1861) zum preußischen Ministerpräsidenten berufen. In drei Reichseinigungskriegen, dem Deutsch-Dänischen Krieg 1864, den Deutschen Krieg 1866 und dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 trieb er die Gründung des Deutschen Kaiserreichs unter Führung Preußens und gegen Österreich voran, bewirkte die Auflösung des Deutschen Bundes und gründete den Norddeutschen Bund. Nach der Reichsgründung 1871 wurde er nicht nur Reichskanzler, sondern auch Außenminister und Minister für Handel und Gewerbe und blieb preußischer Ministerpräsident.

Porträt von Bismarck

Außen- und innenpolitische Schwerpunkte

Bismarcks Außenpolitik war defensiv orientiert und von einem ausgeklügelten Bündnissystem bestimmt, das Koalitionen von Großmächten in Europa gegen Deutschland ausschließen sollte

Obwohl Gegner liberaler Ideen, arbeitete er 1871 bis 1878 mit gemäßigten Liberalen zusammen, wenn es ihm taktisch angemessen schien. Nach 1878 trug seine Innenpolitik allerdings immer konservativere Züge. Im Gegensatz zu seiner maßvollen Außenpolitik nach der Reichsgründung standen in der Innenpolitik die Unterdrückung der Arbeiterbewegung mit den Sozialistengesetzen und der Kulturkampf gegen die Macht der katholischen Kirche.

In der Wirtschaftspolitik kam es im Gefolge der Großen Depression (Gründerkrise) von 1873 zur Wende vom Freihandel zum Protektionismus mit Schutzzöllen zugunsten der heimischen Schwerindustrie und der großen Landwirtschaftsbetriebe. Für seine Zeit beispielhaft war das sozialpolitische Reformwerk der Sozialgesetzgebung.

Die Entlassung

1890 wurde Bismarck vom jungen Kaiser Wilhelm II. (*1859, †1941) entlassen, der eine andere Politik (Neuer Kurs) durchsetzen wollte. Bekannt geworden ist eine Karikatur mit dem Satz „Der Lotse geht von Bord und weiß das Staatsschiff steuerlos in der Hand des süffisant lächelnden Kaisers“.

Bismarck zog sich auf Schloss Friedrichsruh zurück. Von Zeitgenossen und der Bevölkerung wurde er wegen seiner Leistungen entweder stark verehrt bis zum „Bismarck-Kult“. Seine politischen Gegner allerdings verdammten ihn. Im Volksmund wurde Bismarck auch der Eiserne Kanzler genannt.


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