Geboren in Frankfurt (Oder) am 18.10.1777, gestorben in Berlin am 21.11.1811:
Kleist entstammte einer alten Offiziersfamilie. Seine 1792 begonnene Offizierslaufbahn beendete er 1799, um Philosophie, Physik, Mathematik und Staatswissenschaften zu studieren. 1800 brach er das Studium ab und wurde Dichter. Nach einem unruhigen Wanderleben nahm er 1805 eine Stelle als Beamter in Königsberg an. Nach seiner krankheitsbedingten Beurlaubung 1806 arbeitete er als Journalist für die Kunstzeitschrift Phoenix in Dresden und gab 1810-11 die Berliner Abendblätter heraus. Seine publizistische Arbeit war v.a. gegen Napoleon I. gerichtet. Aufgrund seiner zunehmenden Zweifel am Sinn des Lebens und aufgrund der Mittellosigkeit nach dem Tod seiner Gönnerin Königin Luise von Preußen nahm sich Kleist - gemeinsam mit der befreundeten Henriette Vogel - das Leben.
Wegweiser in die Moderne
Kleist wurde von den Zeitgenossen wenig geschätzt, nur drei seiner Dramen - Die Familie Schroffenstein (1803), Der zerbrochene Krug (1811) und Das Käthchen von Heilbronn (1810) - wurden zu seinen Lebzeiten aufgeführt. Kleist gehörte keiner literarischen Schule an. Sein Dichtertum weist in die Moderne voraus und nimmt zum Teil den Expressionismus vorweg.
Kleists Dramen und Erzählungen haben oft die Widersprüche in der gesellschaftlichen Realität zum Thema. Der Dichter setzt seine Gestalten meist extremen Situationen aus, in denen sie sich allein ihrem innersten Gefühl überlassen müssen. Kleists Sprache ist teils bäuerlich-derb, wie im Lustspiel Der zerbrochene Krug, teils bilderreich und ausdrucksstark, wie im Drama Prinz Friedrich von Homburg (1821 herausgegeben). In den Erzählungen und Novellen verwendete Kleist oft eine drastische und stark verkürzte Sprache, z. B. in Das Erdbeben in Chili (1807) und Die Marquise von 0 ... (1808).
Ein Hauptthema in Kleists Werken ist die Gerechtigkeit, z. B. in der Novelle Michael Kohlhaas (1808). Diese erzählt die Geschichte des Pferdehändlers Kohlhaas, der durch adlige Willkür Unrecht erleidet. Aufgrund seines ausgeprägten Rechtgefühls wird er zum Räuber und Rebellen gegen die korrupte Ordnung.
In dem Drama Prinz Friedrich von Homburg verarbeitete Kleist einen Legendenstoff, der sich um die Schlacht bei Fehrbellin (1675) rankt. Der Konflikt des Dramas entspringt dem Widerspruch zwischen dem Handeln nach den individuellen Regeln des Gefühls und den starren Regeln des preußischen Militärstaates mit seinen Tugenden wie Disziplin und Gehorsam.