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Epische Texte lassen sich grob - anhand ihrer Länge - in die Kategorien Kurzepik (Erzählung, Kurzgeschichte, Novelle, Anekdote, Fabel, Märchen, Parabel, Legende und Sage) und Großepik (Roman, Versepos) einteilen. Jede Erzählform hat ihre besonderen Eigenschaften und Aspekte, auf die man beim Interpretieren achten sollte.

 

Merkmale epischer Kleinformen

Erzählung

Eine Erzählung ist eine epische Kleinform (bis ca 20 Seiten), deren Aufbau nicht festgelegt ist, die aber über eine in Schritten entwickelte, meist realistische Handlung und über Nebenhandlungen verfügt. Sie ist kürzer als der Roman, aber breiter als die Kurzgeschichte angelegt.

Kurzgeschichte

Eine Kurzgeschichte ist eine kurze, prägnante, auf einen Höhepunkt zulaufende Geschichte, deren Helden oft gesellschaftliche Außenseiter in Grenzsituationen sind. Formale Merkmale sind offener Anfang und offenes Ende (keine Exposition und kein abgerundeter Schluss) und eine realistische nüchterne Schreibweise.

Novelle

In der Novelle wird ein zentraler Konflikt mit einer geradlinig konzentrierten Handlungsführung (Exposition, Steigerung, pointierter Wendepunkt, Abfall, Ausklang) dargestellt. Leitmotive und Dingsymbol führen auf den zentralen Konflikt hin. Die Novelle bemüht sich um eine objektive Darstellung. Sie macht den Zusammenhang von Schicksal und Charakter deutlich.

Parabel

Die Parabel zählt zu den didaktischen Formen der Epik, die auf eine Belehrung des Lesers abzielen. Es handelt sich bei der Parabel um eine kurze Erzählung mit Gleichnischarakter, also um die Darstellung des Allgemeinen im Besonderen durch eine Bild- und Sachebene und durch typisierende Figuren. Eine Parabel versucht, die Existenz zu deuten.

Formen des Romans

Der Roman als epische Großform verfügt oft über mehrere Handlungsstränge und Hauptfiguren. Im 20. Jahrhundert entstanden neue Erzähltechniken, die sich auf die Figurendarstellung, und die Raum-, Zeit-, und Sprachgestaltung auswirkten. Die Gattung Roman lässt sich in verschiedene Formen einteilen, die sich teilweise überschneiden. Zu den Hauptformen des Romans gehören:

  • Abenteuerroman: Darstellung von gesuchten/erduldeten Abenteuern

  • Bildungsroman: Bildungsgang des Helden als Prozess: Jugendjahre - Krise und Auseinandersetzung mit der Welt - Erkenntnis, d. h. Einordnung in die Welt und Anerkennung notwendiger Normen
  • Briefroman: ein Roman in Briefform, in dem die Briefe schreibende Figur die Rolle des Erzählers übernimmt
  • Entwicklungsroman: chronologische Darstellung der Entwicklung eines Helden
  • Gesellschaftsroman: realistische Darstellung von Zeitereignissen in fiktiver Handlung; psychologische Analyse der Figuren
  • Kriminalroman: auf Spannung angelegter Roman bei dem der Verbrecher bzw. das Verbrechen im Mittelpunkt steht
  • Künstlerroman: Darstellung des problematischen Verhältnisses des Künstlers zu seiner Umwelt
  • Staatsroman/utopischer Roman: Darstellung eines meist idealisierten Gegenentwurfs zu realen gesellschaftlichen/politischen Gegebenheiten

Hinsichtlich der Qualität eines Romans ist der Begriff Unterhaltungsroman (oder abwertender Trivialroman) wichtig. Es handelt sich um eine Romanform, die vorwiegend der Unterhaltung dient und deren Komposition und Handlungsverlauf klar und vorhersagbar sind. Die Figuren sind in der Regel typisiert, die Orte austauschbar. Das Weltbild ist undifferenziert, die Sprache emotional und eher anspruchslos.

 


Schlagworte

  • #Gattungsformen der Epik