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Über das Wort „Alphabet“

Genus, Betonung:  das Alphabet
Plural:  die Alphabete
Abkürzung:  Alph.
Herkunft:  von lat. alphabētum Alphabet, von griechisch alphábētos (m./f.!) Alphabet  (zu álpha Alpha + bêta Beta, das sind die Namen der ersten beiden Buchstaben des griechischen Alphabets)

 

Definition

Das „Alphabet“ ist eine Menge von vereinbarten Schriftzeichen, die dazu dienen, alle Laute (= Phoneme) einer oder mehrerer Sprachen einzeln abzubilden. Solche Schriftzeichen heißen „Buchstaben“.

Erläuterungen:
• Die Buchstaben eines Alphabets haben meist eine festgelegte Reihenfolge, die dazu dient, das Alphabet leichter zu lernen und alle aus den Buchstaben gebildeten Wörter in einer bestimmten, von jedem Sprecher leicht reproduzierbaren Reihenfolge anzuordnen (z.B. für Wörterbücher).
• Nicht alle Sprachen werden mit Alphabeten geschrieben. Kein Alphabet (= Lautzeichenschrift) ist z.B. die chinesische Schrift, wo jedes Zeichen für ein ganzes Wort steht (= Wortzeichenschrift = Logographie), oder die alte Mayaschrift, wo jedes Zeichen für eine Sprechsilbe steht (Silben[zeichen]schrift = Syllabographie).
• Zum Schriftsystem einer Sprache gehören außer dem Alphabet weitere Zeichen sowie Anwendungsregeln, siehe Schriftsystem

 

Entwicklung des lateinischen Alphabets

Im 7. Jahrhundert v.Chr. bildeten die Römer das lateinische Alphabet aus einer Variante des griechischen Alphabets. In der folgenden Zeit gestalteten sie es vielmals um.

Mitte des 1. Jahrhunderts v.Chr., also zur Zeit von Cicero und Caesar, bestand das Alphabet aus folgenden 21 Buchstaben:

A  B  C  D  E  F  G  H  I  K  L  M  N  O  P  Q  R  S  T  V  X

Es fehlen also noch unsere Buchstaben J, U, W, Y, Z. Das V stand sowohl für einen Konsonanten als auch für einen Vokal, also für die beiden Laute, die wir heute in lateinischen Texten meist als u und v auseinanderhalten. Eine Unterscheidung von Groß- und Kleinbuchstaben war noch nicht vorhanden. Außerdem war das aus dem Griechischen übernommene K fast völlig außer Gebrauch gekommen, da sich für den K-Laut das C durchgesetzt hatte. K blieb hauptsächlich in alten Abkürzungen erhalten, z.B.: K. für den Vornamen Kaesō.

Am Ende des 1. Jahrhunderts v.Chr. fügte man zum Schreiben griechischer Fremdwörter die griechischen Buchstaben Y und Z hinzu, da sie Laute bezeichneten, die mit dem bisherigen Alphabet nicht geschrieben werden konnten. Sie wurden ans Ende des Alphabets gestellt:

A  B  C  D  E  F  G  H  I  K  L  M  N  O  P  Q  R  S  T  V  X  Y  Z

Im Mittelalter entwickelte man um 800 n.Chr. aus abgerundeten Handschriftformen der lateinischen Buchstaben eine neue Buchschrift, die ungefähr unseren heutigen Kleinbuchstaben entsprach (Minuskelschrift):

a  b  c  d  e  f  g  h  ı  k  l  m  n  o  p  q  r  ſ  t  u  x  y  z

Die älteren eckigeren Buchstabenformen wurden noch als Zierbuchstaben z.B. am Textanfang gebraucht. Beachte, dass zu diesem Zeitpunkt der Buchstabe u noch nichts anderes als eine Schreibvariante von V war.

Ebenfalls im Mittelalter kam um 700 n.Chr. im Althochdeutschen die Buchstabenkombination VV = uu in Gebrauch, aus der sich bis zum Ende des Jahrtausends die Zeichenverbindung (= Ligatur) W = ɯ bildete. Vergleiche den englischen Buchstabennamen „double-u“ für W. Diese Kombination bzw. Verbindung diente zur Bezeichnung eines u-ähnlichen Konsonanten, wie er noch heute im englischen W vorliegt. Das deutsche W wurde also im Althochdeutschen noch wie das englische W gesprochen, wurde im Alphabet jedoch nicht extra aufgeführt, da man es als Variante von V betrachtete.

Im 17. Jahrhundert schließlich wurde das Alphabet in die heutige Form gebracht:
W wurde als eigenständiger Buchstabe anerkannt.
V und u wurden als unterschiedliche Zeichen für verschiedene Laute festgelegt: V dient als Konsonant, u als Vokal.
• Beim I wollte man ebenfalls die Vokalfunktion von der Konsonantenfunktion unterscheiden. Dazu erklärte man das J, eine Schreibvariante von I, zum eigenständigen Buchstaben und legte fest: J dient als Konsonant, I als Vokal.
• Die beiden Varianten des Alphabets wurden in ein einziges Alphabet zusammengefasst und zur Groß- und Kleinschreibung von Wörtern benutzt:

A  B  C  D  E  F  G  H  I  J  K  L  M  N  O  P  Q  R  S  T  U  V  W  X  Y  Z
a  b  c  d  e  f  g  h  i  j  k  l  m  n  o  p  q  r  s  t  u  v  w  x  y  z

 

Vergleich der ursprünglichen und der heutigen Schreibweise

Erst seit dem 17. Jahrhundert also konnte man deutsche und lateinische Texte in der Form schreiben, wie du sie heute aus Büchern kennst und im Unterricht lernst. Vergleiche z.B. folgenden Satz, erst in der Originalform, wie man zur Zeit Cäsars schrieb, dann in der heutigen Schreibweise:

CAESAR CVM SVOS EX OMNIBVS PARTIBVS VVLNERARI VIDERET RECIPERE SE IVSSIT.
Caesar cum suos ex omnibus partibus vulnerari videret, recipere se jussit
*.
Als Cäsar sah, dass die Seinen aus allen Richtungen verwundet wurden, befahl er, sich zurückzuziehen.
(Caesar: Bellum civile 3:45)
*Meistens wird auch heute in lateinischen Texten auf die Unterscheidung von i und j verzichtet. Statt jussit heißt es dann: iussit.