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Widerstand, während der Zeit des Nationalsozialismus die Gesamtheit der Kräfte, die sich in Deutschland aktiv oder passiv gegen das nationalsozialistische Regime auflehnten.

Widerstandsgruppen und Justizterror

Seit Errichtung der nationalsozialistischen Diktatur formierte sich der aktive Widerstand im Untergrund, der alle gesellschaftlichen Gruppen umfasste. Jeder Widerstand war lebensgefährlich. Der Widerstand umfasste ein breites Spektrum von organisierten und nicht organisierten Kräften aus Gewerkschaften, SPD, KPD, konservativ-nationalen und kirchlichen Kreisen sowie ehemaligen Sympathisanten und Funktionären des Regimes. Allerdings fanden diese Widerstandsgruppen wenig Rückhalt in der Bevölkerung. Von einer allgemeinen Widerstandsbewegung kann bis zu der sich abzeichnenden militärischen Niederlage nach der Katastrophe von Stalingrad 1943 nicht gesprochen werden. Die nationalsozialistische Diktatur hätte nur der militärische Widerstand beseitigen können.

Die Zahl der Mitglieder verschiedenster Widerstandsgruppen ist schwer zu fassen. Die Zahl der namentlich bekannten deutschen Widerstandskämpfer belief sich auf etwa 7.000. Sie leisteten vor allem Widerstand aus politischer oder religiöser Überzeugung, aus Einsicht in das Verderben bringende NS-Regime, aus Entsetzen und Scham über die Verbrechen, die von Staats wegen begangen wurden, aus Anstand und Mitleid mit den Opfern. Ihren Mut und ihren Einsatz bezahlten sie oft mit dem Leben.

Die Zahl der Regimegegner, die zwischen 1933 und 1945 ohne Gerichtsverfahren zeitweilig oder dauernd in Konzentrationslagern festgehalten wurden, betrug nach Schätzungen 1,1 Millionen, darunter wenigstens 100.000 Deutsche. Zwischen 1933 und 1944 wurden aufgrund regulärer Gerichtsurteile 11.881 Todesurteile vollstreckt, ein großer Teil davon für politische Delikte.

Eine unrühmliche Rolle spielte dabei der seit 1934 bestehende Volksgerichtshof für die Verfolgung politischer Strafsachen. Sein Präsident (1942 bis 1945) Roland Freisler (*1893, †1945) verkörperte den nationalsozialistischen Justizterror, besonders bei der Verfolgung und Verurteilung von Widerstandskämpfern wie den Mitgliedern der Weißen Rose und den Beteiligten am Putschversuch vom Zwanzigsten Juli in „Schauprozessen“.

Widerstand vor dem Zweiten Weltkrieg

In den ersten Jahren nach der Machtergreifung Hitlers versuchten vor allem die politischen Gegner der NSDAP, die KPD, die SPD und Gewerkschaften, ihre verbotenen Organisationen aufrechtzuerhalten. Führende Sozialdemokraten sowie Vertreter der christlichen Arbeiterbewegung wandten sich stärker den Vertretern des bürgerlichen Widerstands und dem geheimen Diskussionsforum des Kreisauer Kreises zu, in dessen Zusammensetzung sich die gesellschaftliche Breite des deutschen Widerstands (mit Ausnahme der Kommunisten) widerspiegelte.

Widerstand leisteten auch Personen, die als Beamte, Diplomaten und Offiziere Zugang zu den Machtmitteln des Regimes hatten und entschlossen waren, diese für einen Staatsstreich zu nutzen. Ihr Mittelpunkt wurde der 1937 zurückgetretene Oberbürgermeister von Leipzig, Carl Friedrich Goerdeler (*1884, †1945). Vom zivilen Bereich knüpften sich Beziehungen zum militärischen Widerstand, in dessen Zentrum der 1938 zurückgetretene Generalstabschef des Heeres Ludwig Beck (*1880, †1944) stand. Beide wurden wegen ihre Beteiligung am gescheiterten Putschversuch am 20.7.1944 hingerichtet.

Widerstandgruppen im Zweiten Weltkrieg

Ein Attentat auf Hitler verübte zu Beginn des Kriegs am 8.11.1939, dem Jahrestag des Hitlerputsches von 1923, im Münchener Bürgerbräukeller Georg Elser (*1903, †1945). Das nur von ihm geplante und ausgeführte Attentat schlug fehl, da Hitler den Veranstaltungsort unerwartet vor der Detonation der Bombe verließ. Elser wurde gefangen genommen und am 9.4.1945 im KZ Dachau ermordet.

Hitlers militärische Siege von 1940 und 1941 entzogen zunächst allen Umsturzplänen den Boden. 1941/42 war die Rote Kapelle tätig. Sie stand dem Kommunismus nahe und hatte enge Verbindung mit dem sowjetischen Geheimdienst. Der Kreisauer Kreis entwickelte Pläne für die Zeit nach dem Nationalsozialismus.

Auch ein kirchlicher Widerstand gegen die nationalsozialistische Kirchenverfolgung entwickelte sich. Im Sommer 1941 predigte der Bischof von Münster, Clemens August Kardinal Graf von Galen (*1878, †1946), öffentlich gegen die Euthanasie. 1934 bildete sich die evangelische Bekennende Kirche, die auf Distanz zum NS-Staat ging. Pfarrer Martin Niemöller (*1892, †1984) wurde wegen seiner kritischen Äußerungen in Predigten und Vorträgen 1937 verhaftet und blieb bis Kriegsende im Konzentrationslager. Der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer (*1906, †1945) und der Jesuitenpater Alfred Delp (*1907, †1945) leisteten politischen Widerstand und bezahlten dies mit ihrem Leben.

Nach der Wende des Krieges– die auch die studentische Oppositionsgruppe Weiße Rose aktivierte – wuchsen die Bemühungen, das verbrecherische System Hitlers zu beseitigen. Sie gipfelten in dem Staatsstreichversuch vom 20.7.1944. Das Attentat des Zwanzigsten Juli und der versuchte Militärputsch scheiterten jedoch.

Der Widerstand in den besetzten Gebieten

Vor allem in Frankreich, Jugoslawien, Griechenland, Italien, Polen und der Sowjetunion entstanden Widerstands- und Partisanenbewegungen, die Überfälle auf Soldaten und Attentate auf hohe Polizei­ und SS­-Funktionäre verübten, Eisenbahnlinien sprengten und Fabriken zerstörten. Partisanen sind Angehörige bewaffneter, irregulärer Verbände, die aus dem Hinterhalt operieren. Besonders bekannt wurden die Résistance in Frankreich unter Führung des späteren Staatspräsidenten Charles de Gaulle (*1890, †1970) gegen die mit Deutschland zusammenarbeitende Vichy-Regierung. Hohe Verluste erlitt die italienische Resistenza. In Griechenland und Jugoslawien bekämpften sich auch Widerstandsbewegungen. Partisanenverbände in der Sowjetunion banden nach dem deutschen Einmarsch 1941 viele militärische Kräfte hinter der Front.

1942 töteten tschechische Attentäter den hohen SS-Offizier Reinhard Heydrich (*1904, †1942, Chef des Sicherheitsdienstes seit 1932 und des Reichssicherheitshauptamtes seit 1939).

Im April / Mai 1943 leisteten die jüdischen Bewohner des Warschauer Gettos Widerstand gegen ihre Deportation in das Konzentrationslager Treblinka. Die polnische Widerstandsbewegung organisierte 1944 den von deutschen Truppen niedergeschlagenen Warschauer Aufstand.

Auf die Zusammenarbeit mit den Alliierten reagierten die Besatzungstruppen mit Geiselnahmen und Geiselerschießungen sowie willkürlichen Hinrichtungen von Zivilisten und Aktionen wie dem Auslöschen ganzer Dörfer.


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