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Studentenproteste, die Massenproteste gegen Ende der 1960er-Jahre in der Bundesrepublik Deutschland wie in fast allen anderen westeuropäischen Staaten und der USA.

Vor allem politisch links stehende Studenten demonstrierten gegen die vom Bundestag beschlossenen Notstandsgesetze und gegen den Umgang mit der Protestbewegung. Unzufriedenheit herrschte auch wegen mangelnder gesellschaftlicher Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit. Wichtige Positionen in Militär, Justiz, Wirtschaft und Wissenschaft waren nach vorzeitiger Beendigung der Entnazifizierung mit ehemaligen Nationalsozialisten besetzt.

Hinzu kamen die ideologischen, politischen und militärischen Auseinandersetzungen im Zusammenhang mit dem Kalten Krieg und dem Ost-West-Konflikt, wie sie sich etwa im Bau der Berliner Mauer und dem Vietnamkrieg und anderen Stellvertreterkriegen zeigten.

Der Tod des unbeteiligten Studenten Benno Ohnesorg (*1940, †1967) am 2.6.1967 im Umfeld einer Demonstration gegen die Diktatur des Schah von Persien verstärkte die Protestbewegung. 2009 wurde bekannt, dass der Todesschütze, ein West-Berliner Polizist inoffizieller Mitarbeiter des DDR-Geheimdienstes Stasi gewesen war.

Eine Parole der Studentenbewegung lautete:Unter den Talaren – Muff von 1000 Jahren!“ Die teilweise gewalttätigen Proteste richteten sich schließlich gegen die bürgerliche Gesellschaft, die Macht der Großkonzerne in Wirtschaft und Medien (besonders gegen den Axel-Springer-Verlag) und die parlamentarische Demokratie, die vielen als unzureichend für die Durchsetzung durchgreifender politischer und gesellschaftlicher Reformen und Veränderungen erschien. Die Außerparlamentarische Opposition (APO) entstand. Einer der bekanntesten Studentenführer war Rudi Dutschke (*1940, †1979). Auf ihn wurde am 11.4.1968 ein Attentat verübt, an dessen Spätfolgen er starb.

Eine gewaltbereite Splittergruppe, die Rote Armee Fraktion (RAF), schreckte auch nicht davor zurück, Menschen zu verletzen, zu entführen oder zu töten, um ihre Ziele durchzusetzen.

Die sich zur 68er-Bewegung (Studentenbewegung) ausweitenden Studentenproteste bedeuteten einen Einschnitt in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Sie trugen auch mit dazu bei, dass mit dem Regierungswechsel 1969 von den CDU-dominierten Bundesregierungen (vor allem unter Konrad Adenauer) zu sozialliberalen Bundesregierungen aus SPD und FDP unter Bundeskanzler Willy Brandt (*1913, †1992, Bundeskanzler von 1969 bis 1974) ein politischer und gesellschaftlicher Aufbruch in der Bundesrepublik ausging.


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