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Stadt, eine größere, meist an wichtigen Verkehrsknotenpunkten liegende Siedlung im Unterschied zum Dorf. Städte waren gekennzeichnet durch eine größere Bevölkerungszahl, eine dichte Bebauung und eine arbeitsteilige Wirtschaftsform. Sie entwickelten eine gewisse Bedeutung für Wirtschaft und Kultur in einem Gebiet

Frühgeschichte und Antike

Die Stadtentwicklung setzte im 9. Jahrtausend v.Chr. in Palästina, seit dem 5. Jahrtausend z.B. in den Tälern von Nil, Euphrat und Tigris ein. In Europa begann sie im 2. Jahrtausend v.Chr. im östlichen Mittelmeerraum und erreichte bis zum 1. Jahrhundert n.Chr. den Rhein.

Die antiken griechischen und römischen Städte bildeten den organisatorischen Mittelpunkt und waren ein politisches, kulturelles und wirtschaftliches Zentrum. Das Ende des Römischen Reichs führte besonders im Weströmischen Reich auch zum Niedergang der antiken Stadtkultur Städtische Traditionen konnten sich in Oberitalien mit der Entstehung der mittelalterlichen Stadtstaaten erhalten. Die germanischen und slawischen Völker übernahmen erst allmählich im Mittelalter die städtischen Lebensformen.

Die Stadt im Mittelalter

Ab 1180 wurden immer mehr Städte, zumeist an Furten, Brücken, am Sitz von Burgen, Pfalzen oder Klöstern, gegründet. Ab 1350 gingen die Städtegründungen infolge der Pest wieder zurück.

Die frühen Städte bis zum 11. Jahrhundert besaßen noch einen Stadtherrn. Dieser war der Stadtgründer, der Burggrafen, Vögte und weitere Beamte einsetzte. Der Stadtherr (meist ein Adliger) verlieh das Marktrecht („Privileg“), das die Menschen in die Städte lockte. Der Stadtherr sicherte hörigen oder leibeigenen Bauern, die den Hof ihres Grundherrn verließen, nach einem Jahr die Freiheit zu. Daraus entstanden die Redewendungen „Stadtluft macht frei“ und „seit Jahr und Tag“.

Die Selbstverwaltung

Ende des 12. Jahrhunderts bestimmten die Bürger zunehmend das Wirtschaftsleben und die Politik der Stadt. Reich gewordene Patrizier erkämpften sich die Freiheit von ihren Stadtherren und verwalteten sich selbst. Die Patrizier wählten aus ihren Reihen die Mitglieder des Rats (Ratsherrn), diese wiederum den Bürgermeister. Alle übrigen Stadtbewohner hatten kein Wahlrecht und waren nicht wählbar.

Die Bürger schlossen sich meist in Gilden und Zünften zusammen. In vielen Städten erkämpften sich die Zünfte im 13./14. Jahrhundert teilweise gewaltsam die alleinige Stadtherrschaft oder regierten gemeinsam mit den Patriziern die Stadt. Patrizier und Zunftmitglieder wählten aus ihren Reihen Ratsherrn, diese dann den Bürgermeister. Da alle Ämter ehrenamtlich, also ohne Bezahlung ausgeübt werden, war ein gewisses Vermögen notwendig. Alle übrigen Stadtbewohner blieben ohne Wahlrecht und Wählbarkeit

Wirtschaftliche und politische Bedeutung

Im Vergleich zu den antiken und neuzeitlichen Städten waren die mittelalterlichen Städte relativ klein. Im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation gab es am Ende des Mittelalters nur 25 Großstädte mit mehr als 10.000 Einwohnern. Über 90 Prozent waren Kleinstädte mit weniger als 2000 Einwohnern. Alle Städte waren wegen Dezimierung der Einwohner durch Seuchen wie die Pest auf Zuwanderung angewiesen. Die Landbevölkerung zog es auch wegen der besseren wirtschaftlichen Möglichkeiten in die Städte.

Die Leistung der mittelalterlichen Stadt bestand im Aufbau einer umfassenden Markt- und Verkehrswirtschaft, in der Konzentration von Handel, Handwerk und Gewerbe, in der wirtschaftlichen Beherrschung des Umlands und der Erschließung neuer Absatzmärkte.

Die politische Bedeutung der mittelalterlichen Stadt stand in engem Zusammenhang mit ihrer wirtschaftlichen Bedeutung und ihrer Finanzkraft. Städtebündnisse wie die Hanse sicherten einen Einfluss auf die Reichs- und Territorialpolitik. So nahmen die Reichsstädte ab 1489 an den Reichstagen teil.

In der frühen Neuzeit war der entstehende moderne Staat immer mehr auf die Steuereinnahmen der Städte angewiesen. Deshalb wurde seit dem 15./16.Jahrhundert die Autonomie der Städte (Selbstverwaltung) beschnitten.

Soziale Struktur

Die sozialen Schichten in der mittelalterlichen Stadt waren Ober-, Mittel- und Unterschicht. Zur Oberschicht zählten grundbesitzende Adlige, Patrizier (5 bis 10 %) und Fernhändler, zur Mittelschicht die in Zünften oder Gilden organisierten Handwerksmeister (Fleischer, Bäcker, Schmiede, Schuster), zur Unterschicht Handwerksgesellen, Tagelöhner, Kranke und Vertreter „unehrlicher“ Berufe wie Henker, Prostituierte, Bettler, Musiker, Gaukler.

Kirchenbauten in der Stadt

Mittelalterliche Städte waren zunehmend von Kirchenbauten geprägt. So entstanden in romanischer Baukunst (1000-1250) die Dome von Speyer, Worms, Mainz, Bamberg, Magdeburg, Quedlinburg, Naumburg. Ab 1200 war die Blütezeit der gotischen Baukunst. Der Bau des Kölner Doms im gotischen Stil begann 1248 (Fertigstellung zwischen 1842 und 1880). 1377 wird in Ulm mit dem Bau des Münsters begonnen. Der Turm ist der höchste seiner Art in Europa, wird jedoch erst im 19. Jahrhundert fertiggestellt. Weitere Beispiele gotischer Baukunst sind die Dome zu Straßburg, Freiburg, zahllose Klosterkirchen der Zisterzienser etwa in der „Backsteingotik“. Vorbilder für deutsche gotische Kirchen waren die großen französischen Dome in Paris, Reims und Amiens.

 


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