Direkt zum Inhalt

Appeasement-Politik, der Versuch der britischen Regierung unter Premierminister Arthur Chamberlain (*1869, †1940), den Frieden nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland durch internationale Entspannung zu stabilisieren und Hitler in ein Sicherheitssystem einzubinden.

Britische Friedenspolitik

Trotz der Doppelstrategie Hitlers in der Außenpolitik mit Friedensbekundungen einerseits und dem Bruch des Versailler Vertrags und der Bedrohung anderer Staaten andererseits war die britische Regierung auf der Konferenz von München bereit, im Münchener Abkommen von 1938 Hitler gegenüber Zugeständnisse zu machen. Man hoffte, mit dieser „Beschwichtigungspolitik“ einen Krieg vermeiden zu können. Innerhalb der britischen Bevölkerung fand die Appeasement-Politik starken Rückhalt.

Die britisch-französische Garantieerklärung für Polen vom 31.3.1939 als Reaktion auf die Errichtung des Reichsprotektorats Böhmen und Mähren und die Zerschlagung der „Resttschechei“ bedeutete die Aufgabe der Appeasementpolitik.

Durch weitere Maßnahmen und Handlungen des NS-Regimes steuerte Europa auf einen Krieg zu. Die Appeasement-Politik war gescheitert.

Wichtige Ereignisse

Im Oktober 1933 trat Deutschland aus dem Völkerbund aus. In einer Volksabstimmung begrüßten 88% der Deutschen diesen Schritt. Hitler demonstrierte, dass sich das Deutsche Reich nicht an bestehende Verträge gebunden fühlt.

Deutschland und Polen unterzeichneten im Januar 1934 einen Nichtangriffspakt auf zehn Jahre. Die Weltöffentlichkeit glaubte an die Friedfertigkeit des Deutschen Reichs.

Entsprechend dem Versailler Vertrag kam es zur Rückgliederung des Saargebiets in das Deutsche Reich (nach einer Volksabstimmung am 13.1.1935). Hitler inszenierte die hohe Zustimmung der Bevölkerung von 90,6 % als großen Erfolg und Prestigegewinn für das NS-Regime.

Im März 1935 wurde die allgemeine Wehrpflicht wieder eingeführt und alle Rüstungsbeschränkungen des Versailler Vertrags (z.B. Beschränkung der Marine auf 15 000 Mann, keine Luftwaffe) aufgekündigt. Trotz dieses Bruchs des Versailler Vertrags beschränkte sich das Ausland auf Proteste.

Im Deutsch-britischen Flottenabkommen vom 18.6.1935 erklärte sich Großbritannien mit einer Stärke der deutschen Kriegsmarine einverstanden, die bis zu 35% der britischen erreicht. Hitler zeigte sich scheinbar kompromissbereit. Allerdings billigte Großbritannien indirekt Deutschlands Vertragsbruch bzw. Aufrüstung.

Das Deutsche Reich kündigte am 7.3.1936 die Locarnoverträge auf und besetzte das entmilitarisierte Rheinland. Wieder nahm das Ausland den Vertragsbruch hin. Großbritannien und Frankreich sahen sich für einen Krieg nicht ausreichend gerüstet. Der Versailler Vertrag war praktisch bedeutungslos geworden.

Hitler eröffnete in Berlin 1936 die Olympischen Spiele 1936. Das Deutsche Reich erschien im In­ und Ausland friedliebend und weltoffen.

Deutschland und das faschistische Italien unter Benito Mussolini (*1883, †1945) schlossen am 25.10.1936 einen Vertrag über die deutsch-italienische Zusammenarbeit. Deutschland hatte einen Bundesgenossen gewonnen (Achse Berlin–Rom).

Der Antikominternpakt von Deutschland und Japan vom 25.11.1936 sah eine gemeinsame Politik gegen die sozialistische Sowjetunion vor. Dem Pakt schloss sich 1937 auch Italien an.

Deutsche Truppen marschierten am 12.3.1938 in Österreich ein. Zuvor wurde ein Ultimatum gestellt und der österreichische Bundeskanzler Kurt Schuschnigg (*1897, †1977), der sein Land als „Bundeskanzler und Frontführer“ diktatorisch regierte, zum Rücktritt gezwungen. Am 13.3.1938 wurde der „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich besiegelt. Die Mehrzahl der Österreicher war begeistert.

Mit dem Münchener Abkommen zwischen Deutschland, Italien, Großbritannien und Frankreich vom 30.9.1938 wurden die sudetendeutschen Gebiete in der Tschechoslowakei an das Deutsche Reich abgetreten.

Mit der Besetzung Böhmens und Mährens Mitte März 1939 wurde ein Reichsprotektorat Böhmen und Mähren geschaffen und das Münchener Abkommen missachtet. Am 23.3.1939 stellte sich die Slowakei unter den Schutz des Deutschen Reichs. Unter politischem Druck gab Litauen das Memelgebiet an das Deutsche Reich zurück.

Am 28.3.1939 schlossen Hitler und Stalin den deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt (Hitler-Stalin-Pakt). Im geheimen Zusatzprotokoll vereinbarten beide Diktatoren die Abgrenzung ihrer Interessensphären und die Aufteilung Polens. Im Mai 1939 folgte ein Militärbündnis zwischen Deutschland und Italien (Stahlpakt). Im August 1939 wurde ein britisch-polnischer Bündnisvertrag unterzeichnet.


Schlagworte

  • #Machtergreifung
  • #Versailler Vertrag
  • #Münchner Abkommen
  • #Friedenspolitik
  • #Appeasement-Politik