Geboren in Wien am 7.3.1921, gestorben in Wien am 11.11.2016
Aichinger konnte aufgrund ihrer halbjüdischen Herkunft erst nach dem Krieg ein Medizinstudium beginnen, das sie aber nach zweieinhalb Jahren abbrach, um ab 1949/50 für den S. Fischer Verlag als Lektorin und später an der Hochschule für Gestaltung in Ulm zu arbeiten. 1953 heiratete sie den Lyriker und Hörspielautor Günter Eich. Sie gehörte wie ihr Mann zur Gruppe 47, deren Preisträgerin sie 1952 wurde.
Aichingers 1948 erschienener teils autobiografischer Roman Die größere Hoffnung ist mit seiner Sprachskepsis typisch für ihr gesamtes Werk. Der Text bleibt historisch unkonkret und ersetzt die Schilderung gesellschaftlicher Realität durch eine Sprache, die der subjektiven Wirklichkeitserfahrung der Kinder Raum gibt.
Neue Akzente setzte Aichinger in der deutschen Nachkriegsliteratur auch mit ihren lyrisch-bilderreichen, teils surrealen Erzählungen (u. a. Rede unter dem Galgen, 1952; Eliza, Eliza, 1965), Hörspielen (u. a. Auckland, 1969), Dialogen und Gedichten (z. B. Verschenkter Rat, 1978). Ihre Erzählungen sind Parabeln der Wirklichkeit, die zwar geschichtslos, aber nie geschichtsfern sind. Der Gefesselte (1952) gilt als maßgeblich für die deutsche Kurzgeschichte. In der Sammlung Schlechte Wörter (1976), die neben Erzählungen auch Prosagedichte enthält, wird dann die Sprachskepsis bis zur Auflösung der Sinnzusammenhänge getrieben. In den späteren Texten (Kleist, Moos, Fasane, Gedichte und Prosa, 1987) stellt Aichinger existenzielle menschliche Zustände und Gefühle in genauer, sparsamer Sprache dar.