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Geboren in Wasserburg (Bodensee) am 24.3.1927:
Nach dem Studium der Literaturwissenschaft, Philosophie und Geschichte in Regensburg und Tübingen war Walser 1949-57 Mitarbeiter beim Süddeutschen Rundfunk. Seit 1957 lebt Walser als freier Schriftsteller am Bodensee.

Chronist des Alltagsbewusstseins

Mit seinem umfangreichen Werk ist Walser einer der produktivsten Autoren der Nachkriegszeit. Für die Erzählung Templones Ende aus seinem ersten Erzählband Ein Flugzeug über dem Haus (1955) erhielt er den Literaturpreis der Gruppe 47. Sein erste Roman Ehen in Philippsburg (1957) kann als bittere Abrechnung mit der frühen Nachkriegsgesellschaft gelesen werden.
Walser schilderte in seinen frühen Werken die Alltagswelt der bundesrepublikanischen Wohlstandsgesellschaft auf ironisch-sarkastische Weise. Dass sich der Leser in den beschriebenen Situationen wiedererkennt, wurde zu der häufigsten Leseerfahrung bei Walser, der auch bestimmte Figuren immer wieder auftreten lässt, so z. B. die Hauptfigur Anselm Kristlein aus der Romantrilogie Halbzeit (1960), Das Einhorn (1966) und Der Sturz (1973). Die Trilogie erzählt die Geschichte vom Aufstieg und Fall eines opportunistischen kleinbürgerlichen Intellektuellen. In der erfolgreichen Novelle Ein fliehendes Pferd (1978) und in dem Roman Brandung (1985) steht die Figur des Lehrers Helmut Halm im Mittelpunkt der Handlung.

Thema Deutschland

Walser befasste sich auch mit dem deutsch-deutschen Verhältnis (etwa in der Novelle Dorle und Wolf, 1987 oder in dem Roman Die Verteidigung der Kindheit, 1991) und plädierte für die deutsche Wiedervereinigung (z. B. in den umstrittenen Essays Über Deutschland reden, 1988). Der Roman Ein springender Brunnen (1998) kann autobiografisch interpretiert werden, da Kindheit und Jugend des Autors unverkennbar sind. Walsers politische Aussagen wurden immer wieder kontrovers diskutiert. Als er 1998 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhielt, entfachte Walsers Dankesrede einen heftigen Streit. Walser kritisierte, dass der Holocaust z. B. in den Medien als Moralkeule benutzt werde, um politische Gegner in Misskredit zu bringen. Aufgrund der Missverständlichkeit dieser Rede wurde Walser geistige Brandstiftung vorgeworfen. Ebenfalls umstritten war der Roman Tod eines Kritikers (2002), der mit satirischen Zügen den deutschen Literaturbetrieb beschreibt und vielfach als Schlüsselroman interpretiert wurde.


Schlagworte

  • #Gruppe 47
  • #Gegenwartsliteratur