Allgemein
Die Novelle (italienisch: novella "kleine Neuigkeit") entstand im 13. Jahrhundert in Italien. Sie ist eine Prosaerzählung (seltener in Versform) mittlerer Länge. Die erste mustergültige Sammlung schuf Giovanni Boccaccio mit "Das Dekameron" (1348-1353). Oft sind Novellen zu einem Zyklus zusammengefasst oder in eine Rahmenerzählung eingebettet, die einen historischen oder gesellschaftlichen Bezug herstellt.
Merkmale
Inhaltliche Merkmale
- im Mittelpunkt der Handlung steht ein krisenhaftes Ereignis oder eine "unerhörte Begebenheit" (Goethe)
- in diesem enthüllt sich schlagartig das Schicksal einer Person oder die Tendenz einer Epoche
Formale Merkmale
- geschlossene Form mit Wende- und Höhepunkten
- straffe, meist einsträngige Handlungsführung
- sprachlich objektiver Stil ohne Einmischung des Erzählers
- Verwendung von Leitmotiven (einprägsame, formelhafte, wiederkehrende Aussagen)
- Einführung eines Dingsymbols (Gegenstand von symbolhafter Bedeutung), das an entscheidenden Stellen wiederholt erscheint und in dem das Spezifische der Novelle zum Ausdruck kommt
- Verzicht auf ausführliche Beschreibungen der äußeren Umgebung oder psychologischer Zustände.
Beispiele: Boccaccio Das Dekameron, E.T.A. Hoffmann Die Serapions-Brüder.