Kennzeichen der literarischen Bewegung
Die Politisierung des Lebens wird etwa Mitte der 1970er-Jahre von einer Tendenzwende abgelöst. Die neue Subjektivität oder neue Innerlichkeit (von Kritikern auch als Selbstbeobachtungsliteratur abgestempelt bzw. als Narzissmus, Egozentrik, Nabelschau ohne gesellschaftliche Bedeutung abgelehnt) lässt sich unter anderem auch als eine Reaktion auf den politischen Aktionismus Ende der 1960er- und Anfang der 1970er-Jahre deuten. Es geht dabei insbesondere um die Verarbeitung individueller Erfahrungen.
- In der Lyrik ist das kommunikative Gedicht gefragt, das dem Leser ein Mitlesen erlaubt; abgelehnt wird eine elitäre Sprache. Lyrik wird zu einer „prosaischen Sache“ (Jürgen Theobaldy). Man ist der Meinung, dass direkte Authentizität keine ästhetischen Fesseln verträgt. Für die Lyrik der neuen Subjektivität steht auch Rainer Malkowski:
⇒ Zitat
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Erleichtert, mit triumphierend geschlossenen Augen
nehmen wir Abschied von allen Plänen.
Jeder für sich:
auf glückliche Weise
verschollen in seinem Stuhl
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- (Aus: Rainer Malkowski, Gedichte; Suhrkamp 1989)
- Der neue Trend zur Innerlichkeit und Subjektivität wird deutlich von schreibenden Frauen mitbestimmt (z. B. Ursula Krechel, Karin Kiwus, Gabriele Wohmann, Elfriede Jelinek, Barbara Frischmuth). Der ausschließliche Bezug auf eigenes Erleben findet allerdings auch Kritik.
- In den 1970er- und 1980er-Jahren - der Anteil der Ausländer an der westdeutschen Bevölkerung beträgt inzwischen ca. 7,5 % - entsteht eine Migrantenliteratur, die vor allem die Probleme zwischen Integration und Ablehnung thematisiert.
Auswahl wichtiger Autoren und Werke
Gabriele Wohmann (geb. 1932): Paulinchen war allein zu Haus; Ernste Absicht
Jürgen Theobaldy (geb. 1944): Gedichtband Zweiter Klasse
Elfriede Jelinek (geb. 1946): Die Liebhaberinnen
Ursula Krechel (geb. 1947): Gedichte