Geboren in Ludwigsburg am 8.9.1804, gestorben in Stuttgart am 4.6.1875:
Der Sohn eines Amtsarztes studierte ab 1822 Theologie am Tübinger Stift und war danach als Vikar tätig. Der Versuch, als freier Schriftsteller zu leben, scheiterte, weshalb er 1834 eine Pfarrstelle in Cleversulzbach annahm. Noch im gleichen Jahr ließ sich der kränkelnde Mörike in den Ruhestand versetzen. Er heiratete 1851, siedelte nach Stuttgart über und wurde Lehrer für Literatur (bis 1866).
Mörike, der mit seinem Werk zwischen Romantik und Realismus steht, sah sich der deutschen Klassik verpflichtet, v.a. seinem Vorbild Goethe. Mörikes literarische Leistungen liegen u. a. in der Überwindung des romantischen Künstlerromans, in der Erneuerung des lyrischen Sprechens und in der Einführung des Humors in das realistisch-novellistische Schreiben.
Dinggedichte und Prosa
In seiner Lyrik versuchte Mörike das humanistische Bildungsideal zu retten, angesichts der von ihm als bedrohlich empfundenen Tendenzen im Zusammenhang mit der Revolution von 1848. Mörike zugeschrieben wird die Erfindung der Gattung des Dinggedichts, das definiert ist als Gedicht, welches ein Ding - das heißt einen toten Gegenstand oder zumindest ein sprachloses Wesen - um seiner selbst willen in vorwiegend beschreibender Weise behandelt, und zwar ausdrücklich mit dem Anspruch eines Kunstwerkes.
Neben der Lyrik verfasste er Märchen, Novellen und Idyllen und wandte sich der Übersetzung antiker Stoffe zu. Seinen einzigen Roman, Maler Nolten (erste Fassung 1832), überarbeitete er, um die romantischen Einflüsse zugunsten realistischer Konzepte zurückzudrängen. Berühmt ist seine späte Novelle Mozart auf der Reise nach Prag (1856), in der er 24 rein fiktive doch durchaus denkbare Stunden einer Reise Mozarts von Wien nach Prag schildert. Neben der Behandlung des Themas Todesahnung steht hier der für Mörike charakteristische Versuch im Mittelpunkt, die Balance zwischen Heiterkeit und Schwermut zu finden.