Geboren in Zürich am 15.5.1911, gestorben in Zürich am 4.4.1991:
Der Sohn eines Architekten studierte 1931-33 Germanistik und arbeitete nach dem Abbruch seines Studiums als freier Journalist. Nach dem Studium der Architektur 1936-41 war Frisch als Architekt tätig. Im Anschluss an Reisen innerhalb Europas und nach Amerika entschied sich Frisch für eine Existenz als freier Schriftsteller. Frisch gilt neben Friedrich Dürrenmatt als wichtigster Vertreter der deutschsprachigen Literatur in der Schweiz nach dem Zweiten Weltkrieg.
Die Tagebücher und das Gesamtwerk
Aufschlussreich für das Verstehen von Frischs Werken sind die von ihm veröffentlichten Tagebücher, in denen er seine Werke vielfach konzipiert (u.a. Tagebuch 1946-49, 1950). Beherrschende Themen sind das Problem der menschlichen Identität, die auseinanderzubrechen droht, und die Bemühungen des Einzelnen zur Selbstfindung. Viele seiner Werke stellen Modelle dar und enthalten Vorschläge, wie die vielfältigen Beziehungen zwischen Individuum und Gesellschaft zu verstehen und zu gestalten sind.
Markant ist seine Schreibweise, mit der Frisch neue Maßstäbe innerhalb der deutschsprachigen Literatur setzte. Charakteristisch sind dabei die Montagetechnik und der Gebrauch der Anglizismen wie auch die Verwendung von Alltags- und Gruppensprache.
Dramen: Lehrstücke ohne Lehre
Frischs Lehrstücke sind - wie bei Bertolt Brecht - gleichnishaft aufgebaut. Sie beinhalten jedoch keine Lehre; so heißt auch der Untertitel von Herr Biedermann und die Brandstifter (1956, Hörspiel; 1958, Drama) Ein Lehrstück ohne Lehre. Frischs Stücke sind Modelle, Parabeln der Wirklichkeit und stellen ein verallgemeinertes System menschlichen Verhaltens dar. In dem Stück Andorra (1961) wird der Junge Andri von seinen Mitbürgern zum Juden gemacht, obwohl er gar keiner ist, und an seine Mörder ausgeliefert. Zentrale Themen sind Antisemitismus, Vorurteile und auch die Suche nach der eigenen Identität. Auch wenn Frisch die gesellschaftsverändernde Wirkung von Theater abstritt, zielte er doch auf Wirkung. Die Zuschauer sollen, wenn sie Andorra gesehen haben, "nachts wachliegen" - so sein Wunsch. Weitere Dramen Frischs sind u.a. die Farce Die chinesische Mauer (1947), die Komödie Don Juan oder die Liebe zur Geometrie (1953) und die Moritat Graf Öderland (1951). In dem späteren Stück Die Biographie: Ein Spiel (1967, Neufassung 1985) hat die Hauptfigur die Möglichkeit, ihr Leben in mehreren Varianten durchzuspielen.
Das Thema der Selbstentfremdung in den Romanen
In dem Roman Homo faber (1957) ist der gescheiterte Versuch einer Persönlichkeitsfindung dargestellt.
Homo faber ist wie Frischs vorheriger Roman Stiller (1954) in Form eines tagebuchartigen Ich-Berichts geschrieben. Der aus vielen Einzelheiten montierte Text verschränkt die Zeitebenen der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.