Humanismus, das Streben nach Menschlichkeit in Philosophie und Wissenschaft (lateinisch „humanus“ = menschlich). Bereits im 14. Jahrhundert breitete sich die geistige Bewegung des Humanismus in ganz Europa aus.
Leitgedanke
Der Humanismus stellte den Menschen selbst in den Mittelpunkt seiner Betrachtung, während man im Mittelalter den Mensch als Geschöpf Gottes mit dem Ziel des ewigen Lebens nach dem Tod sah. Er verstand den umfassend gebildeten und vernunftbegabten Menschen als ein Wesen, das seine Welt selbst gestaltet, mithilfe von Philosophie, Wissenschaften, Künsten und Politik selbst zum Schöpfer wird und gleichzeitig deren Gegenstand ist.
Die Humanisten, eine kleine Anzahl von Gelehrten an europäischen Universitäten, hielten untereinander engen Kontakt, um gegenseitig Handschriften, Meinungen und Neuigkeiten auszutauschen. Ihre Gedanken hatten einen großen Einfluss auf die Renaissance. Abschätzig nannten die Humanisten die Zeit vom Ende der Antike bis zu ihrer eigenen Epoche das „Mittelalter“.
Zu den großen Humanisten zählen der italienische Schriftsteller und Politiker in Florenz Niccolò Machiavelli (*1469, †1527), der niederländische Humanist und Theologe Erasmus von Rotterdam (*1469, †1536) und der englische Staatsmann und Autor Thomas More, lateinisch Thomas Morus (*1478, †1535).
Kritik an Kirche und Königsherrschaft
Durch ihre kritische Haltung gerieten die Humanisten oft in Konflikt mit der Kirche, blieben aber meist der kirchlichen Lehre verpflichtet. Dabei hat der Humanismus vor allem der Reformation den Weg geebnet.
Die neue Bewegung von Renaissance und Humanismus wendete sich gegen Intoleranz gegenüber Andersdenkenden, forderte Freiheit für alle Menschen, verlangte die Entfaltung des Einzelnen im Diesseits (vor dem Tod) und keine Beschränkungen des Handelns durch kirchlich-dogmatische Zwänge wie durch die christliche Kirche mit ihrem Papsttum oder feudale Zwänge wie durch das Lehenswesen und die Herrschaft eines Königs.