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Hexenverfolgung, die Verfolgung und Hinrichtung von Menschen, die nach Auffassung der Kirche zur Erlangung übernatürlicher Kräfte einen Bund mit dem Teufel geschlossen hätten. Die Verfolgung (Hexenwahn) grassierte ca. 350 Jahre, vor allem zwischen 1430 und 1780. 

Gründe für den Hexenwahn

Insbesondere in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts hatten die Menschen in Mitteleuropa vermehrt unter Seuchen wie der Pest, starken Klimaschwankungen, Missernten und Hungersnöten zu leiden. In ihrer Not suchten viele nach Sündenböcken. Gejagt wurden nicht nur Frauen, fast jedes fünfte Opfer war ein Mann. Als „Hexe“ oder „Hexer“ bzw. „Zauberin“ oder „Zauberer“ konnte jeder verdächtigt werden, der von jemandem denunziert (angezeigt) wurde, mit dem Teufel im Bund zu sein.
Diese Verfolgung von Frauen versucht man sich heute folgendermaßen zu erklären: Besonderes Misstrauen hegte die Kirche gegen die kräuter- und heilkundigen „weisen Frauen“, die als Hebammen oder Ärztinnen tätig waren. Frauen waren nicht zum Studium der Medizin zugelassen. Ärzte sahen in den „weisen Frauen“ eine Konkurrenz und versuchten, sie aus den Heilberufen zu verdrängen. Daher beschuldigte man gerade Frauen häufig der Zauberei und Hexerei. Manche Forscher glauben, dass Frauen, die sich mit der Herstellung von Salben oder Ölen aus Kräutern beschäftigten, oft in Verdacht gerieten.

Ausmaß der Verfolgung

1446 fand in Heidelberg die erste Hinrichtung in Deutschland wegen Hexerei statt. Papst Innozenz VIII. (*1432, †1492, Papst seit 1484) ordnete 1484 die Bekämpfung angeblicher Hexen an (Hexenbulle). Hexerei wurde mit Ketzerei gleichgesetzt. 
Einen Höhepunkt erreichten die Verfolgungen zwischen 1590 und 1630. Reformation und Gegenreformation sorgten für die Verbreitung des Hexenwahns besonders in Deutschland, Frankreich, Polen, den Niederlanden und der Schweiz. Der Jesuit Friedrich von Spee (*1591, †1635) veröffentlichte 1631 anonym ein Buch, in dem er Hexenprozesse verurteilte. 
Mit den Hexenverfolgungen verband sich in einigen Ländern die Inquisition. Nach Schätzungen fielen den Hexenverfolgungen in Europa und Nordamerika zwischen 100.000 und 500.000 Menschen zum Opfer. 1775 fand in Kempten letztmalig eine Hinrichtung in Deutschland wegen Hexerei statt. Die letzte „Hexe“ Europas wurde 1782 in Glarus (Schweiz) geköpft. 

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