Inquisition, eigentlich ein Befragungsverfahren, um Menschen als Ketzer zu überführen. Das Verfahren wurde auf dem 4. Laterankonzil in Rom 1215 beschlossen. Ein Geständnis konnte allerdings auch unter Folter erzwungen werden und wurde fortan als gültig angesehen.
Päpstliche Inquisition
1231 ordnete Papst Gregor IX. (*1170, †1241, Papst seit 1227) die systematische Aufspürung und Aburteilung von Ketzern an. Das hierzu neu geschaffene „Rechtsverfahren“ und die dafür geschaffene Organisation, die Inquisition, waren direkt der päpstlichen Autorität unterstellt.
In Spanien wurde 1483 der berüchtigte Dominikaner Tomás de Torquemada (*1420, †1498) zum Großinquisitor, zum Leiter der Inquisition, berufen. Nach der vollständigen Rückeroberung (Reconquista) Spaniens von den Arabern 1492 wurden Muslime und Juden, die im Land blieben, getötet oder zwangsgetauft. „Heimliche Juden“ wurden oft verfolgt. Erst 1834 wurde die Inquisition in Spanien abgeschafft.
Von 1494 bis 1498 herrschte die „Diktatur Gottes“ des Dominikanermönchs Girolamo Savonarola (*1452, †1498) in Florenz. Er und zwei seiner Mitbrüder wurden gehängt und öffentlich als Ketzer verbrannt, da Savonarola auch das verweltlichte Papsttum angegriffen hatte.
Ausmaß der Inquisition
1600 wurde in Rom der bedeutende italienische Gelehrte Giordano Bruno (*1548, †1600) als Opfer der Inquisition auf dem Scheiterhaufen verbrannt. 1633 musste der italienische Philosoph, Mathematiker und Astronom Galileo Galilei (*1564, †1643) in einem Prozess durch die Inquisition dem heliozentrischen Weltbild abschwören und damit seine Forschungsergebnisse widerrufen. Nach seiner Verurteilung soll er gemurmelt haben: „Und sie (die Erde) bewegt sich doch.“ Von der katholischen Kirche wurde Galilei erst 1992 rehabilitiert.
In Spanien beispielsweise fielen der Inquisition zwischen 1481 und 1808 etwa 31.000 Menschen zum Opfer, weitere etwa 370.000 wurden in Kerkern eingesperrt und verloren ihren Besitz. Insgesamt sollen der Inquisition 300.000 Menschen zum Opfer gefallen sein.