Wie du eine Bildquelle analysierst
Schritt-für-Schritt-Anleitung
Aufgabe
Beschreibe und untersuche die folgende Bildquelle:
Das musst du wissen
Bilder sind eine wichtige Gruppe von historischen Quellen, denn sie vermitteln eine anschauliche Vorstellung von früheren Zeiten. Sie geben uns Informationen über das Aussehen von Personen oder Gegenständen und erlauben uns einen Einblick in den Alltag, in Wünsche und Ideen der Menschen.
Bildquellen sind sehr vielseitig: Wand- und Vasenmalereien, Buchmalereien, Gemälde und Plakate z. B. können als Quellen dienen. Um ihre Aussage zu verstehen, müssen sie genau untersucht werden.
Schritt 1: Beschreibe die Einzelheiten des Bildes
Beschreibe zunächst Einzelheiten, die du auf dem Bild siehst, und stell fest, was dir besonders ins Auge fällt. Folgende Fragen können dir bei der Beschreibung helfen: Welche und wie viele Personen sind dargestellt? Wie sind sie gekleidet? Welche weiteren Gegenstände oder Tiere sind zu sehen? Wo befinden sich die Personen und Gegenstände?
Beispiel:
Im Mittelpunkt des Bildes sitzt eine große Gestalt. Sie trägt eine Krone und hält in der einen Hand einen Stab und in der anderen Hand eine Kugel mit einem Kreuz. Sie trägt außerdem ein weinrotes Gewand mit Verzierungen und einen grünen Umhang. Links und rechts der Person stehen jeweils zwei Männer, die in Richtung der Person in der Mitte blicken. Die beiden Männer auf der rechten Seite des Bildes tragen ein Schwert, einen Schild und eine Lanze und sind mit knielangen Gewändern bekleidet. Die Männer links halten je ein Buch im Arm und tragen lange Gewänder. Im Hintergrund sind zwei verzierte Säulen zu sehen, die über ein Dach miteinander verbunden sind. Zwischen ihnen ist ein Tuch oder ein Vorhang befestigt.
Schritt 2: Untersuche Aufbau und Inhalt des Bildes
Versuche nun das Thema des Bildes zu benennen und Zusammenhänge zu erklären. In welcher Beziehung könnten die abgebildeten Personen oder Gegenstände zueinander stehen? Gibt es Merkmale, die z. B. auf eine bestimmte gesellschaftliche Stellung hinweisen? Untersuche (analysiere) jetzt auch den Bildaufbau (Vorder-, Mittel- und Hintergrund, Anordnung), die Perspektive (Zentral- oder Bedeutungsperspektive, Auf- oder Untersicht), die Darstellung der Figuren (Blickrichtung, Mimik, Gestik, Körperhaltung), Größenverhältnisse sowie die Wirkung von Licht und Farben.
Beispiel:
Die zentrale und erhöhte Sitzposition sowie Krone, Zepter und Globus kennzeichnen die Person im Mittelpunkt des Bildes als Kaiser. Die Männer rechts im Bild mit Schwert, Lanze und Schild sind Krieger und damit Vertreter des Adels. Die beiden Männer links im Bild sind Vertreter der Geistlichkeit. Man erkennt sie an den Büchern (wahrscheinlich handelt es sich hier um Bibeln), ihren Gewändern und der Tonsur (im Mittelalter trugen Geistliche eine rasierte Halbglatze, die Tonsur genannt wird).
Der Kaiser ist, obwohl er sitzt, größer als alle anderen Figuren auf dem Bild. Diese Art der Darstellung soll seine besondere Bedeutung ausdrücken. Als einzige Person blickt er geradeaus, wohingegen die anderen vier Männer zu ihm sehen. Die Körperhaltung der beiden Männer direkt links und rechts neben dem Thron lässt außerdem darauf schließen, dass sie die Nähe zum Kaiser suchen (z. B. liegt die Hand des Geistlichen links auf der Lehne des Throns und der Krieger rechts hebt bittend eine Hand).
Das Dach, die Säulen und der Vorhang im Hintergrund könnten einen Palast andeuten.
Schritt 3: Gib eine Schlussfolgerung und Wertung an
Formuliere nun die Gesamtaussage des Bildes, indem du dein Wissen über die für die Zeit typischen Sichtweisen, Haltungen etc. einbringst. Hier kannst du auch zusätzliche Informationen über das Bild heranziehen, z. B. aus der Bildlegende oder dem Untertitel.
Beispiel:
Bei dieser Bildquelle handelt es sich um eine mittelalterliche Buchmalerei. Das Bild soll den Kaiser in seiner ganzen Macht und Bedeutung darstellen. Er befindet sich im Zentrum und wird von Adel und Geistlichkeit verehrt und gehuldigt. Die Darstellung zeigt uns, wie sich die Menschen zur Zeit Ottos III. die Kaiserherrschaft vorgestellt haben.