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Wie du ein Schaubild erklärst

Schritt-für-Schritt-Anleitung

Aufgabe

Beschreibe und untersuche das folgende Schaubild:

 


Das musst du wissen

Schaubilder dienen dazu, wichtige Zusammenhänge auf einen Blick zu erkennen. Sie enthalten oft bestimmte Zeichen (z. B. Pfeile), Symbole, Bilder, Text oder verschiedene Farben. Oftmals helfen auch Legenden oder Unter- bzw. Überschriften, den Inhalt eines Schaubildes schneller zu erfassen.

Der Aufbau einer Gesellschaft wird z. B. häufig mithilfe von Schaubildern gezeigt.

Schritt 1: Bestimme das Thema des Schaubildes

Zunächst ist es wichtig festzustellen, welches Thema in dem Schaubild dargestellt wird. Hierbei hilft dir die Überschrift. Zusätzlich kannst du dich noch fragen: Was ist dem Bild auf den ersten Blick zu entnehmen? Wie ist es gegliedert bzw. eingeteilt?

Folgende Formulierungen kannst du für den Einstieg in die Beschreibung eines Schaubildes gut verwenden:

Das Schaubild – gibt Auskunft über ... / zeigt ... / veranschaulicht ... / stellt ... dar

In unserem Beispiel kann das dann so klingen:

Das Schaubild zeigt den Aufbau der Gesellschaft im alten Ägypten.

Schritt 2: Beschreibe Aufbau und Inhalt des Schaubildes

Sieh dir nun an, welche Bestandteile (Pfeile, Formen, Figuren ...) das Schaubild hat. Überlege, wofür bestimmte Formen, Farben usw. stehen und ob es vielleicht einen Zusammenhang zwischen dem Thema und der Form des Schaubildes gibt.

Beispiel:

In Form einer Pyramide, die auch als Symbol für das alte Ägypten gedeutet werden kann, wird in dem Schaubild die ägyptische Gesellschaft dargestellt. Sie besteht aus dem Pharao allein an der Spitze und mehreren immer größer werdenden anderen Schichten darunter (z. B. Wesir, Beamte, Arbeiter).
Die eingezeichneten Pfeile und deren Beschriftung zeigen, wie sich die verschiedenen Schichten zueinander verhalten und welche Aufgaben die einzelnen Personengruppen haben.

Schritt 3: Gib eine Schlussfolgerung und Wertung an

Überlege jetzt, wie die einzelnen Bestandteile miteinander verknüpft sind und welche Bedeutung sich daraus ableiten lässt. Du kannst dich fragen: Wie sind die einzelnen Bestandteile angeordnet und warum? Welche Informationen lassen sich den Beschriftungen, Pfeilen etc. entnehmen? Was bedeutet das? Fasse dann noch zusammen, was du anhand des Schaubildes über das Thema erfahren hast. Gern kannst du nun deine eigene Meinung einbringen.

Folgende Formulierungen sind hierfür hilfreich:
Aus dem Schaubild geht hervor, dass ... / Es fällt auf, dass ... / Überraschend ist, dass ...

Beispiel:

Aus dem Schaubild geht hervor, dass an der Spitze der ägyptischen Gesellschaft der Pharao steht. Er allein hat die größte Macht und bestimmt „von oben“ über die anderen Personengruppen. Die Breite der Schichten darunter gibt Auskunft über die Anzahl der Menschen, die der jeweiligen Schicht angehören, z. B. gibt es viel mehr Kaufleute und Bauern als Schreiber und Beamte. Die unteren Schichten erweisen den Schichten „über ihnen“ Dienste, werden von diesen versorgt und überwacht. Im Gegenzug stehen sie unter dem Schutz der jeweils höheren Schicht. Die Priester gehören zu derselben Schicht wie die Beamten und Schreiber. Allerdings befinden sie sich außerhalb der Pyramide, weil sie nicht dem Wesir untergeordnet waren.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die ägyptische Gesellschaft eine in verschiedene Schichten aufgebaute Ordnung war, in der Befehle stets von oben nach unten gegeben wurden und von der jeweils niedrigeren Schicht ausgeführt werden mussten.

Wie du Textquellen miteinander vergleichst

Schritt-für-Schritt-Anleitung

Aufgabe

Vergleiche die beiden Quellen M1 und M2.

M1 Augustus: Res gestae

Im Jahr 13 n. Chr. verfasste der 76-jährige Kaiser Augustus einen Tatenbericht („Res gestae“). Hierin stellte er sein politisches Lebenswerk selbst dar. Den Bericht ließ er in Stein meißeln und öffentlich aufstellen.

Im Alter von 19 Jahren [44 v. Chr.] brachte ich aus eigenem Entschluss und mit eigenen Mitteln ein Heer auf, mit dessen Hilfe ich den Staat, der durch die Gewaltherrschaft einer Partei unterdrückt war, in die Freiheit zurückführte. Aus diesem Grund nahm mich der Senat […] in seine Reihen auf [43 v. Chr.] […] und gab mir die militärische Befehlsgewalt […]. Die meinen Vater ermordet haben, sie habe ich in die Verbannung gejagt und ihr Verbrechen gerächt durch gesetzmäßige Gerichtsurteile. […] Die Diktatur, die mir abwesend und anwesend sowohl vom Volk als auch vom Senat […] angetragen wurde, habe ich nicht angenommen […]. Als […] Senat und Volk Roms übereinkamen, dass ich allein zum Walter der Gesetze und Sitten mit höchster Machtvollkommenheit gewählt werde, habe ich kein Amt, das wider den Brauch der Vorfahren übertragen werden sollte, angenommen.

Res gestae 1 ff., zit. nach: Walter Arend, Geschichte in Quellen, Bd. 1, bsv, München 1965, S. 581 f.
 

M2 Tacitus: Annalen

Unter den verschiedenen Kaisern hatte Tacitus (um 55 bis nach 116 n. Chr.) wichtige Ämter bekleidet, bevor er in den Jahren um 100 n. Chr. ein Geschichtswerk über die Zeit ab Augustus schrieb. In seinem Werk („Annalen“) gibt Tacitus zunächst die Meinungen von Zeitgenossen des Augustus wieder:

Dagegen sagten nun die anderen: Die Anhänglichkeit gegen seinen Vater und die allgemeine Lage habe er bloß zum Vorwande genommen. Im Grunde sei es Herrschsucht gewesen, wenn er als junger Mensch ohne Amt die Veteranen durch freigebige Spenden an sich zog, ein Heer warb, die Legionen des Konsuls bestach […]. Er habe vom Senat das Konsulat erzwungen und das Heer […] gegen den Staat geführt […]. Dann ist allerdings Friede geworden, aber ein blutiger: Lollius und Varus sind geschlagen worden, in Rom sind Varro, Egnatius und Jullus hingerichtet worden […]. Für die Götterverehrung hat er keinen Raum mehr gelassen: Er wollte selber Tempel haben und von […] Priestern als Gott angebetet werden. Er hat auch Tiberius nicht aus Liebe […] zu seinem Nachfolger bestimmt; nein, er hat dessen anmaßende und grausame Natur wohl erkannt und darauf gerechnet, dass der Vergleich mit einem solchen Scheusal seinem Ruhm zugutekommen werde.

Tacitus, Annalen 1, 9 f., zit. nach: Walter Arend, Geschichte in Quellen, Bd. 1, bsv, München 1965, S. 585 f.

Das musst du wissen

Schriftliche Quellen sind eine wichtige Grundlage für unser Wissen über historische Ereignisse. Wie man eine schriftliche Quelle interpretiert, weißt du bereits. Wenn du dein Wissen noch einmal auffrischen möchtest, kannst du es noch einmal nachlesen.

Bei der Interpretation schriftlicher Quellen muss man immer daran denken, dass sie die Perspektive des Verfassers zum Ausdruck bringen. Das bedeutet, dass sie die Sichtweise oder Meinung dieser einen Person wiedergeben. Wir können aber nicht sicher sein, ob der Verfasser der Quelle sich richtig erinnert, ob er die Wahrheit sagt oder ob er die Tatsachen verfälscht, weil er bestimmte Interessen verfolgt. Vielleicht hat eine andere Person das Geschehen ganz anders wahrgenommen.

Deshalb ist es wichtig, möglichst viele Quellen zu einem Ereignis auszuwerten und ihre Aussagen zu vergleichen. Diesen Grundsatz der Geschichtsforschung nennt man „Multiperspektivität“. Historikerinnen und Historiker sollten möglichst viele Perspektiven (Sichtweisen) auf ein historisches Ereignis untersuchen. Erst dann können sie die Ereignisse der Geschichte einordnen und aus heutiger Sicht bewerten.

Schritt 1: Beschreibe die formalen Merkmale

Zuerst beschreibst du die formalen Merkmale beider Quellen. Du findest sie meist in der Einleitung; sie gibt dir Zusatzinformationen zur Quelle. Einige formale Merkmale musst du aber auch der Quelle selbst entnehmen. Am besten behandelst du die Quellen nacheinander. Du kannst sie aber auch vergleichend formal einordnen.

Folgende Fragen helfen dir:

  • Welches Thema behandeln die Texte?
  • Wer sind die Verfasser (Autoren) der Texte?
  • Wann und wo sind die Texte entstanden?
  • Um welche Textsorte handelt es sich (z. B.: Brief, Rede, Vertrag)?
  • An wen richten sich die Texte, wer waren die Adressaten (z. B.: Anhänger der eigenen Partei, politische Gegner, eine Privatperson)?

Es kann natürlich vorkommen, dass du nicht alle dieser Fragen beantworten kannst.

Beispiel:

Die Quelle M1 stammt von Kaiser Augustus und wurde im Jahr 13 n. Chr. verfasst. Die Quelle M2 stammt von dem Historiker Tacitus und entstand im Jahr 100. In beiden Texten geht es um das Leben und Werk des Kaisers Augustus. M1 ist ein Auszug aus einem Bericht, den Augustus selbst schrieb. M2 ist ein Auszug aus einem Geschichtswerk. Der Historiker Tacitus berichtet, was die Zeitgenossen des Augustus über den Kaiser und seine Taten dachten. Augustus ließ seinen Text öffentlich in Stein gemeißelt aufstellen. Er wollte also möglichst viele Menschen erreichen. Tacitus’ Werk wurde wahrscheinlich vor allem von einer gebildeten Oberschicht gelesen.

Schritt 2: Gib die Hauptaussagen der Texte wieder

In diesem Schritt geht es darum, die wesentlichen Aussagen beider Quellen zu erfassen und mit eigenen Worten wiederzugeben. Konzentriere dich auf die Hauptaussagen. Vielleicht kannst du sie sogar zu einer Kernaussage zusammenfassen. Gib als Beleg immer die Zeile an, der du deine Information entnommen hast. Setze Textteile, die du wörtlich aus der Quelle übernimmst, immer in Anführungszeichen.

Tipps:

  • Markiere unbekannte Wörter und kläre ihre Bedeutung (Internet, Fremdwörterbuch).
  • Unterteile längere Texte in einzelne Sinnabschnitte und gib ihnen Überschriften.

Beispiel:

In M1 beschreibt Kaiser Augustus, welche großartigen Leistungen er vollbracht hat. Er spricht davon, dass er ein eigenes Heer aufgebaut und mit dessen Hilfe einem Staat die Freiheit zurückgegeben habe (Z. 3 ff.). Er betont, dass alle Leistungen „gesetzmäßig“ (Z. 10) stattgefunden haben, dass er also nichts Unrechtes getan habe. Als Dank und als Anerkennung seiner Leistungen wurde er in den Senat aufgenommen (Z. 5 f.). Bei alledem sei er jedoch bescheiden geblieben und habe alle Ehrungen zurückgewiesen, die nicht der Tradition der römischen Republik entsprachen (Z. 10 ff.).

In M2 berichtet der Historiker Tacitus fast hundert Jahre nach dem Tod von Augustus, was die Leute über den Kaiser gesagt hätten: Augustus habe aus „Herrschsucht“ (Z. 4) gehandelt, das Konsulat erzwungen und er habe das Heer gegen sein eigenes Land eingesetzt (Z. 7 f.). Für den Frieden seien viele Menschen gestorben (Z. 9 ff.). Zudem sei sich Augustus selbst der Wichtigste gewesen. Er habe Tempel für sich bauen und sich wie einen Gott verehren lassen. Außerdem habe er einen ungeeigneten Nachfolger bestimmt, um selbst gut dazustehen (Z. 12ff.).

Schritt 3: Finde passende Vergleichsaspekte und vergleiche die Quellen

In diesem Schritt ist es wichtig, dass du die Gemeinsamkeiten und Unterschiede erkennst und klar benennst. Beginne am besten mit den Gemeinsamkeiten und fasse dann die Unterschiede zusammen. Vergleichsaspekte sind Fragestellungen, mit denen du an beide Texte herangehen kannst. Im Unterricht oder in der Klausur werden sie dir meistens durch einen konkreten Arbeitsauftrag vorgegeben.

Beispiel:

In beiden Quellen geht es um die Leistungen des Augustus und um die Motive seines Handelns. Beide Quellen berichten von Erfolgen: Augustus habe Frieden geschaffen (M1, Z. 3 ff.; M2, Z. 9 f.) und hohe Ämter bekleidet (M1, Z. 6 ff.; M2, Z. 7 f.). Die Quellen nennen aber unterschiedliche Motive: Augustus betont, dass er ganz uneigennützig und nur dem Gesetz und der Tradition gemäß gehandelt habe (M1, Z. 10 ff.). Tacitus dagegen unterstellt Augustus negative Motive: Augustus habe aus „Herrschsucht“ (Z. 4) gehandelt und sei süchtig nach Ruhm gewesen (Z. 15 ff.).

In der Gesamtaussage unterscheiden sich beide Texte stark. Augustus stellt sich selbst als uneigennützig und bescheiden dar. Tacitus dagegen beschreibt einen grausamen, berechnenden Herrscher, dem es nur um den eigenen Ruhm ging.

Schritt 4: Beurteile die Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Der wichtigste Schritt ist nun, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Aussagen zu erklären. Manchmal kannst du nur Vermutungen anstellen, da wir die Personen ja nicht mehr befragen können. Hier ist es wichtig, dass du dein Hintergrundwissen über die Epoche, das Ereignis oder die Verfasser der Texte einbeziehst. 

Folgende Fragen helfen dir:

  • In welcher Beziehung stehen die Texte bzw. die Verfasser zueinander?
  • In welchem zeitlichen Abstand vom Geschehen entstanden die Texte?
  • Welche Intention (Handlungsabsicht) haben die Verfasser?
  • Welchen politischen Standpunkt nehmen die Verfasser ein?
  • Welche Wirkung sollen die Texte beim Leser erzielen?
  • Welcher Text ist glaubwürdiger und aus welchen Gründen?

Tipp: Um die Glaubwürdigkeit der Quellen zu beurteilen, kannst du ihre Aussagen mithilfe einer weiteren Quelle überprüfen.

Beispiel:

Beide Texte behandeln das Leben und Werk des Augustus. In M1 legt Augustus kurz vor seinem Tod im Jahr 14 n. Chr. Rechenschaft über seine Taten ab. Die Leser sollen ihn als einen großen Herrscher in Erinnerung behalten, der dennoch bescheiden war.

Tacitus war Historiker und wollte objektiv über das Vermächtnis des Kaisers informieren. Er gibt die Aussagen von Zeitgenossen über Augustus wieder. Das soll beweisen, dass er unvoreingenommen berichtet. Wir wissen jedoch nicht, ob Tacitus sowohl Anhänger als auch Gegner des Augustus zu Wort kommen lässt und welche Quellen er benutzt hat.

Daher ist die Glaubwürdigkeit der Quellen schwer zu beurteilen. Um die Herrschaft des Augustus aus heutiger Sicht zu bewerten, sind Zusatzinformationen nötig.

Wie du ein Verfassungsschaubild analysierst

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Wie du Geschichtskarten vergleichst

Schritt-für-Schritt-Anleitung

Aufgabe

Vergleiche die beiden Geschichtskarten.

Karte der Kleindeutschen Lösung und anderer Staaten
Karte der Großdeutschen Lösung und anderer Staaten

Die „deutsche Frage“ in der Revolution von 1848/49: Welche Grenzen soll ein deutscher Nationalstaat haben?

Das musst du wissen

Karten kennst du bestimmt schon aus dem Geografieunterricht und wahrscheinlich benutzt du im Alltag oft eine Karten- oder Navigations-App, um dich zu orientieren. Auch im Geschichtsunterricht spielen Karten eine wichtige Rolle. Hier dienen Karten als grafische Hilfskonstruktionen, die historische Sachverhalte und Entwicklungen anschaulich machen.

Man unterscheidet zwischen Geschichtskarten und historischen Karten. Historische Karten sind zum Beispiel alte Stadtpläne oder Weltkarten aus dem Mittelalter. Sie wurden in vergangenen Zeiten hergestellt, spiegeln das Weltbild ihrer Entstehungszeit wider und erfüllen nicht unbedingt unseren Anspruch an Wissenschaftlichkeit.

Geschichtskarten zeigen auf der Grundlage des heutigen Forschungsstandes, wie sich Räume und Grenzen im Laufe der Zeit verändert haben. Es gibt statische und dynamische Geschichtskarten. Statische Karten veranschaulichen einen politischen oder wirtschaftlichen Zustand zu einer bestimmten Zeit, z. B. die Grenzen des Deutschen Bundes zwischen 1815 und 1866. Dynamische Karten bilden eine Entwicklung ab. Eine Entwicklung kann man auch darstellen, indem man zwei statische Geschichtskarten miteinander vergleicht.

Bei der Arbeit mit Karten musst du beachten, dass die Darstellung oft stark abstrahiert ist. Karten zeigen immer nur einen Ausschnitt und bieten bestimmte ausgewählte Informationen.

 

Schritt 1: Beschreibe die formalen Merkmale der Karten

Dazu gehören Titel und Thema der Karte, der geografische Raum und die Zeit, auf die sich die Darstellung bezieht. Nenne möglichst auch den Ort und die Zeit der Veröffentlichung. Denn wenn die Karten schon älter sind und unklar ist, wer sie erstellt hat, entsprechen sie vielleicht nicht dem aktuellen Forschungsstand.

Folgende Fragen können dir helfen:

  • Welches Thema behandeln die Karten?
  • Über welche Zeit informieren die Karten?
  • Welches geografische Gebiet zeigen die Karten?
  • Haben sie den gleichen Maßstab?
  • Wo und wann wurden die Karten veröffentlicht (z. B. Schulbuch, Atlas, Website)?

Beispiel:

Karte 1 zeigt, die großdeutsche Lösung, Karte 2 die kleindeutsche Lösung für die sogenannte deutsche Frage. Das Thema der beiden Karten ist also die Frage, welche Grenzen ein deutscher Nationalstaat haben sollte. Die Karten  beziehen sich auf die Zeit der Revolution in Deutschland 1848/49, bei der diese Frage diskutiert wurde. Beide Karten zeigen stark vereinfacht den gleichen Ausschnitt Mitteleuropas. Ein Maßstab ist nicht angegeben.

Schritt 2: Ordne die Karten in den historischen Kontext ein

Bei stark vereinfachten Karten ist es hilfreich, wenn du sie zunächst in den historischen Kontext einordnest. Beziehe hier dein Vorwissen ein und erläutere kurz, welche historischen Ereignisse, Entwicklungen oder Zusammenhänge dargestellt sind.

Wenn du eine sehr detaillierte Karte mit vielen Einzelinformationen untersuchen sollst, spricht die Karte oft für sich. Dann kannst du gleich mit der Analyse beginnen (Schritt 3). Ergänze dann im Schlussteil (Schritt 4) deine Zusatzkenntnisse über den historischen Zusammenhang und verknüpfe sie mit deinem Analyseergebnis.

Beispiel:

Im 19. Jahrhundert gab es noch keinen deutschen Nationalstaat, sondern nur einen Staatenbund: 1815 hatten sich 39 Fürstentümer und freie Städte unter Führung Österreichs zum Deutschen Bund zusammengeschlossen. Es gab keine gemeinsame Regierung und keine Verfassung. Viele Deutsche wünschten sich im 19. Jahrhundert aber einen deutschen Nationalstaat mit einer Verfassung, die Freiheitsrechte und demokratische Mitbestimmung garantierte. Dafür kämpften sie in der Revolution von 1848/49. Nun schien ihr Wunsch Wirklichkeit zu werden. Das neu gewählte Parlament erarbeitete eine Verfassung für einen deutschen Nationalstaat. Über dessen Grenzen waren sich die Abgeordneten allerdings nicht einig: Die Befürworter einer großdeutschen Lösung wollten einen deutschen Nationalstaat mit dem westlichen Teil Österreichs. Dieses Gebiet war Teil des Deutschen Bundes. Andere Abgeordnete waren für eine kleindeutsche Lösung ohne Österreich. Die Mehrheit der Abgeordneten entschied sich nach langen Debatten für die kleindeutsche Lösung. Die blieb allerdings bis 1871 Theorie, da die Revolution scheiterte und 1848/49 weder ein deutscher Nationalstaat gegründet noch eine Verfassung verabschiedet wurde.

 

Schritt 3: Analysiere und interpretiere den Inhalt der Karten

Nun sollst du den Karten möglichst viele Einzelinformationen entnehmen und sie interpretieren. Achte dabei vor allem auf Zeichen, Symbole und Farben. Die Legende erklärt dir ihre Bedeutung. Bei einem Kartenvergleich soll immer die Veränderung eines Zustands oder eine Entwicklung veranschaulicht werden. Daher ist es wichtig, dass du beide Karten für sich betrachtest und analysierst. Verknüpfe am Ende die Aussagen beider Karten und formuliere eine Gesamtaussage.

Tipp: Wenn sich die beiden Karten nur in wenigen, aber entscheidenden Details unterscheiden, kannst du auch mit den Gemeinsamkeiten beginnen und dann die Unterschiede erklären.

Beispiel:

Die Farbgestaltung der beiden Karten 1 und 2 ist gleich: Das Gebiet des österreichischen Kaisertums ist orange, Preußen hellbeige, die übrigen Staaten des Deutschen Bundes sind in dunklerem Beige eingefärbt. Die Flächenfarbe der anderen europäischen Staaten, die auf dem Kartenausschnitt zu sehen sind, ist grau. Nur wenige Städte sind eingezeichnet: Wien, Berlin und Hamburg waren um 1850 die größten deutschen Städte. Berlin war die Hauptstadt Preußens, in der Frankfurter Paulskirche tagte 1848/49 das erste deutsche Parlament. Wien war die Hauptstadt des österreichischen Kaiserreichs, Budapest die Hauptstadt Ungarns. Der österreichische Kaiser aus der Dynastie der Habsburger herrschte nicht nur über Österreich. Die Habsburgermonarchie war ein Vielvölkerstaat, zu dem Gebiete der heutigen Staaten Österreich, Ungarn, Italien, Tschechien, Polen, Slowenien, Kroatien, Rumänien, Serbien und der Ukraine gehörten.

Karte 1 zeigt die kleindeutsche Lösung. Die blaue Linie markiert die Grenze, die alle Gebiete des Deutschen Bundes außer Österreich umfasst. Zu Preußen gehörten im 19. Jahrhundert auch Gebiete im Westen Deutschlands. Der kleine hellbeige Fleck im Südwesten kennzeichnet das Fürstentum Hohenzollern. Die Burg Hohenzollern war der Stammsitz der preußischen Könige aus der Herrscherfamilie (Dynastie) der Hohenzollern. Das Gebiet Preußens war größer als das Gebiet der anderen Mitgliedsstaaten im Deutschen Bund zusammen. Preußen hätte in einem deutschen Nationalstaat ohne Österreich geografisch und daher auch machtpolitisch ein deutliches Übergewicht gehabt.

Karte 2 zeigt die großdeutsche Lösung. Deren Anhänger wollten einen deutschen Nationalstaat in den Grenzen des Deutschen Bundes (rote Linie). Diese Grenze verlief aber mitten durch das Kaisertum Österreich. Eine großdeutsche Lösung hätte bedeutet, dass die österreichische Monarchie auseinandergebrochen wäre. Ein weiteres Problem einer großdeutschen Lösung: die Konkurrenz (der Dualismus) zwischen Preußen und Österreich. Beide Großmächte beanspruchten im Deutschen Bund die Führung und hätten wahrscheinlich auch in einem deutschen Nationalstaat um die Vorherrschaft konkurriert. 

Schritt 4: Beurteile die Geschichtskarten

Fasse zum Schluss die Ergebnisse deiner Analyse zusammen und leite aus den Darstellungen der Karten eine Gesamtaussage ab. Stimmt diese mit deinem historischen Hintergrundwissen überein?

Erläutere, welche Fragen die Karten offenlassen und ergänze wichtige Zusatzinformationen zum Thema der Karten.

Zum Schluss kannst du die Darstellung kritisch bewerten: Sind die Karten übersichtlich? Sind alle Zeichen und Symbole in der Legende erklärt?

Beispiel:

Die Karten wurden für eine Online-Nachhilfeplattform erstellt und sollen die wesentlichen Informationen zum Thema visualisieren. Man erkennt sehr gut, vor welchem Problem die Abgeordneten der Nationalversammlung 1849/49 standen, als sie die Grenzen eines deutschen Nationalstaats festlegen mussten: Sollten die deutschen Gebiete Österreichs dazugehören oder nicht?

Die Karten informieren nicht über die Vor- und Nachteile der beiden Konzepte. Aus den Karten selbst lässt sich auch nicht ablesen, ob sich die großdeutsche oder die kleindeutsche Lösung durchsetzte und ob es 1848/49 zur Gründung eines Nationalstaats kam. Diese Zusatzinformationen gibt die Bildunterschrift, auf die man auch angewiesen ist, um die Karten zeitlich einzuordnen.

Die Abgeordneten der Paulskirche hatten sich für eine kleindeutsche Lösung entschieden. Der neue deutsche Nationalstaat sollte eine konstitutionelle Monarchie sein – ohne Österreich. Die Nationalversammlung bot die Kaiserkrone dem preußischen König an, doch der lehnte sie ab. Er wollte seine Macht nicht durch ein Parlament beschränken lassen. Zwar gab es 1849 noch revolutionäre Bewegungen in Deutschland, die die Verfassung der Paulskirche und damit die Gründung eines deutschen Nationalstaats durchsetzen wollten, doch die Aufstände wurden gewaltsam niedergeschlagen. 

Ein deutscher Nationalstaat in den Grenzen der kleindeutschen Lösung wurde erst 1871 gegründet.