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Geboren um 1170 wahrscheinlich in Niederösterreich, gestorben um 1230 in der Nähe von Würzburg:
Außerliterarische Lebenszeugnisse sind so gut wie nicht bekannt. Walther von der Vogelweide entstammte vermutlich dem niederen österreichischen Adel. Um 1188 hielt er sich als Berufsdichter am Wiener Hof der österreichischen Herzöge Leopold V. und Friedrich I. auf, die wahrscheinlich seine ersten Gönner waren. 1198 verließ er den Wiener Hof und lebte als fahrender Sänger und im Dienst verschiedener Landesfürsten u.a. Philipps von Schwaben (1202-05) und Hermanns I. von Thüringen. Er trat schließlich in den Dienst des staufischen Kaisers Friedrich II., von dem er 1220 in der Nähe von Würzburg ein kleines Rittergut als Lehen erhielt.
Walther von der Vogelweide gilt heute neben Wolfram von Eschenbach als der herausragende Liederdichter des Mittelalters. Daneben pflegte er auch die Spruchdichtung. Sein umfangreiches Werk umfasst in vielfältigen Mischungen Lieder zu den Themenbereichen Liebe, Politik, Ethik und Religion (z. B. das Palästinalied oder der Marienleich). Vor allem seine Spruchdichtung zeichnet sich durch die Verarbeitung aktueller politischer Themen aus. Sie gilt als der Beginn der politischen Dichtung in deutscher Sprache.

Entsagungsvolle Minne und erotische Erfüllung

Der überwiegende Teil der Lieder ist von der Minnethematik beherrscht. Dabei stehen den Liedern der hohen Minne, die von der entsagungsvollen Verehrung der gesellschaftlich höher gestellten Frau aus respektvoller Entfernung handeln, v.a. Lieder der sog. niederen Minne gegenüber, die eine gegenseitige, gleichberechtigte und erfüllte Liebe, meist zu einem einfachen Mädchen aus niederem Stand, preisen. Walther von der Vogelweide gestaltet damit eine neue minnetheoretische Position, indem die Frau nicht durch ihren gesellschaftlichen Rang, sondern durch innere Qualitäten begehrenswert wird. Diese sog. Mädchenlieder sind konkret, sinnlich und meistens von einem freudvollen Hochgefühl getragen.

Ein Dichter für die staufische Kaiseridee

Gleichzeitig war Walther von der Vogelweide ein politischer Dichter. Er sah im Kampf zwischen Papsttum und Kaiser eine Ursache für die wachsenden politischen und sozialen Schwierigkeiten am Ende der Stauferepoche. Dabei stand er auf der Seite des Kaisers. Er forderte eine stärkere Trennung von Kirche und Staat und beklagte, dass die Kleriker sich zu häufig in die Politik einmischten.
Seine Alterslyrik kreist in eindrucksvollen Bildern um die Vergänglichkeit der Welt, den Glauben an Gott und das Seelenheil des Menschen, z. B. die sog. Elegie (Owê war sint verswunden alliu mîniu jâr!)


Schlagworte

  • #Mittelalter
  • #Minnesänger