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  • Aufgabe 1

    Dauer: 1 Stunde 30 Minuten 40 Punkte
    mittel

    Lies dir das Gedicht „Ach Liebste laß uns eilen“ (1624) von Martin Opitz zunächst aufmerksam durch und setze dich gründlich mit seinem Inhalt auseinander. Schreibe dann eine Gedichtinterpretation, die sich in Einleitung, Hauptteil und Schluss gliedert. Gehe darin auf die formalen und sprachlichen Besonderheiten ein und untersuche ihre Wirkung auf die inhaltliche Aussage des Gedichts.

    Das Gedicht gehört zur Epoche des Barock, der von drei großen philosophischen Leitvorstellungen getragen war:

    • dem Motto „memento mori“, was sich mit „Bedenke, dass du sterben musst“ übersetzen lässt;
    • dem Vanitas-Gedanken, der die Vergänglichkeit und Nichtigkeit alles Irdischen postuliert;
    • dem „carpe diem“ („Genieße den Tag“), das dazu auffordert, das Hier und Jetzt zu genießen.

    Untersuche in deiner Interpretation auch, ob sich diese Leitvorstellungen in Opitz’ Gedicht wiederfinden lassen. 


    Textgrundlage

    Ach Liebste laß uns eilen (1624)

    1          Ach Liebste, laß uns eilen,

    2          Wir haben Zeit,

    3          Es schadet uns verweilen

    4          Uns beyderseit.

     

    5          Der edlen Schönheit Gaben

    6          Fliehen Fuß für Fuß,

    7          Daß alles, was wir haben,

    8          Verschwinden muß.

     

    9          Der Wangen Ziehr verbleichet,

    10        Das Haar wird greiß,

    11        Der Augen Feuer weichet,

    12        Die Brunst wird Eiß.

     

    13        Das Mündlein von Corallen

    14        Wird ungestalt,

    15        Die Händ’ als Schnee verfallen,

    16        Und du wirst alt.

     

    17        Drumb laß uns jetzt geniessen

    18        Der Jugend Frucht,

    19        Eh’ als wir folgen müssen

    20        Der Jahre Flucht.

     

    21        Wo du dich selber liebest,

    22        So liebe mich,

    23        Gieb mir das, wann du giebest,

    24        Verlier auch ich.

     

Punkteverteilung

Die Interpretation ...

ist in Einleitung, Hauptteil und Schluss gegliedert. 3
nennt in der Einleitung die wichtigsten Angaben zum Gedicht. 1
liefert in der Einleitung eine kurze Inhaltsangabe. 1
formuliert in der Einleitung eine vorläufige Deutungshypothese.  1
berücksichtigt im Hauptteil formale und sprachliche Stilmittel. 6
stellt einen Zusammenhang her zwischen Form, sprachlicher Gestaltung und Inhalt. 6
liefert eine begründete Deutung und belegt sie mit passenden Textstellen.  4
fasst die Deutung am Schluss zu einer stimmigen Position zusammen. 4
geht auf die Leitvorstellungen des Barock ein. 6
benutzt eine angemessene Sprache.  4
ist in korrekter Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung verfasst. 4