Geboren in Hannover am 24.7.1864, gestorben in München am 9.3.1918:
Der Sohn eines Arztes studierte zunächst Jura, brach das Studium jedoch vorzeitig ab und verdingte sich 1886/1887 als Mitarbeiter im Reklame- und Pressebüro der Firma Maggi. Später war er als Journalist sowie als Dramaturg und Theaterschauspieler tätig. Ab 1901 gehörte er dem Kabarett Die Elf Scharfrichter an, von 1905 bis 1908 war er Mitglied des Deutschen Theaters in Berlin. Er lebte längere Zeit als freier Schriftsteller in Zürich, Paris und München und galt mit seinem unsteten Leben sowie seinem oftmals provokativen Auftreten als Bürgerschreck. Seit seiner Kindheit schrieb Wedekind Gedichte und Prosatexte, später vor allem Theaterstücke. Mit seinen Dramen, die er als bewusste Gegenentwürfe zum Naturalismus sah, setzte er sich mit dem Triebhaften im Menschen auseinander und geriet so mit den bürgerlichen Moralvorstellungen seiner Zeit in Konflikt. Das rief die Zensur auf den Plan, sodass die Aufführungen seiner Dramen oftmals durch Verbote behindert wurden.
1891 veröffentlichte Wedekind sein Drama Frühlings Erwachen, dass er mit dem Untertitel Eine Kindertragödie versah. Mit diesem Stück, das im lyrisch-expressivem Dialogstil die Gefühlsverwirrungen und Seelennöte von drei Jugendlichen in der Pubertät auf die Bühne brachte, prangerte Wedekind die rigide Sexualmoral seiner Zeit an. Das offene Ansprechen des Themas Sexualität führte zum Zensurverbot, sodass das Drama erst 1906 uraufgeführt werden konnte. Auch seine beiden Werke Der Erdgeist (1895) und Die Büchse der Pandorra (1902), die Wedekind später zur Lulu-Tragödie zusammensetzte, verletzten mit ihrer Freizügigkeit die Tabus des wilhelminischen Bürgertums. Sie verfolgen das Leben von Lulu, einem weiblichen Geschöpf, das am Ende daran zerbricht, von allen nur als Objekt der Begierde betrachtet zu werden. Der Lulu-Stoff wurde vielfach u.a. auch filmisch weiterbearbeitet.