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Dramatische Texte weisen zwar bestimmte einheitliche Merkmale auf, dennoch grenzt man innerhalb dieser Gattung anhand bestimmter Kriterien verschiedene Dramenformen voneinander ab. So lassen sich Dramen rein formal betrachtet nach der Anzahl der Akte unterteilen. Man unterscheidet in der Regel:

  • Einakter, in denen in einem Akt die Handlung konzentriert ist und kaum Szenenwechsel zu beobachten sind, üblich ist diese Form seit Mitte des 18. Jahrhunderts; seit Beginn des 20. Jahrhunderts beliebte Form des Dramas;
  • Dreiakter, in denen im ersten Akt die zu dem Konflikt führenden Umstände dargestellt werden, im zweiten der Konflikt entfaltet und im dritten aufgelöst wird;
  • Fünfakter, in denen die Handlung in fünf Stufen eingeteilt ist. Der fünfstufige Aufbau wird auch als Fünf-Akt-Schema bezeichnet und ist charakteristisch für das klassische Drama, das u.a. auf Aristoteles zurückgeht und daher auch als aristotelisches Drama bezeichnet wird. Im klassischen Drama bilden Ort, Zeit und Handlung eine Einheit: Die Handlung ist auf einen Ort und auf eine kurze Zeitspanne (etwa 24 Stunden) begrenzt. Diese Einheit gilt für das moderne Drama nicht.

Das Fünf-Akt-Schema des klassischen Dramas

Erster Akt:

Die Exposition informiert über den Schauplatz, die Zeit und die Situation; sie charakterisiert die Hauptfiguren, ihre Interessen und Beziehungen und stellt die Vorgeschichte dar; unter Umständen wird auf zukünftiges Geschehen vorgegriffen.

Zweiter Akt:

Die Handlung zielt auf den Konflikt ab (steigende Handlung). Das erregende Moment ist eine wichtige Entscheidung, ein plötzliches Ereignis, aus dem sich die dramatischen Aktionen entwickeln.

Dritter Akt:

Der Konflikt ist auf seinem Höhepunkt und die Handlung schlägt plötzlich um. Die Peripetie (Wendepunkt) bringt einen unerwarteten Umschwung in das Schicksal des Helden.

Vierter Akt:

Die auf die Katastrophe hin fallende Handlung wird durch das retardierende Moment aufgehalten.

Fünfter Akt:

In der Katastrophe findet der Konflikt seine Lösung.

Aristotelische Bauform des Dramas

Aristotelische Bauform des Dramas

Geschlossene und offene Dramenform

Betrachtet man den Ausgang eines Dramentextes, so gibt es

  • die geschlossene Dramenform, in der ein Wendepunkt die Handlung zum lösenden Schluss öffnet, d. h. Untergang des Helden (in der klassischen Tragödie) bzw. humorvolle Entwirrung (in der Komödie), und
  • die offene Dramenform, d. h., die Konflikte sind nicht gelöst und die Fragen des Zuschauers bleiben unbeantwortet (vorherrschend im modernen Drama, besonders im absurden Theater).

Kennzeichen der geschlossenen Dramenform

  • Die Haupthandlung ist durchgängig, d. h., alle Ereignisse sind miteinander verknüpft und führen auf ein Ziel hin.
  • Die Handlung erfolgt über eine geringe Zeiterstreckung (kurze gespielte Zeit).
  • Man beschränkt sich auf wenige Schauplätze.
  • Eine geringe Zahl von Figuren steht in einem klaren Beziehungsgeflecht zueinander.
  • Es dominiert bei allen Figuren und in sämtlichen Situationen ein einheitlich hoher Sprachstil.

Kennzeichen der offenen Dramenform / modernes Theater

  • Das Geschehen ist nicht mehr einsträngig, sondern setzt sich aus verschiedenen Handlungsteilen zusammen. So entsteht eine lockere, episodische Struktur.
  • Die Dramenhandlung erstreckt sich über größere Zeiträume (oft Jahre).
  • Die Handlung spielt an verschiedenen Orten.
  • Die Zahl der Figuren ist groß, viele Figuren treten nur zu bestimmten Zeitpunkten, z. B. in einzelnen Jahren, auf.
  • Es gibt keinen einheitlichen Redestil, sondern die sozialen und individuellen Merkmale der Figuren zeigen sich auch in ihrer unterschiedlichen Redeweise.
  • Die zentrale Hauptfigur tritt meist in allen Szenen auf, das Grundthema wird in allen Szenen variiert und Symbole oder Leitmotive wiederholen sich in den verschiedenen Szenen, um den Zusammenhalt zu wahren.

Schlagworte

  • #Akt