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  • Aufgabe 1

    Dauer: 7 Minuten 7 Punkte
    mittel

    „Vorbehalte beziehen sich auf die vorgesehene Wiederherstellung einer Zentralregierung in Deutschland, auf die Wiederherstellung der politischen Parteien für ganz Deutschland und auf die Schaffung zentraler Verwaltungsstellen unter der Leitung von Staatssekretären, deren Amtsbereich sich auf das gesamte deutsche Gebiet erstrecken würde [...]
    Sie (die frz. Regierung) ist der Ansicht, [...] daß eine Teilung Deutschlands in mehrere Staaten, wenn sie die Folge einer natürlichen Entwicklung und nicht einer auferlegten Lösung sein würde, für die Aufrechterhaltung der Sicherheit in Europa günstig wäre.“
    Quelle: Ernst Deuerlein, Die Einheit Deutschlands. Alfred Metzner, Frankfurt/M., 2. Aufl. 1961, S. 357 f.

    Warum sind Frankreich mehrere deutsche Staaten lieber als ein vereinigtes Deutschland?

  • Aufgabe 2

    Dauer: 12 Minuten 12 Punkte
    mittel

    „Die Idee, Deutschland gemeinsam mit den Russen regieren zu wollen, ist ein Wahn. [...] Wir haben keine andere Wahl, als unseren Teil von Deutschland [...] zu einer Form von Unabhängigkeit zu führen, die so befriedigend, so gesichert, so überlegen ist, daß der Osten sie nicht gefährden kann. [...] Ob das Stück Sowjetzone wieder mit Deutschland verbunden wird oder nicht, ist jetzt nicht wichtig. Besser ein zerstückeltes Deutschland, von dem wenigstens der westliche Teil als Prellbock für die Kräfte des Totalitarismus wirkt, als ein geeintes Deutschland, das diese Kräfte wieder bis an die Nordsee vorläßt.“
    Quelle: George F. Kennan, Memoiren eines Diplomaten. Goverts Verlag, Stuttgart 1968, S. 262 f.

    1. Wie schätzt Kennan die sowjetische Politik ein? Welche Rolle soll nach seinem Konzept der nicht sowjetisch besetzte Teil Deutschlands übernehmen?
    2. Was bedeutet der Vorschlag Kennans, der ab 1947 den Planungsstab des US-Außenministeriums leitete, für die Einheit Deutschlands?
  • Aufgabe 3

    Dauer: 20 Minuten 18 Punkte
    schwer

    Aus einem Brief von Walter Dorn (1894–1961, US-Historiker und Berater der US-Militärregierung in Deutschland 1945–1949 – Anm. d. Red.) an General Clay über den Misserfolg der Entnazifizierung, 11. Mai 1949:

    1. Wenn die Entnazifizierung in ganz Deutschland wirksam werden sollte, hätte sie in allen vier Zonen einheitlich durchgeführt werden müssen. Als diese Einheitlichkeit unwiederbringlich verloren war, büßte die Entnazifizierung viel von ihrer Bedeutung bei der deutschen Bevölkerung ein. Es genügte ja nicht, ein früheres Parteimitglied in der einen Zone als Belasteten zu verurteilen, wenn es in einer anderen ein hohes öffentliches Amt bekleiden konnte. [...] 
    2. Zu keiner Zeit hat sich beweisen lassen, daß die Entnazifizierung das Haupt- oder überhaupt ein ernsthaftes Hindernis wirtschaftlichen Wiederaufschwungs war, wie das so viele amerikanische Businessmen und leider auch einige Mitglieder Ihres Stabes glaubten. [...] Als General Patton auf Befehl General Eisenhowers am 29. 9. 1945 die führenden 17 aktiven Nazis im Bayerischen Landwirtschaftsministerium entließ, arbeitete dieses wirksamer als zuvor, was anhand der Erfassung der landwirtschaftlichen Produktion bewiesen werden kann. [...] 
    3. Das Befreiungsgesetz war, trotz seiner Vorzüge und des erhabenen Idealismus, der auf amerikanischer wie auf deutscher Seite hinter ihm stand, keine ganz befriedigende Regelung. Es führte als neues Konzept den Strafgedanken in das Entnazifizierungsverfahren ein. Deshalb war es ein Fehler, die Kontrollratsdirektive Nr. 24, die der Entlassung und Disqualifizierung [für die Bekleidung öffentlicher Ämter] dienen sollte, zum integrierenden Bestandteil des Gesetzes zu machen. [...] Diese Kritikpunkte, die sich aus der Erfahrung derjenigen ergaben, die das Gesetz durchführen sollten, wurden in der Folge bei den Änderungen des Befreiungsgesetzes berücksichtigt, die im Herbst 1947 und Frühjahr 1948 vorgenommen wurden. Zwar wurde das Gesetz durch die Änderungen für die Deutschen eher annehmbar, zugleich aber auch stumpf. 
    [...] Meines Erachtens gibt es [heute] allgemeine Übereinstimmung darüber, daß wir mehr Erfolg gehabt hätten, wenn die Militärregierung willkürlich die Zahl von 100 000 [der schwersten Fälle] bestimmt, das Beweismaterial gegen diese zusammengetragen und den Deutschen zur Aburteilung vorgelegt hätte.
     
    Quelle: Klaus-Jörg Ruhl (Hg.), Neubeginn und Restauration. Dokumente zur Vorgeschichte der Bundesrepublik Deutschland 1945–1949, München 1982, S. 290 ff.

    1. Was kritisiert Dorn am Prozess der Entnazifizierung?
    2. Trug deiner Ansicht nach die Entnazifizierung zu einer „Stunde Null“ und zu einer Demokratisierung der BRD bei? Vergleiche auch die Entwicklung der Weimarer Republik nach dem Ersten Weltkrieg.