Apartheid, die Politik der Rassentrennung zwischen Weißen, Schwarzen und Mischlingen (Coloureds) sowie später Asiaten in der Republik Südafrika, die bis 1990 das Herrschaftssystem der privilegierten weißen Minderheit sicherte. Die Apartheidspolitik wurde 1948 mit dem Regierungsantritt der National Party forciert. Apartheid bedeutet in der Sprache der Weißen Afrikaans »Gesondertheit«.
Große und kleine Apartheid
Im Zuge der Großen Apartheid verfügte die weiße Regierung 1950 die Zuordnung eines jeden Südafrikaners zu einer der »Rassen« vorgenommen. Den Schwarzen (Bantus) wurden über die ganze Republik Südafrika verstreute Homelands zugewiesen, die mit Zwangsumsiedelungen durchgeführt und mit streng angewendeten Passgesetzen überwacht wurden. In den Städten wurden für arbeitende nichtweiße Gruppen bestimmte Wohngebiete (Townships) eingerichtet, das bekannteste Township wurde Soweto (Abkürzung für South Western Townships) bei Johannesburg.
Nur in den Homelands durften die Schwarzafrikaner ihre politischen Rechte ausüben. Sie verloren die südafrikanische Staatsangehörigkeit, wenn ihr Homeland von der Republik Südafrika für unabhängig erklärt. Das geschah 1976 in der Transkei, 1977 in Bophuthatswana, 1979 in Venda und 1981 in der Ciskei. Die Coloureds und Asiaten besaßen ab 1984 jeweils eigene Parlamente (Kammern).
Die Kleine Apartheid bedeutete die gesetzlich verfügte Trennung von Weißen und Nichtweißen in öffentlichen Einrichtungen (Schulen, Krankenhäusern, öffentlichen Verkehrsmitteln). Sie wurde 1985 mit der Aufhebung des Verbots von Ehe und Sexualverkehr zwischen Weißen und Nichtweißen gelockert.
Lange Zeit konnte sich die Apartheidspolitk der weißen Minderheit im Schutze des Ost-West-Konflikts halten. Allerdings erhöhte sich in den 1980er Jahren der internationale Druck auf die südafrikanische Regierung etwa über wirtschaftliche Sanktionen vor allem im Rahmen der Vereinten Nationen.
Der African National Congress
Die Politik der Apartheid führte zum Widerstand der schwarzafrikanischen Bevölkerung, die etwa 80 Prozent der Bevölkerung ausmachte. Schwarzafrikaner gründeten bereits 1912 den African National Congress (ANC). Diese politische Bewegung kämpfte für die Abschaffung der Apartheid mit Mitteln des gewaltlosen Widerstands bis zu ihrem Verbot 1960 (bis 1990). Auseinandersetzungen über die Art des Kampfes führten 1959 zur Abspaltung des radikaleren Pan Africanist Congress (PAC).
Nach dem Verbot des ANC verlagerte er seinen Sitz nach Lusaka (Sambia). Aus seinen Reihen formierte sich die Untergrundorganisation Umkontowe Sizwe (»Speer der Nation«). Seit 1969 nahm der ANC auch Weiße, Mischlinge und Asiaten in seine Exilführung auf. Gegen die teilweise brutale Unterdrückung erhob sich immer wieder Widerstand der Schwarzen. International bekannt wurden etwa die Schüler- und Studentenproteste in Soweto 1976, die über 500 Todesopfer forderten.
Die Überwindung der Apartheid
Der entscheidende Schritt zur Abschaffung der Rassentrennung gelang unter dem südafrikanischen Präsidenten Frederick Willem de Klerk (*1936), der Kontakt zum seit 1963 inhaftierten ANC-Führer Nelson Mandela (*1918, †2013) aufnahm. Mandela wurde 1990 aus der Haft entlassen.
In langwierigen Verhandlungen konnten die Gesetze der Apartheid abgeschafft werden. 1992 billigte die weiße Bevölkerung die Aufhebung der Apartheid durch eine Volksabstimmung. Eine neue Verfassung, die eine multirassische, auf Gleichberechtigung beruhende Gesellschaft und ein demokratischen Staat beschrieb („Regenbogenstaat“), wurde erarbeitet und trat 1993 in Kraft. Mandela und de Klerk erhielten für die Abschaffung der Apartheid 1993 den Friedensnobelpreis.
Seit den ersten freien Wahlen 1994 stellt der ANC die bestimmende politische Kraft in Südafrika dar. Zum ersten schwarzen südafrikanischen Präsidenten wurde 1994 Nelson Mandela gewählt. Mandelas Nachfolger waren Thabo Mbeki (*1942, Staatspräsident 1999 bis 2008) und Jacob Zuma (*1942, Staatspräsident seit 2009). In innerparteilichen Auseinandersetzungen konnte sich 2008 Zuma gegen Mbeki durchsetzen.